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Anleger bejubeln die Fed und ignorieren die EZB

Ausgabe vom 14.12.2023

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Anleger bejubeln die Fed und ignorieren die EZB

von Sven Weisenhaus

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat die Märkte überrascht: Entgegen der mehrheitlichen Erwartung, dass sich die Währungshüter gegen die stark gestiegenen Spekulationen auf Leitzinssenkungen stemmen würden, haben sie diese stattdessen teilweise bestätigt. Sowohl für 2024 als auch für 2025 wurde eine Zinssenkung mehr in Aussicht gestellt als bisher. Darauf weisen unter anderem auch die sogenannten dotplots hin:

Die sogenannten "dotplots" der US-Notenbank signalisieren nun 3 Zinssenkungen für 2024
(Quelle: federalreserve.gov)

Eine weitere Leitzinsanhebung, die gestern nicht beschlossen wurde, scheint hingegen nun auch endgültig vom Tisch. Denn laut Fed-Chef Jerome Powell ist diese aus Sicht der Notenbank wahrscheinlich nicht mehr angebracht, auch wenn er sich natürlich ein Hintertürchen offenhielt, indem er diese nicht vollkommen ausschloss.

Dow Jones markiert ein neues Rekordhoch

Das war ein Geschenk für die Bullen am Aktienmarkt, die sofort wieder Käufe tätigten. Der Dow Jones erreichte dadurch sogar ein neues Rekordhoch.

Dow Jones markiert ein neues Rekordhoch

Allerdings sind die Währungshüter immer noch etwas zurückhaltender als die Börsen. Denn Letztere haben inzwischen bis zu 5 Zinssenkungen im kommenden Jahr eingepreist. Für einen ersten Schritt bereits im März liegt die Wahrscheinlichkeit laut dem Fed-Watch-Tool der CME aktuell bei fast 70 %. 

Für eine erste Leitzinssenkung der Fed bereits im März 2024 liegt die Wahrscheinlichkeit laut dem Fed-Watch-Tool der CME inzwischen bei 67,6 %
(Quelle: cmegroup.com)

Gestern waren es direkt nach dem Fed-Zinsentscheid sogar zwischenzeitlich über 70 %. Zum Vergleich: Mittwoch vergangener Woche lagen die Erwartungen bei etwas mehr als 50 %.

Die FOMC-Mitglieder der US-Notenbank planen dagegen aktuell nur mit 3 Zinsschritten bzw. einer Reduzierung um insgesamt 0,75 Prozentpunkte (siehe „dotplots“), nachdem zuvor 2 Zinssenkungen bzw. 0,50 Prozentpunkte für 2024 anvisiert worden waren. Powell räumte auch ein, dass Zinssenkungen dieses Mal diskutiert wurden, während sie in den Sitzungen davor noch kein Thema waren.

Auf den Grund für Zinssenkungen kommt es an

Angesichts der starken Kursgewinne an den Aktienmärkten muss man sich aber immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass Zinssenkungen nicht in jedem Fall positiv sind. Vielmehr ist der Grund dafür entscheidend. Sollen die Zinsen nur auf ein neutrales Niveau gebracht werden, weil die Inflation das Ziel der Notenbank von 2 % erreicht hat und die Wirtschaft daher nicht mehr gebremst werden muss, dann ist das positiv. Müssen die Leitzinsen aber schnell und weit nach unten gebracht werden, weil die Wirtschaft plötzlich in eine Rezession rutscht und ihr daher geldpolitisch unter die Arme gegriffen werden muss, dann ist das negativ. Man muss also die Wirtschaftsdaten im Auge behalten, um abschätzen zu können, wie stark sich die Wirtschaft abkühlt.

Noch ist eine Zinssenkung nicht beschlossen

Und dabei muss man sich auch immer wieder vor Augen führen, dass die Leitzinsen bislang noch nicht gesenkt wurden und die Inflation das 2%-Ziel noch nicht erreicht hat. Um die zu hohe Teuerung zu bekämpfen, wurden die Leitzinsen in einem historisch schnellen Tempo erhöht. Die letzten Zinsanhebungen sind dabei noch gar nicht in der Wirtschaft angekommen. Noch ist die Geldpolitik also restriktiv.

Die Fed erwartet daher für das kommende Jahr auch „nur“ noch ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der USA von 1,4 %. Zum Vergleich: Für das laufende Jahr gehen sie von +2,6 % aus.

EZB beendet steigt aus dem PEPP aus

Wesentlich weniger spektakulär reagierten die Märkte auf die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB). Dabei sagte Christine Lagarde – im Gegensatz zur Fed – dass der EZB-Rat Zinssenkungen noch nicht diskutiert habe. Das hatte eigentlich das Potential für eine negative Reaktion der Märkte, da in diesem Fall die Zinssenkungserwartungen nicht gestützt wurden.

Zudem beschlossen die Euro-Währungshüter, die Normalisierung der Notenbankbilanz voranzutreiben und das PEPP-Portfolio in der zweiten Jahreshälfte im Durchschnitt um monatlich 7,5 Mrd. € zu reduzieren und die Wiederanlage der Tilgungsbeträge aus dem PEPP zum Jahresende 2024 einzustellen. Dadurch wird dem Markt weitere Liquidität entzogen.

Bären ringen um die Marktübernahme

Was zu früheren Zeiten noch Kurseinbrüche am Aktienmarkt hervorgerufen hätte, ging im aktuellen Stimmungsumfeld spurlos an den Kursen vorbei – zumindest fast. Denn der DAX begann gegen 15 Uhr eine dynamische Abwärtswelle. Diese zeichnete sich auch im Dow Jones ab, der allerdings dabei in einer Seitwärtstendenz auf dem erreichten Niveau blieb. Und der Nasdaq 100 lief in einem wilden Auf und Ab tendenziell abwärts, wobei sich aber keine klare Korrekturbewegung etablierte.

Es wird daher sehr spannend zu beobachten, ob sich die Bären noch durchsetzen können und es damit endlich zu der längst fälligen Gegenbewegung kommt. Bislang machen die Bullen aber noch nicht den Eindruck, das Ruder aus der Hand geben zu wollen. Der DAX hat inzwischen ein neues Rekordhoch erreicht, der Dow Jones auch, der Nasdaq 100 aber noch nicht. Vielleicht wollen die Anleger dieses unbedingt noch erreichen, bevor es zu Gewinnmitnahmen kommt.

Ich halte mich jedenfalls weitestgehend aus diesem Markt heraus, bis wieder etwas mehr „Normalität“ in die Kursbewegungen einkehrt. Lediglich kleine Short-Versuche machen derzeit aus meiner Sicht am Aktienmarkt Sinn. Wer dem gestrigen Hinweis bezüglich einer kleinen Short-Position auf den DAX gefolgt ist, der kann nun wunderbar einen Stop-Loss auf Einstiegskurs legen.


Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse 
Ihr 
Sven Weisenhaus 
www.stockstreet.de

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