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Haben Sie schon den Value-Blues?

Ausgabe vom 26.10.2020

Haben Sie schon den Value-Blues?

von Torsten Ewert

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

Sie wissen sicherlich, dass man die Aktienwelt nach unterschiedlichen Kriterien einteilen kann. So kennt man zyklische und nichtzyklische (defensive) Aktien, Aktien die eine (hohe, konstante, steigende, …) Dividende bringen und solche die nichts/wenig zahlen oder – gemessen an der Marktkapitalisierung – große und kleine Aktien usw.

Heute soll es aber um eine andere bekannte Unterscheidung gehen: Value (Wert) vs. Growth (Wachstum).

Warum Value und Growth meist zwei getrennte Welten sind

Value-Investing dürfte Ihnen ein Begriff sein – Warren Buffett ist der bekannteste Vertreter dieser Anlagestrategie, bei der es darum geht, möglichst viel (Unternehmens-)Wert zu erhalten für den Preis, den man an der Börse dafür in Form der Aktie zahlt. Und auch Wachstumsaktien sind den meisten unter Ihnen sicherlich seit Langem ein Begriff.

Weniger klar ist, warum Wachstumsaktien keine Value-Aktien sein können und umgekehrt. Tatsächlich sind die Grenzen fließend und es gab auch schon Zeiten, als Wachstumsunternehmen wie Google an der Börse unterbewertet waren, z.B. nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000, als die Anleger für eine Zeitlang die Nase voll von wachstumsstarken Technologiewerten hatten.

Aber in der Regel sind Value und Growth zwei getrennte Welten. Das zeigen auch die Zusammensetzungen einschlägiger Indizes (siehe folgende Abbildung), denn natürlich gibt es längst für alle großen Märkte sogenannte Style-Indizes, die Value- bzw. Growth-Aktien separat abbilden.

Growth- und Value-Indizes im Spiegel der Zahlen

(Quelle: FTSE Russell; Stand 30.9.2020. Hinweis: Aus Darstellungsgründen ist die Länge der Balken untereinander nicht proportional.)

Wie zu erwarten, sind Value-Aktien (siehe rechter Teil) bei klassischen Bewertungskriterien wie dem Kurs-Buchwert- und Kurs-Gewinn-Verhältnis besser als Growth-Aktien (links), die wiederum höhere Wachstumskennziffern aufweisen. Die aktuelle Diskrepanz zwischen Growth- und Value-Aktien kommt in dieser Darstellung dadurch zum Ausdruck, dass Growth-Aktien eine deutlich höhere durchschnittliche Marktkapitalisierung erreichen und inzwischen auch nur noch eine klare Minderheit von Aktien zum Growth-Universum gehört.

Ist die Corona-Pandemie ein Game Changer?

Eine Ursache dafür ist die mögliche Übertreibung, die wir seit etlichen Monaten vor allem an den US-Börsen und speziell bei den (wachstumsstarken) Technologiewerten beobachten. Diese haben Sven Weisenhaus und ich auch hier in der Börse-Intern schon mehrfach thematisiert. Aber die Corona-Pandemie, die vor allem in Sachen Digitalisierung die Karten vielfach neu gemischt hat, wurde von manchem Analysten bereits als Game Changer eingestuft – also ein Ereignis, das die Spielregeln komplett ändert.

Danach geht die jahrelange Rally der Technologiewerte nun nicht etwa in eine Übertreibung über (z.B. im NASDAQ 100). Stattdessen beschert der Digitalisierungsschub, den Corona nun ausgelöst hat, den Technologiewerten in den nächsten Jahren gigantische Gewinne, welche die aktuell scheinbar übertriebenen Bewertungen letztlich rechtfertigen.

Demnach würde also die Rally der Wachstumswerte (= Growth-Aktien) weitergehen. Und genau aus diesem Grund erklären manche Analysten Value-Aktien für tot.

Growth ist wieder in, Value out

Tatsächlich entwickeln sich Value-Aktien und die entsprechenden Indizes seit Jahren und Monaten schlechter als Growth-Aktien und -Indizes. Falls Sie z.B. einen Fonds mit Dividendenaktien im Depot haben, werden Sie wissen, was ich meine. Für alle anderen illustriert der folgende Chart diese Entwicklung:

Growth- und Value-Indizes im Chart-Vergleich

(Quellen: MarketMaker, Wilshire Associates, eigene Berechnungen)

So ist der hier dargestellte Value-Index für die US-Large Caps, also die Aktien mit der größten Marktkapitalisierung, seit Mitte 2016 im freien Fall – der sich ab Ende 2019 nochmals beschleunigt hat. Das ist an der fallenden Kurve im unteren Chartteil am besten zu erkennen (siehe rechter roter Pfeil), welche die relative Stärke (RS) des Value-Index zum Growth-Index zeigt.

Wer will, darf den Beginn dieser Schwäche auch auf Mitte 2007 datieren (gestrichelte rote Linie). Allerdings sehe ich in dieser Schwäche zunächst nur eine Gegenreaktion auf die enorme Stärke des Value-Segments seit 2000. Dafür spricht auch die zwischenzeitliche Seitwärtsbewegung der RS-Kurve (siehe rechtes gelbes Rechteck).

Wie im Jahr 2000

Wenn Sie schon vor 20 Jahren an der Börse aktiv waren, wird Sie dieses Verhalten an die Übertreibung erinnern, die im Jahr 2000 endete (siehe linker roter Pfeil/Linie). Auch damals galten Value-Aktien als tot. Ich erinnere nur an den Gegensatz von „New Economy“ und „Old Economy“, der damals konstruiert wurde. Jedes Unternehmen, dass nur einen Hauch von Internet-, Mobilfunk- oder Medienfantasie geltend machen konnte, war bei den Anlegern beliebt. Alle anderen wurden gnadenlos abgestraft.

