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Die Inflationsdaten werden auch 2024 dominieren
Ausgabe vom 19.12.2023
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Die Inflationsdaten werden auch 2024 dominieren
von Sven Weisenhaus
Zum Start in die neue Handelswoche haben diverse ranghohe Mitglieder der Notenbanken versucht, die Zinssenkungsspekulationen einzudämmen. Gelungen ist ihnen dies allerdings kaum. DAX und Euro STOXX 50 setzen bislang nur sehr moderat zurück, so dass man dies als harmlose Konsolidierung der vorangegangenen Kursgewinne werten kann. Und die US-Indizes legten sogar weiter zu.
Erste Zinssenkungen der EZB erst im 2. Halbjahr 2024?
Dabei äußerten die Währungshüter relativ konkret, worauf sich die Märkte einstellen sollten. „Die Inflation könnte bereits zum Jahreswechsel wieder ansteigen und dann in den ersten 6 Monaten des nächsten Jahres in einem Korridor von 2,5 % bis 3 % verharren“, sagte zum Beispiel Sloweniens Notenbankchef Bostjan Vasle zur Teuerung in der Eurozone.
Die derzeitigen Spekulationen über Zinssenkungen seien aus seiner Sicht daher überzogen, „sowohl hinsichtlich des Beginns der Zinssenkungen als auch hinsichtlich der Gesamtheit der Schritte". Denn sie hätten bereits dafür gesorgt, dass sich das Niveau der geldpolitischen Restriktion verringert habe. „Diese zuletzt in den Börsenkursen enthaltene Lockerung stimmt nicht mit der Ausrichtung überein, die angemessen ist, um die Inflation zurück zur Zielmarke zu bewegen“, sagte Vasle.
Aus diesen Aussagen kann man schließen, dass Zinssenkungen frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2024 anstehen. Das gilt vor allem dann, wenn die Renditen am Anleihemarkt weiterhin auf dem derzeit reduzierten Niveau bleiben, weil dies quasi gleichbedeutend mit einer Leitzinssenkung ist. Und es gilt auch dann, wenn die Inflation tatsächlich in dem genannten Korridor und somit oberhalb des EZB-Ziels von 2 % verweilt. Es wird daher sehr spannend, wie sich die Inflation im kommenden Jahr tatsächlich entwickelt.
Zinssenkungen nicht vor März 2024
Außerdem wies Bostjan Vasle darauf hin, dass die EZB bis zur Januar-Zinssitzung nur begrenzt neue Daten erhalten werde. „Daher werden wir nicht vor März oder April mehr Informationen über Inflation, Wachstum, Fiskalpolitik und den Arbeitsmarkt haben“, führte er aus.
Sein Kollegen Pierre Wunsch brachte auch noch die Lohnentwicklung ins Spiel. Zinssenkungen könnten solange nicht diskutiert werden, bis die Löhne ein Niveau erreichen, das mit dem Inflationsziel vereinbar ist.
Nach diesen Aussagen ist nahezu ausgeschlossen, dass die EZB vor März eine erste Leitzinssenkung vornehmen wird. An den Finanzmärkten ist das aber auch bislang noch kein Thema. Dort ist allerdings für die April-Sitzung bereits ein Schritt nach unten vollständig in den Kursen eingepreist, für die März-Sitzung zumindest teilweise.
Insgesamt wird für das nächste Jahr aktuell an der Börse erwartet, dass der Einlagensatz der EZB bis zum Jahresende auf 2,5 % sinken wird. Aktuell liegt dieser Zins, den Geldhäuser für das Parken überschüssige Gelder bei der Notenbank erhalten, bei 4,00 %.
Die aktuellen Zinssenkungserwartungen sind also nicht vollkommen unrealistisch. Sinkt die Inflation bis März weiter in Richtung, auf oder sogar unter 2 %, dann ist es durchaus möglich, dass die EZB schon im März einen Zinsschritt wagt. Allerdings wird die EZB wohl die Daten abwarten, die ihr bis März zur Verfügung stehen, um dann gegebenenfalls die Märkte auf eine bevorstehende Zinssenkung vorzubereiten. Der April ist somit der wahrscheinlichere Termin, was sich mit den mehrheitlichen Markterwartungen deckt.
Die Inflationsdaten werden auch 2024 dominieren
Dagegen spricht auch nicht, dass EZB-Ratsmitglied Peter Kazimir sagte, die Risiken verfrühter Zinssenkungen seien größer als die einer zu langen geldpolitischen Straffung. In diesem Zusammenhang erinnere ich an die Börse-Intern-Ausgabe mit dem Titel „Zu frühe Zinssenkungen können Schaden anrichten. Aber wenn sich abzeichnet, dass die Inflation, wie von der EZB erwartet, bis März nicht weiter nachgibt, sondern sogar zulegt, dann muss man mit entsprechenden Anpassungen der Zinserwartungen rechnen. Denn die EZB wird nicht riskieren, eine Zinssenkung zurücknehmen zu müssen.
Erste Zinssenkungen der Fed erst im 3. Quartal 2024?
Und das gilt auch bezüglich der Leitzinsentwicklung in den USA. Denn von der US-Notenbank (Fed) waren jüngst sehr ähnliche Töne zu hören. Die aktuellen Gespräche über Zinssenkungen seien „verfrüht“, sagte zum Beispiel Fed-Vertreter John Williams. Und laut der Chefin des Fed-Bezirks Cleveland, Loretta Mester, seien die Märkte bei der Frage, wann mit einer geldpolitischen Lockerung zu rechnen sei, „etwas voraus“. Ihr Kollege Raphael Bostic aus Atlanta hatte am Freitag zu möglichen Zinssenkungen gesagt: „Ich habe nicht wirklich das Gefühl, dass dies eine unmittelbare Angelegenheit ist.“ Solche unkonkreten Aussagen sind aber im aktuellen Marktumfeld nicht geeignet, die Anleger umzustimmen.
