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US-Wirtschaft voll im Plan - freie Bahn für die Charttechnik

Ausgabe vom 04.05.2018

US-Wirtschaft ist voll im Plan

von Sven Weisenhaus

Nachdem im Februar am US-Arbeitsmarkt noch stolze 326.000 neue Arbeitsstellen (außerhalb der Landwirtschaft) geschaffen werden konnten, folgten im März zunächst nur enttäuschende 103.000. Für April hatten Experten jedoch nach dieser kleinen Delle bereits wieder einen Schritt in Richtung Normalität erwartet und mit der Schaffung neuer Jobs im Umfang von ca. 190.000 gerechnet. Aber der heutige US-Arbeitsmarktbericht hat diese Markterwartungen leicht enttäuscht. Denn tatsächlich wurden im April „nur“ 164.000 neue Stellen gemeldet.

US-Arbeitsmarkt gelingt Schritt zur Normalisierung

Dennoch ist damit die Rückkehr zur Normalisierung gelungen. Denn mit dem aktuellen Bericht wurde der Vormonats-Wert um 32.000 Stellen nach oben revidiert. Und so gelang in Summe wieder ein Anstieg in Richtung der Monatsdurchschnitte, die seit dem Jahr 2012 bei rund 200.000 und auf Sicht von 12 Monaten bei 192.000 liegen.

neu geschaffene Stellen in den USA

Zudem ist die Arbeitslosenquote auf 3,9 % zurückgegangen, nachdem sie zuvor sechs Monate in Folge bei 4,1 % lag.

Arbeitslosenquote der USA

Insofern ist der Abwärtstrend hier intakt und die Arbeitslosigkeit in den USA befindet sich nun sogar auf dem tiefsten Stand seit Dezember 2000. Bis Jahresende dürfte die Quote auf 3,8 % weiter nachgegeben, womit sich die Prognose der US-Notenbank erfüllt hätte.

Lohn- und Inflationsdruck bleibt moderat

Entscheidend für die mittelfristige Zinsperspektive ist allerdings auch insbesondere die Frage, ob die solide Arbeitsmarktlage zu einem allmählich steigenden Lohndruck führt. Und nach einem Plus von 2,7 % im Vormonat, welches inzwischen auf 2,6 % nach unten revidiert wurde, stiegen die Löhne auch im April „nur“ um 2,6 % im Vergleich zum Vorjahr (siehe rechte Grafik). Die Monatsrate ging derweil von +0,3 % im März auf nun +0,1 % zurück (linke Grafik).

Lohnentwicklung in den USA

Ein vom Arbeitsmarkt ausgehender Inflationsimpuls bleibt daher moderat. Und auf absehbare Zeit dürfte die Jahresrate der Stundenverdienste auch nicht auf Werte jenseits der 3 %-Marke steigen.

Insgesamt bot der heutige US-Arbeitsmarktbericht also keine Überraschungen. Stattdessen fügte er sich einfach nur in das Bild ein, welches man von der US-Wirtschaft zuletzt erwartet hatte: Der Arbeitsmarkt entwickelt sich solide und der Inflationsanstieg bleibt gedämpft. Das Wachstum ist intakt, wenn auch leicht gebremst.

US-Wirtschaft schwächelt im 1. Quartal 2018 trotz Steuerreform

„Leicht gebremst“ meint, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA im 1. Quartal 2018 nur mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 2,3 % gestiegen ist - und das trotz der Steuerreform. Im Quartal zuvor lag das Plus noch bei 2,9 %. Aber auch das war bereits ein schwächeres Wachstumsmomentum gegenüber dem Vorquartal, in dem das BIP noch um 3,2 % wuchs.

Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA

Immerhin war das Wachstum zum Jahresbeginn aber insofern noch überraschend positiv, dass die Erwartungen der Volkswirte lediglich bei einem Plus von 2,0 % lagen. Und man sollte das schwächere Wachstum keinesfalls überbewerten. Denn einerseits wurde es durch die Frühindikatoren längst angekündigt (siehe auch u. a. Fazit aus der Börse-Intern vom 23. März). Und andererseits gehen Experten (und auch wir) für die kommenden Quartale bislang nicht von einer weitergehenden Abwärtstendenz beim Wachstumstempo aus.

Stattdessen soll das 2. Quartal sogar schon wieder etwas besser ausfallen. Das bestätigt auch der aktuelle Markit-Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft der USA (also Industrie und Dienstleistung zusammen), der gestern veröffentlicht wurde. Denn er stieg im April leicht auf 54,9 Punkte an, von 54,2 im März (revidiert von 54,3).

IHS Markit-Einkaufsmanagerindex der Gesamtwirtschaft in den USA
(Quelle: IHS Markit)

Insofern dürfte nur US-Präsident Trump von den aktuellen Wirtschaftsdaten etwas enttäuscht sein. Denn sein Steuergeschenk hat bislang nicht zu dem gewünschten Wachstumseffekt geführt, der die US-Wirtschaft eigentlich um deutlich mehr als 3 % wachsen lassen sollte. Stattdessen haben Unternehmen und Privatpersonen das höhere Einkommen, welches durch die niedrigeren Steuersätze erzielt wurde, einfach gespart.

