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DAX: Top-Formation und weitere Warnsignale

Ausgabe vom 08.10.2018

DAX: Top-Formation und weitere Warnsignale

von Torsten Ewert

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

in diesem Jahr mussten wir uns bereits zweimal mit möglichen Top-Formationen im DAX beschäftigen – zunächst Ende April und dann noch einmal Anfang August. Nun gibt es dazu erneut Anlass, und die Zahl der Warnsignale nimmt dabei zu.

Diamant als neue Top-Formation?

Im April sah alles nach einer SKS aus (Schulter-Kopf-Schulter-Formation), die sich aber bald danach als formal hinfällig erwies. Im August war es bestenfalls noch eine sehr verschobene (und damit keine regelgerechte, sondern eine unzuverlässige) SKS oder ein ebenso unsicherer Diamant (auf den ein Leser in einem Kommentar zu dem damaligen Beitrag hinwies).

Inzwischen zeichnet sich das Szenario des Diamants aber recht konkret ab. Dazu der folgende Chart:

 

Charttechnisch ist ein Diamant eine zweiteilige Formation, bei der sich zunächst ein nach rechts öffnendes Dreieck bildet, dem sich ein klassisches, „schließendes“ Dreieck anschließt. Dadurch entsteht eine Raute – das typische Symbol des Diamanten (siehe blaue Linien).

Was diese Top-Formation auf keinen Fall ist

Nun spielt in der Charttechnik häufig die Symmetrie der Formationen eine große Rolle und damit sind wir auch schon beim wichtigsten Kritikpunkt an dieser Formation: Dieser „Diamant“ ist auf der Unterseite sehr flach – seine Tiefs liegen zumindest in einer relativ schmalen Zone (grünes Band).

Diese Zone kann man mit etwas gutem Willen auch als „Linie“ auffassen, wodurch man geneigt sein könnte, diese Formation auch weiterhin als SKS anzusehen. Und tatsächlich findet man derzeit einige Analysen, die genau das behaupten.

Allerdings gilt natürlich weiterhin das, was ich im August über diese vermeintliche SKS sagte: Es ist keine – daher eignet sich diese Formation zumindest nicht für das klassische Trading. Doch es besteht nach wie vor die Gefahr, dass es trotzdem eine Top-Formation wird. Und die nun mögliche Diamant-Formation erhöht diese Gefahr deutlich. Zudem gibt es andere Gefahrensignale, die dieses Szenario stützen.

Der Diamant als charttechnisches Mysterium

Bevor ich auf diese Gefahrensignale detaillierter eingehe, kurz einige Hinweise zu diesem vermeintlichen Diamanten. Diese Formation ist so selten, dass es – abgesehen von der Rauten-Form – keine konkreten Regeln gibt, wie sie auszusehen hat. Das hängt auch damit zusammen, dass schon die linke Seite der Formation – das sich öffnende Dreieck – charttechnisch weitgehend unbestimmt ist. Zu diesem gibt es außer den beiden äußeren Begrenzungslinien ebenfalls keine weiteren Anhaltspunkte, z.B. eine typische Umsatzentwicklung (siehe unterer Chartteil). Das gilt dann folglich auch für den Diamanten insgesamt.

Die klassische Charttechnik behandelt daher den Diamanten auch recht stiefmütterlich, zumal sich einige Beispiele finden lassen, bei denen Diamanten keine Top-, sondern Fortsetzungsformationen waren.

Das ist nicht so abwegig, wie es klingt. Dazu brauchen wir uns nur den psychologischen Ablauf während der Bildung dieser Formation zu veranschaulichen: Der erste (linke) Teil des Diamanten – das sich öffnende Dreieck – ist die bekannte Broadening Formation, die eine deutliche Unsicherheit der Marktteilnehmer signalisiert.

Der psychologische Ablaufplan der Diamant-Formation

Diese Broadening Formation endet in neun von zehn Fällen bearish – wenn das also einmal nicht geschieht, sondern ein klassisches Dreieck (und damit ein Diamant) folgt, ist das zunächst ein ermutigendes Zeichen! Schließlich setzen sich die Bären nicht sofort durch, sondern die Bullen erreichen erst einmal einen Aufschub – auch wenn es vorerst nicht mehr als ein Abwarten ist.

Und wenn sich in dieser Wartezeit die Zweifel und Unsicherheiten verflüchtigen, die zu der Broadening Formation geführt haben, dann kann es natürlich auch weiter aufwärts gehen!

Die aktuellen Unsicherheiten hat Sven Weisenhaus hier zuletzt mehrfach erwähnt: die fundamentale Überbewertung von Aktien, die Liquiditätsverknappung durch die Notenbanken und die potenziell steigenden Zinsen, die dadurch mögliche Belastung der Schwellenländer sowie natürlich auch der andauernde Handelsstreit oder eine mögliche Krise in Italien. All diese Unsicherheiten sind nach wie vor vorhanden – verflüchtigt hat sich bisher keine davon!

Die weiteren Warnsignale

Bei der Bewertung der Diamant-Formation stoßen wir daher schnell auf weitere charttechnische Warnhinweise:

  • Der DAX bildete seit 2015 einen aufsteigenden Keil (rote Linien im Chart oben), der als sogenannter Bear-Keil eine mögliche Trendabschlussformation ist. Im September brach der DAX den Keil nach unten und bestätigte diesen Ausbruch durch einen Wiederanstieg an die untere rote Linie. Seitdem fällt der Kurs wieder.

