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Eine geruhsame Verfallstagswoche?
Ausgabe vom 11.06.2018
Eine geruhsame Verfallstagswoche?
von Torsten Ewert
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
am Freitag dieser Woche ist der nächste Verfallstag, diesmal wieder ein großer. Und so spannend war es lange nicht, denn die Verfallstagspositionierung lässt dem DAX reichlich Spielraum in (fast) alle Richtungen.
Nichtstun ist doch eine Lösung!
Schauen wir also zunächst wie immer auf das aktuelle Verfallstagsdiagramm:
(Quelle: EUREX)
Beginnen wir diesmal unten im Diagramm mit der Analyse bei der „Schüsselkurve“. Sie zeigt die aufsummierten Beträge, welche die Stillhalter bezahlen müssen, je nachdem zu welchem Kurs der DAX zum Verfallstermin abgerechnet wird. Das Minimum dieser Kurve ist der theoretisch günstigste Wert für die Stillhalter. Er liegt für Juni bei 12.850 Punkten. Und genau in diesem Bereich hat der DAX heute Morgen eröffnet (siehe grüne Pfeile). Die Stillhalter brauchen also nichts weiter tun, als den DAX in den kommenden Tagen auf diesem Niveau zu halten.
Warten auf die Notenbanken und Donald Trump
Und das könnte ihnen womöglich sogar ziemlich leicht gelingen. Denn vor den Zinsentscheidungen von Fed und EZB am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche dürften sich viele Anleger ohnehin zurückhalten. Auch das für morgen geplante Treffen zwischen US-Präsident Trump und Nordkoreas Staatsoberhaut Kim und sein Ergebnis werden die Börsianer wohl erst einmal in sicherer Deckung abwarten.
Es besteht also eine recht hohe Wahrscheinlichkeit, dass der DAX einfach in dem Kursbereich unterhalb der 13.000-Punkte-Marke verharrt. Dieses Szenario wird auch dadurch begünstigt, dass zwischen 13.000 und 12.500 Punkten nur kleinere Call- und Put-Positionen liegen, die zudem auch relativ ausgeglichen sind (siehe gelbes Rechteck im oberen Teil des Verfallstagsdiagramms). In diesem Kursfenster kann der DAX also problemlos schwanken, ohne dass die Stillhalter groß eingreifen dürften. Denn das Ergebnis für die Stillhalter ändert sich in diesem Bereich kaum.
Warum der DAX in dieser Woche gedeckelt ist
Interessant wird es erst, wenn der DAX bis zum Freitag eine stärkere Bewegung startet. Richten wir dafür unseren Blick zunächst nach oben, denn dort finden sich bei 13.000 Punkten die jeweils größten Positionen an Calls und Puts.
Für die Stillhalter ist diese Marke damit ein „Anker“. Sie können den DAX problemlos bis dorthin laufen lassen – und nehmen damit die große Put-Position (rot) aus dem Spiel. Kritisch wird es aber, wenn der DAX über diese Marke nach oben ausbrechen sollte, denn dann läuft die große Call-Position (blau) ins Geld. Das möchten die Stillhalter natürlich am liebsten verhindern. Bis zum Verfallstag ist daher der DAX bei 13.000 Punkten gedeckelt. Ein Ausbruch über diese Marke dürfte daher bis zum Freitag nur erfolgen, wenn ein sehr bullisher Impuls die Kurse vor allem in den USA weiter nach oben treibt – und den DAX dabei mitreißt.
Dann allerdings könnte der Ausbruch sehr dynamisch werden, weil die Absicherungsmaßnahmen der Stillhalter die Kurse weiter treiben.
Welche Unterstützung Verfallstag und Charttechnik dem DAX bieten
Nach unten dagegen ist der Bereich von 12.500/400 Punkten für den DAX eine ähnliche Grenze. Dort liegen die nächsten größeren Put-Positionen, die ins Geld laufen würden, wenn der DAX darunter zurückfällt. Ab 12.500 Punkten dürften daher die Stillhalter versuchen, einen weiteren Rückfall des DAX zu bremsen.
Unterstützung erhalten sie dabei auch durch die Charttechnik (siehe folgender Chart):
Denn genau vor dieser kritischen unteren Grenze liegt eine markante charttechnische Unterstützung: das Hoch der ehemaligen Bodenformation vom Frühjahr (siehe grüne Linie), das durch die jüngsten Tiefs bestätigt und damit verstärkt wurde (grüne Zone).