Interessanter war daher schon die weitere Aussage von Raphael Bostic, wonach die Fed aus seiner Sicht „irgendwann im 3. Quartal“ 2024 mit der Senkung der Leitzinsen beginnen könnte, sofern die Inflation wie erwartet zurückgehe. Die Teuerungsrate dürfte nach seiner Darstellung Ende 2024 bei etwa 2,4 % liegen. Dies sei nahe genug an der Zielmarke von 2 %, um zwei Zinssenkungen von je einem Viertel-Prozentpunkt in der zweiten Jahreshälfte zu rechtfertigen.
Aber auch darauf haben die Marktteilnehmer kaum reagiert. Ich kann das allerdings durchaus verstehen. Denn es ist eben „nur“ die konkrete Erwartung eines einzelnen Fed-Mitglieds. Und diese ist abhängig von der Entwicklung der Inflation. Alles steht und fällt daher mit den Inflationsdaten, die in den kommenden Monaten veröffentlicht werden.
USD/JPY: Der Devisenmarkt setzt auf die Zinswende
von Sven Weisenhaus
Die Bank of Japan (BoJ) möchte vor einer Zinsentscheidung ebenfalls noch weitere Daten zur Inflation abwarten. Und dabei hat sie auch die Lohnentwicklung im Fokus. Notenbankchef Kazuo Ueda äußerte sich nach dem heutigen Zinsbeschluss der BoJ zwar optimistisch, dass sich die Inflation in die von den Währungshütern gewünschte Richtung bewegt, es müsse aber noch abgewartet werden, „ob ein positiver Lohn-Inflations-Zyklus zustande kommt“, so Ueda.
BoJ wartet die Lohnverhandlungen im Frühjahr ab
Im Gegensatz zur europäischen und US-amerikanischen Notenbank kämpft die japanische Zentralbank seit langem gegen eine zu niedrige Inflation. Inzwischen hat sich die jährliche Teuerungsrate zwar über dem Ziel von 2 % eingependelt, aber „es bestehen extrem hohe Unsicherheiten in Bezug auf die japanische Wirtschaft und die Preise“, erklärte die BoJ. Die Notenbank wolle daher noch weitere Daten sichten. Als entscheidend gilt dabei, dass die Löhne ausreichend steigen, um die Inflation dauerhaft bei der Zielmarke zu halten.
Laut der Nachrichtenagentur Reuters gehen derzeit mehr als 80 % der Experten davon aus, dass die BoJ ihre ultraexpansive Geldpolitik im nächsten Jahr beenden wird. Dabei gilt bei 50 % der Experten der April als wahrscheinlichster Zeitpunkt dafür. Denn nach der Lohnverhandlungssaison im Frühjahr 2024 wird die BoJ über weitere Informationen verfügen, ob es ein solides Lohnwachstum gibt – und somit die Chance auf eine nachhaltige Inflation.
Der Devisenmarkt setzt auf die Zinswende
Heute hat die Notenbank aber einstimmig beschlossen, ihren Leitzins bei -0,1 % und ihr 10-Jahres-Renditeziel bei 0,0 % zu belassen. Und obwohl dies vom Markt eigentlich mehrheitlich erwartet worden war, zeigte der Yen zunächst deutliche Schwäche. Für einen US-Dollar mussten plötzlich wieder bis zu 145 Yen bezahlt werden. An dieser horizontalen Hürde prallte der Wechselkurs aber ab (siehe roter Pfeil im folgenden Chart). Und so wurde der Rückfall unter das Hoch vom Sommer dadurch getestet und bestätigt.
Damit könnte der USD/JPY nun wieder nachhaltig im flacheren Aufwärtstrendkanal bleiben. Der steilere Aufwärtstrend dürfte somit Geschichte sein. Und damit setzt der Devisenmarkt frühzeitig auf die Zinsenwende der Notenbanken.
Während die US-Notenbank den Leitzins im kommenden Jahr senken wird, plant die Bank of Japan das Gegenteil. Die Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungsräumen wird sich also einengen – zum Vorteil des Yen. Und daher hat dieser nun bereits seine Schwäche abgelegt und eine Trendwende eingeleitet.
Zweiter Short-Trade endet im Gewinn
Bei der vorangegangenen USD/JPY-Analyse vom 7. Dezember hatte ich angesichts der Häufung bearisher Signale damit gerechnet, dass auch der zweite Short-Trade des Börsenbriefs „Target-Trend-CFD“ auf das Währungspaar mit einem Gewinn endet (siehe „USD/JPY: Jetzt nimmt das mögliche Doppeltop Fahrt auf“). Und tatsächlich war dies eine Woche später, der Fall. Durch einen eng nachgezogenen Stop-Loss wurde die Position am 14. Dezember bei 141,70 Yen geschlossen. Der Einstieg war bei 143,396 Yen erfolgt. Und angesichts des heutigen Kurssprungs hätte der Ausstieg kaum besser gewählt sein können.
Nun würde ich die weitere Kursentwicklung erst einmal von der Seitenlinie aus beobachten und eine Kursberuhigung abwarten. Wenn sich danach eine interessante Chartformation ausbildet, kann man den nächsten Trade anvisieren. Es könnte dann wieder ein Short-Trade sein. Angesichts der Leitzinspläne der Notenbanken ist nämlich grundsätzlich von einem weiter fallenden USD/JPY auszugehen.
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
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