Das führte zu der absurden Situation, dass in dieser Zeit des Technologiebooms mit der Deutschen Telekom und Siemens ein ehemaliger Staatskonzern und ein Industriekonglomerat zu den stärksten Werten im DAX gehörten. Wobei Siemens nur aufgrund seiner (kleinen) Mobilfunksparte gehypt wurde, während das Gros des Geschäfts weiterhin „alter Kram“ war.

Aber wie Sie im Chart sehen, werden solche extremen einseitigen (Fehl-)Entwicklungen irgendwann korrigiert. Value-Aktien werden eines Tages wieder modern – und wenn es nur deshalb ist, weil dann niemand mehr Growth-Aktien haben will. Daher preisen andere Analysten schon jetzt wieder Value-Aktien als Alternative zu teuren Wachstumswerten und Technologieaktien an.

Es kann noch (viel) schlechter werden, bevor es besser wird

Passend dazu gibt es aktuell Studien, die den Value-Aktien sogar eine historisch günstige Bewertung und Qualität bescheinigen. So will ein Analyst herausgefunden haben, dass Value-Aktien derzeit so schlecht bewertet seien, wie seit 100 Jahren bzw. seit dem 1. Weltkrieg nicht mehr. Lassen wir mal dahingestellt, ob es überhaupt ausreichend belastbare Daten für eine solche Aussage gibt. Aber selbst, wenn das so ist: Es gibt keine Gewähr dafür, dass die Bewertung jetzt besser wird; sie kann durchaus noch sehr viel schlechter werden!

Ein anderer konstruierter Zusammenhang ist, dass die jüngste starke Schwäche der Value-Aktien durch die US-Präsidentschaftswahl 2016 ausgelöst wurde und mit der bevorstehenden Wahl eine erneute Trendwende – diesmal zum Besseren – eingeleitet wird (siehe blaue Pfeile im Chart). Tatsächlich begann die Schwächephase bereits Mitte 2016, also mehrere Monate vor der Wahl. Und auch aktuell zeigen die Value-Indizes bereits eine leichte Stärke, also ebenfalls vor den Wahlen. (Und ob diese Stärke eine Trendwende ist oder nur ein Zwischenspiel, muss sich erst noch herausstellen.)

Wann Sie in Growth oder Value investieren sollten und wann nicht

Viel entscheidender ist das Gesamtbild, das der langfristige Chartvergleich zwischen Value- und Growth-Indizes zeigt: Danach ist unter dem Strich egal, welchen Anlagestil man bevorzugt – letztlich gleichen sich die Ergebnisse auch nach stärkeren Diskrepanzen immer wieder an. Wer nicht die Chuzpe (und das berühmte „Näschen“ für das richtige Timing) hat, kann auf lange Sicht keinen entscheidenden Vorteil mit Value- oder Growth-Aktien erzielen.

Das gilt zumindest, sofern wir auf der Ebene breiter Indizes bleiben, die ich hier gewählt habe. Bei Einzelaktien sieht das alles ganz anders aus, wie etliche finanzwissenschaftliche Studien und nicht zuletzt die Erfolge von Warren Buffett und anderen Value-Investoren zeigen. Wenn Sie also langfristig aussichtsreiche Value-Aktien finden und diese in nächster Zeit eine deutliche Stärke gegenüber dem Gesamtmarkt zeigen, dann ist jetzt sicherlich eine günstige Gelegenheit, um diese heruntergeprügelten Werte zu günstigen Kursen nach und nach aufzusammeln – trotz der verbleibenden Risiken.

Aber welcher Privatanleger hat schon Zeit und Daten, um entsprechende Aktien systematisch nach Value-Kriterien auszuwählen? Für die meisten Anleger werden daher Fonds und dabei insbesondere ETFs das Mittel der Wahl für ihre langfristige Geldanlage sein. Das ist völlig in Ordnung. Aber dann sollten Sie aus dieser „Not“ eine Tugend machen und einfach auf die breiten Märkte, also große Indizes wie den S&P 500, den STOXX Europe 600 oder den MSCI World setzen. Style-Indizes – egal ob Value/Growth oder andere Kombinationen – oder ähnlichen Schnickschnack brauchen Sie nicht.

Warum Value-Aktien trotzdem in jedes Depot gehören

Und was machen Sie nun, wenn Sie doch einen Dividendenfonds mit (schwachen) Value-Aktien im Depot haben? Dann haben Sie diesen hoffentlich als ertragsorientierter Anleger gekauft, um genau diese Dividenden als laufende Erträge zu vereinnahmen, z.B. im Ruhestand. Und dann wird dieses Kaufmotiv vermutlich das entscheidende gewesen sein. Und wenn das immer noch der Fall ist, dann gibt es keinen Grund, Ihre Entscheidung zu revidieren.

Aber auch alle anderen Anleger können einen gewissen Value-Anteil im Depot vertragen. Schließlich sind Value-Aktien meist defensive Aktien, die ein Depot vor allem in turbulenten Börsenphasen stabilisieren. Sie sind also ein sinnvoller Baustein zur Diversifikation Ihres Depots. Und in den marktbreiten Indizes/ETFs ist dieser bereits „automatisch“ eingebaut. Den Value-Blues brauchen Sie also nicht zu bekommen bzw. sollten ihn ganz schnell abschütteln.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen noch viele heitere Momente in dieser trüben Herbstzeit und viel Erfolg mit Ihrer Geldanlage!

Mit besten Grüßen

Ihr Torsten Ewert

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