     
  • Das Allzeithoch im Januar wurde klar unterhalb der Oberkante des grünen Trends gebildet, was ein weiteres Schwächezeichen der Bullen war.

     
  • Der Diamant entstand im Bereich des alten Allzeithochs bei 12.391 Punkten (dicke gestrichelte rote Linie) und kann damit als Kampf um diese Marke gedeutet werden. Dabei kam es zu mehren Fehlausbrüchen nach oben. Inzwischen fehlt den Bullen aber offenbar die Kraft, die Kurse nochmals über dieses Niveau zu treiben.

Ein weiteres Gefahrenmoment zeigt der folgende Chart:

 

Das ist der gleiche Chart wie oben – nur in logarithmischer Kursskalierung. Dadurch verläuft der langfristige Aufwärtstrend seit 2009 anders, so dass seine Unterkante im aktuellen Kursbereich liegt. Und der DAX ist nun dabei, diesen Aufwärtstrend zu brechen – das wäre das nächste bearishes Signal!

Wann die Top-Formation abgeschlossen ist

Was bedeutet dies alles nun für die drohende Top-Formation? Charttechnisch gilt eine Diamant-Formation als beendet, wenn eine ihrer beiden rechten Begrenzungslinien nach oben oder unten gebrochen wird. Das Top im DAX wäre also formal bei einem Bruch der rechten unteren blauen Linie abgeschlossen.

Da diese Linie aber sehr flach verläuft und knapp unter ihr noch die grüne Widerstandszone zwischen ca. 11.900 und 11.700 Punkten liegt, bleibt für mich das entscheidende Bären-Signal ein Rückfall unter das bisherige Jahrestief vom März bei 11.727 Punkten.

Dynamisch abwärts bis 10.000 Punkte?

Wenn es dazu kommt, könnte es auch sofort recht dynamisch abwärts gehen. Grund dafür sind die diversen Abwärtstrends, die im DAX bereits etabliert sind (siehe folgender Chart):

 

So ist nicht nur ein Rückfall bis an die Unterkante des bisherigen übergeordneten Abwärtstrends (rot schattiert) möglich, sondern der DAX kann dabei durchaus auch entlang der deutlich steileren gestrichelten roten Linien fallen. Eine entsprechende Trendbeschleunigung deutet sich durch die jüngsten Hochs bereits an (siehe Pfeile).

Echte Unterstützung bietet erst das nächste Target

Vor der runden 10.000er Marke, die sich aufgrund des ersten Charts (ganz oben) als mögliches Ziel ergibt, finden sich nur wenige weitere Unterstützungen (dicke blaue Linien). Die markanteste liegt bei gut 10.800 Punkten und bildet dort sogar ein Target (siehe gelber Kreis).

Aber wie gesagt, diese Marken werden erst relevant, wenn der DAX unter das März-Tief fällt. Noch besteht aber die Chance, dass die US-Indizes ihre Rally fortsetzen, was im DAX mindestens zu einer Bodenbildung führen sollte. In jedem Fall werden wir für Sie in der Börse-Intern die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen.

Mit besten Grüßen

Ihr Torsten Ewert

Trader-Sentiment für 41. KW 2018 (08.10. - 12.10.)

von Sven Weisenhaus

Der DAX zeigte sich zum Start in die vergangene Handelswoche (dunkles Rechteck im folgenden Chart) zunächst recht stark und konnte am Montag bis im Hoch bei 12.373,29 Punkten um rund 1 % zulegen. Da sich in der Umfrage zuvor die Mehrheit der Anleger mit einem Anteil von 55,19 % für fallende Kurse ausgesprochen hatte, erfüllte das Sentiment seine Funktion als Kontraindikator zu dieser Zeit sehr gut.

Am Dienstag kehrte der DAX dann zwar zum Schlusskurs der Vorwoche zurück (blaue Linie) und pendelte bis Freitag um diese Marke herum, da die Kurse aber auch in dieser Zeit noch überwiegend im Plus notierten, kann man auch hier noch argumentieren, dass das Sentiment durchaus als Kontraindikator funktioniert hat.

Erst am Freitag gaben die Kurse stärker nach, wodurch der DAX die Woche letztlich noch mit einem Minus von 1,1 % abschloss. Ob man davon ausgehen kann, dass die Stimmung zu diesem Zeitpunkt noch unverändert bearish war und das Sentiment seine Funktion als Kontraindikator am Ende doch nicht erfüllt hat, ist diskussionswürdig.

Jedenfalls hat die erneute Kursschwäche im DAX dazu geführt, dass sich die Stimmung der Anleger nicht gerade verbessert hat. Im Gegenteil - in der aktuellen Umfrage haben sogar 61,33 % der Teilnehmer auf den Button für einen fallenden DAX geklickt. Damit hat das Bärenlager noch einmal 6,14 Prozentpunkte hinzugewonnen.

Vielleicht gelingt es dem DAX dieses Mal, vor dem Hintergrund des zunehmenden Pessimismus seine Schwäche nachhaltiger abzulegen.


Ihr 
Sven Weisenhaus 
- Stockstreet-Team - 
www.trader-sentiment.de

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