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Das Zinstief könnte hinter uns liegen – zum Leidwesen von Gold
Ausgabe vom 12.11.2019
Das Zinstief könnte hinter uns liegen – zum Leidwesen von Gold
von Sven Weisenhaus
Am Freitag vergangener Woche hatte ich geschrieben, dass die Stimmung an den Börsen derzeit überwiegend bullish ist und sich die Anleger eindeutig im „risk-on“-Modus befinden. Dies zeigt sich nicht nur am Aktienmarkt, wo, wie ebenfalls am Freitag bereits beschrieben, defensive und konjunkturunabhängige Titel jüngst gemieden und spekulative sowie konjunktursensible Werte bevorzugt wurden. Auch Anleihen sowie Gold, die als sichere Häfen gelten, werden aktuell gemieden bzw. verstärkt auf den Markt geworfen.
Korrektur im Bund-Future weitet sich aus
So hatte ich am 22. Oktober bereits eine ABC-Korrektur im Bund-Future identifiziert. Die Welle C will allerdings bis heute kein Ende nehmen.
Noch ist die Abwärtstendenz als moderat zu bezeichnen, sie hat sich aber zuletzt beschleunigt. Die untere Linie des Abwärtstrendkanals wurde dadurch gebrochen. Damit gilt nun eine steilere Variante.
Und die Welle C hat inzwischen im Vergleich zur Welle A ein Ausmaß angenommen, das eher an eine Welle 3 erinnert. Daher gehe ich inzwischen davon aus, dass wir das Hoch im Bund-Future und das Zinstief an den Märkten gesehen haben.
Das Zinstief an den Märkten könnte hinter uns liegen
Die Umlaufrendite hatte aus meiner Sicht sowieso mit einem Minus von 0,71 % nach unten übertrieben. Schließlich liegt der Leitzins der Europäischen Zentralbank lediglich bei 0 % und selbst der Strafzins für Banken „nur“ bei -0,5 %. Und inzwischen befindet sich die Umlaufrendite seit dem 18. August in einer ordentlichen Gegenbewegung, welche zurück auf das Niveau von Oktober 2016 geführt hat (siehe grüner Pfeil im folgenden Chart).
Auch in den USA scheinen die Zinsen einen Boden gefunden zu haben. Bei der 10-Jahresrendite (siehe folgender Chart) liegt dieser im Bereich von 1,5 %. In den Jahren 2012 und 2016 hat es hier jeweils eine Trendwende gegeben. Und auch im laufenden Jahr wird nach dem Test dieses Zinstiefs mit aktuell 1,92 % schon wieder die 2%-Marke angepeilt, womit zumindest eine kurzfristige Trendwende geglückt ist.
Die Inversion der Zinsstrukturkurve in den USA, die vor kurzer Zeit noch in vielen Medien als Vorzeichen für eine Rezession thematisiert wurde, ist damit inzwischen kein Thema mehr.
Und so sehe ich auch in den USA das Zinstief hinter uns liegen.
Steigende Zinsen belasten den Goldpreis
Vor diesem Hintergrund ist es auch kein Wunder, dass der Goldpreis inzwischen eine deutliche Korrektur durchläuft. Vom jüngsten Hoch bei 1.557 USD hat er mehr als 100 USD bzw. 6,6 % verloren.
Nach dem bullishen Ausbruch aus dem aufsteigenden Dreieck (dicke rote und grüne Linien) war der Goldpreis bis an den horizontalen Widerstand bei ca. 1.532,8 USD herangelaufen und hatte diesen sogar kurzzeitig überschritten. Durch den aktuellen Rücksetzer ist der Angriff auf diese Hürde aber letztlich gescheitert. In einer ausführlichen Gold-Analyse vom 13. August hatte ich passend dazu schon vor der Relevanz des Widerstands gewarnt.
Zudem wies ich damals auf die hohe Korrelation zwischen Goldpreis und Anleihen hin. Da Gold selbst keine Gewinne oder Zinsen abwirft, profitierte das Edelmetall von der Tendenz sinkender Zinsen, weil Anleihen dadurch im Vergleich zu Gold weniger vorteilhaft werden. Doch in der Gold-Analyse hatte ich befürchtet, dass „die Phase sinkender Anleiherenditen bald eine Pause einlegen“ könnte – „vielleicht genau zu dem Zeitpunkt, zu dem der Goldpreis auf Widerstand stößt“. Und seit dem 4. September kann der Goldpreis nicht mehr zulegen. Und wann wurde bei der 10-Jahresrendite in den USA das Zinstief erreicht? Richtig, am 4. September! Die Korrelation ist somit erneut bestätigt.
War es das mit steigenden Goldpreisen?
Im Target-Trend-Spezial hatten wir daher mit Blick auf das aufsteigende Dreieck und den bullishen Ausbruch im Goldpreis zwar rechtzeitig zu kurzfristigen Long-Trades geraten, aber unter jeder Gold-Analyse den Hinweis platziert, dass wir das Aufwärtspotential des Edelmetalls als begrenzt ansehen und wir langfristig unverändert erwarten, „dass der Goldpreis wieder zurückkommen wird, wenn die Realverzinsung wieder anzieht. Der Goldpreis könnte dann in die Range von grob 1.400 und ca. 1.150 USD (bzw. 1.050 USD) zurückkehren“, hieß es regelmäßig. Und vielleicht befindet sich das Edelmetall inzwischen schon auf dem Weg zurück in diese Range.
Abhängen wird dies natürlich vom weiteren Verlauf des Handelskrieges. Kommt es zu der vom Markt erhofften Entspannung, dürfte dies der Konjunktur helfen, die mögliche Zinswende antreiben und den Goldpreis weiter belasten. Andernfalls bekommen Gold-Anleger noch eine Chance.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
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