DAX: Freie Bahn für die Charttechnik

von Sven Weisenhaus

Kommen wir noch zur Börse und dem DAX: An den Kursen gingen die jüngsten Wirtschaftsdaten nahezu spurlos vorüber - egal ob Arbeitsmarktbericht, Einkaufsmanagerindex oder BIP-Daten. Denn sie befinden sich allesamt im Rahmen der Erwartungen und haben somit, und das ist aktuell das Wichtigste, keine Auswirkung auf den eingeschlagenen Pfad der US-Notenbank. Die Börsen können sich damit aktuell voll auf die Charttechnik konzentrieren, da fundamental alles im Plan ist und es von dieser Seite keine Störfeuer gibt.

Die Bullen im DAX müssen nachliefern

Damit es im DAX nach dem bullishen Ausbruch weiter aufwärts gehen kann, müssen die Bullen jetzt möglichst schnell nachliefern. Aktuell befindet sich der deutsche Leitindex in einer kleinen Konsolidierung. Das ist nach dem starken Anstieg von vorgestern nicht ungewöhnlich und aktuell noch bullish zu werten.

Doch die Konsolidierung sollte nicht allzu lange anhalten, da wir mit dem Ausbruch bislang nur eine einzige bullishe Tageskerze gesehen haben. Die Tageskerzen von gestern und heute waren jeweils kleiner als die Ausbruchskerze und fanden innerhalb deren Handelsspanne statt („Inside-Day“). Es fehlen also noch bestätigende Anschlussgewinne. Und eine zu lange Konsolidierung nach einem einzelnen Anstieg kann als Schwäche ausgelegt werden. Es droht dann ein Fehlsignal.

Die Relevanz der gleitenden Durchschnittslinien

Doch aktuell stehen die Chancen für weiter steigende Kurse sehr gut. Denn der DAX kann sich derzeit seine Durchschnittlinien zu Nutze machen. Auch wenn Durchschnittlinien generell nur bedingt (und eher im langfristigen Bereich) als Signalgeber taugen, weil sie Trends erst mit einer Zeitverzögerung anzeigen, so haben sie doch aktuell eine besondere Bedeutung.

Nach dem „Todeskreuz“ (siehe Börse-Intern vom 21. März und senkrechte Linie im folgenden Chart) rutschte der DAX wie erwartet noch einmal deutlich ab und markierte sogar ein neues Korrekturtief. Der gestrige Rücksetzer endete exakt auf der 200-Tage-Linie (blau, grüner Pfeil Nr. 2). Vor dem bullishen Ausbruch war der DAX zwei Mal im Hoch an dieser Linie „zurückgeschreckt“ (rote Pfeile). Sie hat also aktuell eine gewisse Relevanz, zumal sie derzeit exakt auf dem 50 % Fibonacci-Retracement der gesamten Korrekturbewegung verläuft (schwarze Linien).

DAX - Target-Trend-Analyse

Auch die 50-Tage-Linie (rot) hat ihre Relevanz kürzlich noch einmal bewiesen, als der DAX im Rahmen einer deutlichen Gegenbewegung von der Rechteckgrenze bei 12.590 in Richtung der Mittellinie bei 12.235 Punkten strebte. Er traf exakt auf die 50er Durchschnittslinie und drehte dann wieder nach oben (grüner Pfeil Nr. 1).

Und so kann der gestrige Rücksetzer auf die 200-Tage-Linie als Test des Ausbruchsniveaus gewertet werden. Wenn der DAX jetzt weiter zulegen kann, wäre dies eine klare Bestätigung des Ausbruchs und des damit kurzfristig sehr bullishen Chartbildes.

Das Ende der Korrektur ist nah

Kann der DAX dann auch noch das 61,80 % Fibonacci-Retracement bei 12.882,45 Punkten überwinden (schwarze Linie im Chart oben), wäre damit das Maximalkorrekturkursziel der diesjährigen Korrektur überschritten und sie gelte dann als beendet. Ein neues Allzeithoch im Rahmen der Elliott-Wellen-Theorie (siehe folgender Chart, grüner Pfeil) wäre dann sehr wahrscheinlich.

DAX - Elliott-Wellen-Analyse

Fazit

Die Bullen haben aktuell alle Vorteile auf ihrer Seite. Die fundamentalen Rahmendaten sind nach wie vor sehr unterstützend für die Aktienkurse. Und die Charttechnik spricht für steigende Kurse. Die Bullen müssen nun lediglich nachlegen und die kurzfristigen Ausbruchssignale bestätigen. Dann dürfte die Korrektur im DAX zu Ende gehen und sogar ein neues Allzeithoch winken. Was auf keinen Fall passieren darf, ist ein Rückfall des DAX in das hellblaue Rechteck. Denn dann wären die bullishen Signale hinfällig und die Bullen wären in eine Falle getappt.


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Ihr
Sven Weisenhaus
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