Dieses bearische Target könnte bis Donnerstag erreicht werden!
Aber auch nach „unten“ gilt natürlich der übliche Warnhinweis: Wenn die Kurse doch durch diese Verfallstagsgrenze brechen, dann könnte die folgende Bewegung sehr dynamisch weitergehen. Und auch dieses Abwärtsszenario ist charttechnisch möglich (siehe Chart oben).
Der DAX läuft ja nach dem Bruch des steilen kurzfristigen Aufwärtstrends seit Anfang April (grün) immer noch in seinem nachfolgenden Korrekturtrend (rot). An dessen Obergrenze ist er bereits am vergangenen Donnerstag gescheitert – und heute Vormittag erneut (siehe Pfeil).
Er sollte also diesen Abwärtstrend auch in den nächsten Tagen fortsetzen. Das passt auch zu dem Elliott-Wellen-Szenario, das Sven Weisenhaus am Freitag präzisierte. Danach liegt das maximale Korrekturpotenzial der laufenden Abwärtsbewegung bei 12.291 Punkten (siehe Börse-Intern vom 08.06.2018). Und knapp oberhalb dieses Niveaus, bei 12.312 Punkten, liegt ein kleines Target (gelber Kreis), dass aus der Unterkante des roten Abwärtstrends, dem Tief von Ende April (blaue Linie) und der Unterkante eines möglichen neuen Aufwärtstrends (gestrichelte Linie) gebildet wird. Und dieses könnte theoretisch sogar noch bis zum Verfallstag erreicht werden – nämlich am Donnerstag (siehe senkrechte Linie).
Bisher lässt es der DAX aber bedächtig angehen
Allerdings deuten die bedächtigen Bewegungen des DAX am heutigen Montag darauf hin, dass die beiden Extremvarianten – ein Ausbruch über 13.000 und unter 12.500/400 Punkte eher unwahrscheinlich sind. Am wahrscheinlichsten ist vielmehr eine Seitwärtsbewegung innerhalb der Kursspanne der vergangenen Woche (12.610 bis 12.925 Punkte) bzw. den Grenzen aus dem Verfallstagsdiagramm (12.500 bis 13.000 Punkte).
Damit stünde uns wieder einmal eine recht geruhsame Verfallstagswoche bevor.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
Trader-Sentiment für 24. KW 2018 (11.06. - 15.06.)
von Sven Weisenhaus
Zwei Mal in Folge konnte man zuletzt nicht von einem Erfolg des Stimmungsbildes als (Kontra-)Indikator sprechen. Doch in der vergangenen Woche bekam die Sentiment-Theorie eine neue Chance, ihre Funktion unter Beweis zu stellen - unter fast gleichen Bedingungen gegenüber der Vorwoche. Denn zuvor waren der DAX die zweite Woche in Folge gefallen (siehe dunkles Rechteck im folgenden Chart) und die Bären wohl auch deshalb in nahezu unveränderte Stärke in der Überzahl.
Und tatsächlich konnte man dieses Mal wieder einen Nutzen aus der Sentiment-Theorie ziehen. Denn ganz im Sinne des Kontraindikators führte die bearishe Stimmung gleich zu Wochenbeginn zu einer deutlichen Kurserholung im DAX (siehe helles Rechteck). Und anschließend konnte sich der Index lange Zeit oberhalb des Schlusskurses der Vorwoche (blaue Linie) halten.
Zwar gab es zum Wochenende hin einen kurzen Ausflug in den Verlustbereich, doch mit dem Schlusskurs von 12.766,55 Punkten rettete der DAX einen kleinen Gewinn von 42,28 Zählern bzw. 0,33 % über die Ziellinie. Und damit kann man argumentieren, dass die überwiegend pessimistische Stimmung zumindest eine Stabilisierung des DAX ermöglicht und weitergehende Kursverluste verhindert hat.
In der neuen Handelswoche könnte sich diese Stabilisierung fortsetzen. Denn die Bären sind weiterhin in der Überzahl. Die aktuelle Umfrage nutzten 54,46 % der Anleger, um auf den Button für einen fallenden DAX zu klicken.
Und da der Anteil der Pessimisten damit um 2,26 Prozentpunkte zugelegt hat, stehen die Chancen für stärkere Kursgewinne im DAX nun sogar noch besser als vor einer Woche.
Ihr
Sven Weisenhaus
- Stockstreet-Team -
www.trader-sentiment.de
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