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Unternehmensgewinne: USA vs. Eurozone
Ausgabe vom 31.01.2018
Unternehmensgewinne: USA vs. Eurozone
von Sven Weisenhaus
In Sachen BIP-Wachstum hat die Eurozone die USA im 4. Quartal 2017 hinter sich gelassen. Und auch beim Gewinnwachstum stehen die Firmen aus der Eurozone den US-Unternehmen in nichts nach.
Am 16. Januar hatte ich hier in der Börse-Intern über die Gewinnerwartungen für die Unternehmen aus dem S&P 500 berichtet. Zu diesem Zeitpunkt erwarteten die Analysten für das 4. Quartal 2017 ein Gewinnwachstum von 10,5 %, womit der Wert im Gesamtjahr 2017 bei +9,5 % liegen würde. Für das Gesamtjahr 2018 gingen die Experten für den S&P500 von einem Gewinnwachstum von 13,1 % aus.
In der Eurozone soll laut Analystenschätzungen das Gewinnwachstum in 2017 insgesamt bei rund 10 % und damit sogar leicht über den +9,5 % der Unternehmen aus dem US-amerikanischen Index S&P 500 gelegen haben. Die Gewinnaussichten der Euro-Unternehmen für das laufende Jahr 2018 sind ebenfalls positiv. Aktuell liegen die Schätzungen der Analysten für 2018 bei rund 9 %. Das wäre allerdings weniger als die +13,1 %, die aktuell den S&P 500-Unternehmen zugetraut werden. Aber meist werden die Prognosen für den S&P 500 noch im Laufe der Zeit nach unten angepasst.
Unternehmen aus Deutschland mit Bestwerten
Auch für die deutschen Unternehmen lief es im vergangenen Jahr rund. Laut einer Auswertung des Beratungsunternehmens EY stieg der Gesamterlös der 100 umsatzstärksten börsennotierten Konzerne aus Deutschland in den ersten neun Monaten 2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 7 % auf den Bestwert von 1,25 Billionen Euro. Der operative Gewinn (EBIT) kletterte sogar um 21 % auf insgesamt knapp 109 Milliarden Euro. Ähnlich positive Zahlen erwarte ich auch für das 4. Quartal 2017.
Euro-Aktien sind günstiger bewertet als US-Aktien
Auch wenn die Gewinnerwartungen für die US-Unternehmen aus dem S&P 500 für das Jahr 2018 (noch) leicht über denen der Eurozonen-Unternehmen liegen, so fällt dennoch die Bewertungsanalyse für den deutschen Leitindex DAX und sein europäisches Pendant Euro STOXX 50 in fast allen Punkten eindeutig günstiger aus als für die US-Indizes. Denn zwar stiegen und steigen jeweils die Unternehmensgewinne, nicht aber die Bewertungen.
So preisten die US-Märkte frühzeitig eine Entlastung durch die Steuerreform ein. Die Aktienkurse stiegen dadurch stärker als die Unternehmensgewinne, was zu höheren Bewertungen führte. Das bereits relativ hohe Kurs-Gewinn-Verhältniss (KGV) stieg noch weiter an.
Bei einigen europäischen Indizes verhalfen dagegen lediglich die Dividenden dem Gesamtindex noch zu einer zweistelligen Wertenwicklung. Ohne Dividenden lag die gesamte Kursentwicklung unterhalb des Gewinnwachstums, womit die KGV-Bewertungen hier sogar sanken.
Aktien 2017: Wertentwicklung und Treiber
Diese Unterschiede werden durch die folgende Grafik der Deutschen Bank sehr schön veranschaulicht. Hier wird die Wertentwicklung der jeweiligen Aktienmärkte (graue Balken) ihren Treibern gegenübergestellt. Das sind die Gewinnentwicklung (blau), die Bewertungsänderung (orange) und die Dividenden (grün).
Die orangen Balken in der Grafik verdeutlichen, dass es in den USA (und in den Schwellenländern) in 2017 einen Bewertungsaufschlag gegeben hat, während die Aktien in Europa (und Japan), gemessen am KGV, günstiger geworden sind. Denn hier sind die Unternehmensgewinne stärker gestiegen als die Aktienkurse. Und das verheißt für die Euro-Aktien besonderes Aufholpotential.
Fazit
Die Gewinnerwartungen für die Unternehmen aus den USA sind mit +13,1 % in 2018 etwas optimistischer als für europäische Unternehmen (+9,5 %). Insofern ist ein leichter Bewertungsaufschlag durchaus gerechtfertigt. Mit der Outperformance der US-Aktien in 2017 dürfte dies allerdings mehr als eingepreist sein. Durch die schwache Kursentwicklung, aber die hohen Gewinne, gab es 2017 in der Eurozone einen Bewertungsabschlag, der Nachholpotenzial und somit besondere Kurschancen bietet.
Insofern bekräftigt die heutige Analyse noch einmal meine Ansicht, dass man Euro-Aktien gegenüber US-Aktien bevorzugen sollte. Zudem sehe ich die Aktienmärkte weiterhin bullish. Lediglich die charttechnische Übertreibung in den US-Indizes hängt als Damoklesschwert über den Märkten. Man sollte daher eine stärkere Korrektur einkalkulieren, wenn man neue Engagements eingeht.
Konjunkturdaten: Inflation der Eurozone sinkt erneut
von Sven Weisenhaus
Die jährliche Inflation des Euroraums ist nach einer ersten Schätzung im Januar 2018 auf 1,3 % gesunken, nach 1,4 % im Dezember 2017 und 1,5 % im November 2017.
Forderungen, wonach die EZB die Zinsen anheben und aus dem QE-Programm aussteigen müsse, haben damit einen herben Dämpfer erhalten. Denn offensichtlich kommt die Inflation noch nicht in die Gänge, weshalb es aus Sicht der EZB einer anhaltenden geldpolitischen Stimulation bedarf. Da half es auch kaum, dass die um schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel bereinigte Kerninflation leicht auf 1,0 % gestiegen ist.
Die Daten sprechen eigentlich für einen schwächeren Euro und bestätigen mich in meiner Ansicht, dass das Ende des bisherigen Anstiegs des EUR/USD absehbar ist (siehe auch gestrige Börse-Intern). Daher auch hierzu noch mal mein Rat: Nehmen Sie Ihre Gewinne bei Euro-Long-Trades langsam mit oder sichern Sie die Gewinne mit einem Stop-Loss ab. Eine Short-Positionierung ist erst dann sinnvoll, wenn sich klare Tops oder Umkehrsignale ausbilden.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
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