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Bullen hatten zu Karneval eine gute Zeit
Ausgabe vom 06.03.2019
Bullen hatten zu Karneval eine gute Zeit
von Sven Weisenhaus
Sicherlich werden viele Menschen zu Karneval eine sehr schöne Zeit gehabt haben. Und auch das „Wirtschafts-Forum“ der Stockstreet GmbH war wieder ein voller Erfolg. Doch aus Sicht der Börsen hatten die Bullen zu Karneval definitiv die schönere Zeit – zumindest gegenüber den Bären. Denn die Aktienmärkte zeigten tendenziell Stärke.
DAX konnte sehr wichtige Marken überwinden
Zwar gab es in den vergangenen Tagen auch leichte Rücksetzer, doch fielen diese relativ gering aus. Und zuvor konnte der DAX am Tag nach Altweiber sehr entscheidende Widerstände überwinden (siehe grüner Kreis im Chart). Unter anderem gewannen die Bullen den Kampf um einen Ausbruch über den Kreuzwiderstand aus der wichtigen Abwärtslinie (dick rot), der Konsolidierungslinie (rot gestrichelt) und der Mittellinie bei 11.525 Punkten.
Zudem wurde das 38,20%-Fibonacci-Retracement der gesamten Korrekturbewegung übersprungen (siehe grüner Kreis im folgenden Chart), womit nun weiteres Potential bis zur 50%-Marke freigesetzt ist – unter Berücksichtigung der am vergangenen Mittwoch genannten Zwischenhürden.
Zudem konnte mit dem Sprung über die (dicke rote) Abwärtslinie (erster Chart oben) auch die Nackenlinie der vermeintlichen Schuler-Kopf-Schulter-Formation (SKS) zurückerobert werden (siehe grüner Kreis im folgenden Chart). Damit hat diese nun ihren Schrecken endgültig verloren.
Allerdings hatten wir, wie Sie vielleicht noch wissen, schon recht frühzeitig und dann immer wieder Zweifel angemeldet, dass sich hier überhaupt eine regelkonforme SKS ausbildete. Schon am 26.04.2018 war in der Börse-Intern zu lesen, dass die Entwicklung der Umsätze im Kursverlauf nicht stimmte. Daher hatten wir anschließend nur noch von einer SKS-ähnlichen Formation gesprochen.
Statt einer komplexen SKS-Formation nur eine banale ABC-Korrektur?
Die wichtigste Erkenntnis daraus, dass die SKS-Formation nun durch die Rückeroberung ihrer Nackenlinie endgültig aus dem Rennen ist, ist folgende: Eine SKS-Formation ist eine Umkehrformation. Hätten wir es also mit einer regelkonformen SKS zu tun gehabt, hätte dies eine nachhaltige und anhaltende Wende von einem Bullen- in einen Bärenmarkt zur Folge gehabt. Doch diese Gefahr ist nun definitiv nicht mehr gegeben.
Stattdessen könnten wir (mit den zwei Korrekturwellen) seit dem Hoch von Ende 2018 nach einem (großen) Aufwärtstrend lediglich eine (relativ große und) völlig banale (ABC-)Korrektur gesehen haben. Und genau auf diese Möglichkeit hatte ich auch schon am 12.10.2018 hingewiesen (siehe „DAX: Top-Formation oder ABC-Korrektur?“). Diese (ABC-)Korrektur passt auch viel besser zu dem Elliott-Wellen-Szenario, welches ich hier schon seit vielen Monaten verfolgt habe. Erstmals mit dem folgenden Chart aus der Börse-Intern vom 15.02.2018 hatte ich mit dem roten Pfeil sehr klar aufgezeigt, dass auf absehbare Zeit mit dieser ABC-Korrektur zu rechnen war.
Das neue Allzeithoch (grüner Pfeil) wurde zwar nicht mehr erreicht, doch grundsätzlich ging das Szenario bislang sehr gut auf und es kam zu den erwarteten Kursverlusten in Richtung 10.000 Punkte (roter Pfeil).
