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Wie die Notenbanken für den Goldpreisanstieg verantwortlich sind

Ausgabe vom 13.08.2019

Wie die Notenbanken für den Goldpreisanstieg verantwortlich sind

von Sven Weisenhaus

Der Goldpreis hat seinen Widerstand bei 1.532,8 USD erreicht, sogar knapp überschritten, fiel aber letztlich wieder darunter zurück (siehe roter Pfeil im folgenden Chart). Die Hürde zeigte damit die erwartete Wirkung.

Gold - Chartanalyse

Als Haupttreiber des Goldpreises wurden jüngst die Käufe der Notenbanken ausgemacht. Laut Zahlen des World Gold Council (WGC) kauften Zentralbanken im 1. Halbjahr 2019 ganze 374,1 Tonnen des Edelmetalls und damit 57 % mehr als im Zeitraum des Vorjahres.

Gold - Nachfrage der Notenbanken
(Quelle: World Gold Council)

Dies ist der höchste Anstieg in der 19-jährigen Geschichte des Berichts, heißt es dazu vom WGC.

Russland deckt sich besonders stark mit Gold ein

Zentralbanken treten zwar schon seit einigen Jahren als Nettokäufer auf, doch das Tempo der Käufe hat sich in diesem Jahr noch einmal deutlich beschleunigt (Q2: 224,4 Tonnen). Insbesondere die russische Zentralbank erhöhte ihre Bestände – mit 2.112 Tonnen sogar auf ein Rekordniveau. Und sie avancierte zuletzt zum größten Goldkäufer weltweit. Russlands Währungshüter waren für fast die Hälfte der weltweiten Notenbanknachfrage verantwortlich. Schon im vergangenen Jahr war deren Nachfrage mit 274,3 Tonnen im Vergleich zu anderen Notenbanken herausragend. Es war sogar der größte Zuwachs in der Geschichte aller Zentralbankkäufe weltweit.

Das Thema Diversifikation dürfte dabei eine große Rolle spielen. Denn mit den Goldkäufen senkt insbesondere Russland auch seine Abhängigkeit vom Dollar. Die russische Zentralbank verfügt derzeit noch über US-Staatsanleihen im Wert von 12,8 Milliarden Dollar; 2010 waren es dagegen noch fast 180 Milliarden Dollar. Vor dem Hintergrund erster Anzeichen eines Währungskrieges erscheint dieses Vorgehen auch als eine sinnvolle Strategie.

ETF-Goldnachfrage und Goldpreis auf 6-Jahres-Hoch

Aber auch andere Investoren haben verstärkt Gold nachgefragt. Die Bestände von Goldfonds sind zum Beispiel im 2. Quartal 2019 um 67,2 Tonnen auf insgesamt 2.548 Tonnen gewachsen. Sie erreichten damit ein Niveau, welches zuletzt vor 6 Jahren erreicht wurde. Und es dürfte daher kein Zufall sein, dass der Goldpreis aktuell ebenfalls so hoch steht wie zuletzt vor sechs Jahren.

Goldpreisanstieg trotz Überangebot

Die physische Nachfrage ist derweil allerdings gefallen – sogar auf ein 10-Jahres-Tief.

Nachfrage nach physischem Gold (Münzen und Barren)
(Quelle: World Gold Council)

Im 2. Quartal 2019 ging die Nachfrage nach Barren und Münzen um 12 % auf nur noch 218,6 Tonnen zurück. Und mit der bereits gedämpften Nachfrage des 1. Quartals ergibt dies einen Rückgang in der 1. Jahreshälfte um insgesamt 6 % auf nur noch 476,9 Tonnen. Hauptgrund dafür war die zuletzt um ein Drittel geringere Nachfrage in China.

Dennoch ist die Goldnachfrage im 1. Halbjahr 2019 insgesamt um 8 % auf rund 2.181,7 Tonnen gestiegen – der höchste Wert seit drei Jahren. Allerdings war zugleich das Goldangebot mit etwa 2.323,9 Tonnen so groß wie seit dem Jahr 2016 nicht mehr. Und so lag weiterhin ein Überangebot vor. Eigentlich kein gutes Umfeld für steigende Kurse.

Korrelation zwischen Goldpreis und Anleihen

Aber die Notenbanken sind auch noch aus einem anderen Grund für den stark gestiegenen Goldpreis verantwortlich. So hat es nämlich weltweit jüngst diverse Leitzinssenkungen gegeben, wobei die US-Notenbank Federal Reserve nur als prominentestes Beispiel zu nennen ist. Dadurch sind die Anleiherenditen gesunken. US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren befinden sich zum Beispiel mit einer Rendite von unter 1,8 % auf dem niedrigsten Stand seit 2016. Und inzwischen notieren immer mehr Anleiherenditen sogar schon im negativen Bereich. Die Renditen von deutschen 10-jährigen Bundesanleihen befanden sich jüngst auf einem Rekordtief von unter -0,60 %.

Und das lässt den Goldpreis, der selbst keine Gewinne oder Zinsen abwirft, mit einer hohen Korrelation zu dem Volumen der Anleihen mit negativer Rendite steigen, wie die folgende Grafik von Berenberg zeigt.

Goldpreis vs. Volumen der Anleihen mit negativer Rendite
(Quelle: Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG)

Demnach lässt sich zusammenfassend sagen, dass der Goldpreis wohl noch so lange Stärke zeigen wird, wie die Gefahr eines Währungskrieges besteht oder auch nur weitere Leitzinssenkungen der Notenbanken erwartet werden und damit die Marktrenditen weiter nachgeben.

Allerdings sind, wie in vorangegangenen Ausgaben der Börse-Intern beschrieben, bereits einige Zinssenkungen von den Märkten eingepreist worden. Laut Berenberg erwartet der Markt aktuell bereits mit 100 % Wahrscheinlichkeit eine Zinssenkung durch die EZB und eine weitere Zinssenkung durch die Fed jeweils im September. Und daher könnte die Phase sinkender Anleiherenditen bald eine Pause einlegen – vielleicht genau zu dem Zeitpunkt, zu dem der Goldpreis auf Widerstand stößt – also aktuell. Der Goldpreisanstieg könnte, genau wie die Tendenz der Anleiherenditen, eine Weile pausieren und konsolidieren. Aber grundsätzlich bleiben die Aussichten für das Edelmetall bullish.


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Ihr
Sven Weisenhaus
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