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Die Flut hebt (jetzt) alle Boote – aber wie lange noch?
Ausgabe vom 20.12.2023
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von Sven Weisenhaus
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Die Flut hebt (jetzt) alle Boote – aber wie lange noch?
von Sven Weisenhaus
Bei den Stockstreet-Börsenbriefen hat es jüngst eine Vielzahl von Gewinnmitnahmen gegeben. Alleine am Montag waren es fünf:
Der „Optionsscheine-Expert-Trader“ machte den Anfang mit dem (erneuten) Teilverkauf eines Long-Trades auf Deutsche Bank. Diese brachte einen Gewinn von 77 %, nachdem der erste Teilverkauf bereits ein Plus von 48 % eingebracht hatte, über den ich auch in der Börse-Intern vom 1. Dezember berichtet hatte.
Es folgte der „Allstar-Trader“, der Aktien von Salzgitter mit einem Gewinn von 7,85 % und von Deutz mit einem Gewinn von 9,61 % verkaufte. Beide Werte waren weniger als 5 Wochen im Depot.
Auch beim „HighTech-Trader“ betrug die Haltedauer bei zwei Trades nur weniger als 5 Wochen. Dennoch brachten die Aktien von Jenoptik einen Gewinn von 14,90 % und die Anteile von Carl Zeiss Meditec sogar einen Ertrag von 18,49 % ein.
Zu guter Letzt wurde heute aus dem „Aktien-Perlen“-Depot ein Teil der Aktien von Lotus Bakeries mit einem Gewinn von 21 % verkauft.
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Warum erzähle ich Ihnen das heute an prominenter Stelle, und nicht wie sonst am Ende der Börse-Intern Ausgabe? Weil ich Sie in diesem Zusammenhang einerseits auf die zu Ende gehende Weihnachtsaktion hinweisen möchte. Es sind jetzt nur noch 3 Tage Zeit, um sich den Rabatt von 66 % zu sichern. Suchen Sie sich daher JETZT den passenden Börsenbrief aus - klicken Sie dazu HIER!
Die Flut hebt alle Boote
Andererseits hat es aber auch einen Grund, warum es zu den Gewinnmitnahmen kommt und die Trades zum Teil nur so kurz im Depot verweilen. Denn es finden derzeit immer mehr Übertreibungen statt. Bei den Aktienindizes ist dies schon längst der Fall. Hier setzt sich die Kursrally aber dennoch scheinbar unaufhörlich fort. Und das zieht inzwischen immer mehr Aktien mit nach oben, die bislang noch nicht stark gestiegen waren – teilweise aus gutem Grund. Aber letztlich hebt die Flut alle Boote, lautet ein Spruch, den man an den Börsen öfter hört.
Anleger im Kaufrausch
Man muss sich aber die Frage stellen, ob es angemessen ist, dass ein Unternehmen plötzlich rund 20 % mehr wert sein soll als noch vor gerade einmal 5 Wochen. In Einzelfällen kann das natürlich sein, wenn das Unternehmen zum Beispiel höhere Umsätze und/oder Gewinne meldet oder die Aktie zuvor (zu) stark gefallen war. Aber in der Marktbreite, in der das derzeit stattfindet, kann man dieses Kursgeschehen eigentlich nur mit einem Kaufrausch der Anleger begründen.
Es wird derzeit versucht, noch möglichst schnell alles nach oben zu treiben. Findet irgendwo ein Kursanstieg statt, lockt dieser sofort weitere Käufer an. Und Werte, die noch nicht stark gestiegen sind, erscheinen plötzlich attraktiv. Auf Qualität oder fundamentale Fakten wird dabei nicht geschaut. Es zählt nur der mögliche Kursgewinn.
Im Fall einer Korrektur kann es schnell abwärts gehen
Und so kommt es derzeit zu massiven Kurssprüngen binnen kürzester Zeit, die dann natürlich auch schnell eine charttechnische Übertreibung darstellen. Und da es nach den extremen Kursanstiegen der vergangenen Wochen und Monate jederzeit am Gesamtmarkt zu einer Korrektur kommen kann, muss man aktuell kurzfristig agieren: Schnell rein in einen Wert – und dann auch schnell die Gewinne mitnehmen. Denn bei einzelnen Werten kann es im Falle einer (allgemeinen) Korrektur auch mal schnell 20 % abwärts gehen, vor allem bei zuvor sehr weit gestiegenen Kursen.