Kurioser Weise hatte ich in der Analyse vom 12.10.2018 noch die Angst vor einem steileren Zinspfad in den USA für unbegründet erklärt. Und mit der alternativen ABC-Korrektur hatte ich damals auch versucht, die Angst vor Top-Formationen zu nehmen. Nun muss ich dagegen die inzwischen aufgekommenen Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen kritisieren. Denn weder für einen steileren Zinspfad noch für baldige Zinssenkungen gab und gibt es in den Konjunkturdaten ausreichende Gründe. Und so warne ich jetzt, insbesondere im Hinblick auf die US-Indizes, auch wieder vor zu hohen Erwartungen an steigende Aktienkurse.
Neue Long-Positionen – ja, aber…
Denn auch im DAX, der gegenüber den US-Indizes günstiger bewertet und wesentlich weniger überkauft ist, ist nun nicht uneingeschränkt mit weiter steigenden Kursen zu rechnen, nur weil die große SKS-Formation, die es ja sowieso nie gab (lediglich SKS-ähnlich), endgültig ad acta gelegt werden kann.
Zwar war in der Börse-Intern vom 23.10.2018 zu lesen: „Von neuen Long-Positionen sollte man also daher erst einmal Abstand nehmen. Diese kommen erst wieder in Frage, wenn es den Bullen gelingt, die bearishen Szenarien zu neutralisieren oder sich klare Umkehr-/Bodenformationen ausbilden.“ Und weiter: „Bei der SKS-ähnlichen Formation wäre dies der Fall, wenn die Nackenlinie (durchgezogene blaue Linie im folgenden Chart) klar zurückerobert wird.“ Genau dies ist inzwischen der Fall. Long-Positionen kommen demnach wieder in Frage.
Doch in der Börse-Intern hieß es damals auch: „Um den möglichen Diamanten zu neutralisieren, muss sich der DAX noch etwas mehr anstrengen.“ Die SKS-Formation war nämlich nur eine von mehreren möglichen bearishen Formationen. Und der von Torsten Ewert am 08.10.2018 ins Spiel gebrachte Diamant (blaue Linien im folgenden Chart) ist noch nicht hinfällig, ebenso wie der Bear-Keil (dicke rote Aufwärtslinien).
Um ein Ende der bearishen Wirkung der Diamant-Formation zu erreichen, müsste der DAX zumindest bis über das Tief dieser Formation steigen – also bis in den Bereich des roten Balkens im Chart.
Die Korrektur im DAX ist noch längst nicht beendet
Mit dem Anstieg des DAX über die Nackenlinie der SKS-ähnlichen Formation wurde also zwar ein wichtiges bearishes Signal neutralisiert und damit ein bullishes Signal gesendet, doch die Korrektur insgesamt ist damit noch längst nicht beendet. Selbst aus Sicht der Elliott-Wellen muss mit den zwei Abwärtswellen und der zwischenzeitlichen Kurserholung noch keine ABC-Korrektur vollständig abgeschlossen worden sein. Stattdessen können diese drei Wellen auch lediglich Bestandteil einer noch größeren ABC-Korrektur sein.
Und auch mit der Aufwärtslücke vom vergangenen Freitag stehen nicht alle Börsenampeln nachhaltig auf Grün. Zwar konnte das neue Niveau trotz leichter Rücksetzer bislang gehalten werden, weil die Verluste nur sehr moderat ausfielen – und so haben wir es aktuell mit einer sehr bullishen Kurslücke zu tun, die man als Breakaway-Gap bezeichnen kann – doch fehlen bislang noch die nötigen Anschlussgewinne für eine Bestätigung des bullishen Ausbruchs. Sollte es stattdessen in den kommenden Tagen zu einer Abwärtslücke und dann weiter fallenden Kursen kommen, hätten wir es mit der dann geschaffenen Kursinsel sogar mit einem kurzfristigen Umkehrsignal und einer Bullenfalle zu tun.
Fazit
Die Bullen hatten zu Karneval eine gute Zeit. Denn mit einer Aufwärtslücke gelang am vergangenen Freitag der Sprung über wichtige Hürden. Kurzfristig ist die Lage im DAX daher klar bullish. Doch die Bullen haben noch sehr viel zu tun, um die Korrektur endgültig zu beenden. Und mit Blick auf die völlig überkauften US-Indizes ist mit neuerlichen Rücksetzern zu rechnen. Bleiben Sie also mit neuen Long-Positionen vorsichtig.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
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