Die Perspektiven für die deutsche Wirtschaft bleiben trüb
Zumal das fundamentale Umfeld die aktuelle Rally in diesem Ausmaß nach wie vor nicht begründet. Erst gestern wurde zum Beispiel gemeldet, dass das Auftragspolster der deutschen Industrie in Rekordgeschwindigkeit (!) abgenommen hat. Im Oktober sank der Auftragsbestand um 5,9 % zum Vorjahresmonat. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn dieser Statistik im Jahr 2015 (!). Und im Vergleich zum Vormonat war das Minus von 0,6 % bereits der 4. Rückgang in Folge.
Die Reichweite des Auftragsbestands sank im Oktober auf 6,9 Monate. Das ist das niedrigste Niveau seit knapp 3 Jahren.
Nun gut, man könnte jetzt argumentieren, dass der Oktober Vergangenheit ist, die Börsen aber in die Zukunft schauen. Doch gestern wurde auch gemeldet, dass die deutschen Exporteure wenig optimistisch in das neue Jahr gehen. Das Barometer für die Exporterwartungen gab im Dezember um 2,6 auf -6,7 Punkte nach, wie das Münchner ifo-Institut zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Davor hatte es zwei Anstiege in Folge gegeben.
Gleiches gilt für das ifo-Geschäftsklima. Im Oktober und November war der Stimmungsindikator gestiegen, nun hat es für den Monat Dezember aber wieder einen Rückgang gegeben. Die rund 9.000 befragten Unternehmen beurteilten dabei ihre aktuelle Geschäftslage und ihre Aussichten für die kommenden Monate wieder pessimistischer.
Die deutsche Wirtschaft wird angesichts dieser Daten mit hoher Wahrscheinlichkeit im Schlussquartal 2023 geschrumpft sein und somit in einer technischen Rezession stecken. Denn im vorangegangenen Vierteljahr war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bereits um 0,1 % zurückgegangen. Und es sieht derzeit nicht danach aus, als würde die Wirtschaft Anfang 2024 besser abschneiden.
Zinsspekulationen alleine reichen auf Dauer nicht
Die aktuelle Rally am deutschen Aktienmarkt wird also aktuell fast ausschließlich mit der Spekulation auf erste Leitzinssenkungen der EZB im März oder April begründet, die aber wohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht kommen wird, wenn man den führenden Mitgliedern der Europäischen Zentralbank (EZB) glaubt.
DAX hat mit dem Zinsentscheid der EZB seine Rally beendet
Und so passt es zumindest ins Bild, dass der DAX seit der Zinsentscheidung der EZB vom vergangenen Donnerstag nicht weiter zulegen konnte. Stattdessen stellte sich der Anstieg über die Rechteckgrenze bei 16.850 Punkten als Fehlausbruch heraus und die Kurse sind entlang einer Konsolidierungslinie (rot gestrichelt) in eine kleine Rally-Pause übergegangen – was aus Sicht der Target-Trend-Methode idealtypisch ist.
Der Kreuzwiderstand aus Rechteckgrenze und Konsolidierungslinie, über den ich am 13. Dezember berichtet hatte (siehe „US-Inflation sinkt kaum – na und?!“), hielt dem Sturm der Bullen also bislang stand, wenn auch nur knapp. Ob das allerdings so bleibt, wenn die US-Indizes einfach immer weiter neue Rekordstände markieren, so wie auch heute wieder, ist fraglich. Daher sollte man Short-Positionen, mit denen man auf einen Rücksetzer des DAX am Kreuzwiderstand gesetzt hat, vorsichtshalber auf dem aktuellen Hoch per Stop-Loss absichern.
Ruhig und freundlich ins neue Jahr?
Denn es sind nun nur noch wenige Handelstage im laufenden Jahr. Und gewöhnlich zeigt sich der Handel zwischen den Feiertagen ruhig und freundlich – meist bis in die ersten Handelstage des neuen Jahres hinein. Es könnte mit den Kursen also noch weiter aufwärts gehen.
Ich hoffe nur, dass sich die Anleger dann mit der Performance 2023 zufrieden geben und im neuen Jahr wieder zur Besinnung kommen. Denn je stärker sich eine Übertreibung ausweitet, desto höher ist die Gefahr, dass am Ende „etwas kaputt geht“, wenn es zu Rücksetzern kommt und plötzlich alle aus ihren Investments herauswollen.
Fazit
Im aktuellen Markt sollte man nur noch kurzfristig neue Trades eingehen. Dabei muss man sehr genau auf einen ersten Kursrutsch achten. Geben die Kurse plötzlich dynamisch nach und kommt es nach einer kleinen Pause zu weiteren Abverkäufen, könnte dies das Ende der Rally und den Beginn eines scharfen Rücksetzers bedeuten. Dann sollten auch längerfristige Anleger über Gewinnmitnahmen nachdenken.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
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