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Die kritische Lage im NASDAQ 100
Ausgabe vom 23.04.2018
Die kritische Lage im NASDAQ 100
von Torsten Ewert
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
der NASDAQ 100 besitzt häufig eine Vorlauffunktion für die (US-)Märkte. Entsprechend aufmerksam müssen wir nun die jüngst entstandene charttechnische Lage im US-Technologieindex beobachten – denn sie könnte den Kursverlauf der nächsten Wochen oder gar Monate bestimmen.
Eigentlich sah es bisher ganz gut aus…
Dazu der aktuelle NASDAQ100-Chart:
Im Grunde machte der NASDAQ 100 bei der jüngsten Korrektur eine gute Figur: Nach dem ersten Rückschlag im Februar erreichte er als einziger US-Index ein neues Allzeithoch und zeigte damit Stärke. Der zweite Rückschlag im März führte den Kurs zwar erneut in den übergeordneten Aufwärtstrend seit Sommer 2016 zurück, aber dieser wurde trotz zweier kurzer Fehlausbrüche (siehe grüne Ellipsen) de facto bestätigt und sollte damit fortgesetzt werden.
Schleppende Erholung als erstes Warnzeichen
Allerdings tat sich der NASDAQ 100 nach dem Tief von Anfang April etwas schwer mit der erneuten Erholung: Der Ausbruch über die steile rote Abwärtslinie scheiterte bereits an dem Widerstand (dicke hellgrüne Linie), der schon den ersten Erholungsversuch beendete (siehe blaue Pfeile). Nach einem kurzen erneuten Rücksetzer unter die rote Abwärtslinie verlief der Anstieg weiterhin schleppend und immer wieder bildeten sich bearishe Kerzenmuster.
Hoffnung auf eine nachhaltige Fortsetzung der Aufwärtsbewegung machte erst der kräftige Kurssprung der Vorwoche, mit dem die dicke hellgrüne Linie klar überwunden wurde. Leider wurde dieses positive Signal schon am Freitag weitgehend neutralisiert.
Erste Warnhinweise, dass die Aufwärtsbewegung auf wackligen Beinen steht, gab es aber schon in den Tagen zuvor. So blieben nach dem Kurssprung vom Dienstag die Anschlusskäufe aus. Am Mittwoch schaffte es der NASDAQ 100 lediglich noch, die untere der beiden großen Kurslücken vom März zu schließen (siehe rote Rechtecke). Allerdings scheiterte er im Hoch an der 61,8%-Marke der Korrekturwelle vom März (siehe roter Pfeil). Bis zu diesem Niveau bei 6.856 Punkten gilt eine Korrektur noch als formal intakt.
Weitere Warnsignale
Aufgrund des nachfolgenden Kursrückgangs drehte der NASDAQ 100 auch vor der Oberkante des übergeordneten Aufwärtstrends und schöpfte damit sein kurzfristiges theoretisches Potenzial nicht mehr aus. Daher war auch der graue Keil, der sich seit dem April-Tief gebildet hatte, ein bearisher Warnhinweis.
Am Freitag ist der NASDAQ 100 nun dynamisch aus diesem Keil herausgefallen und könnte damit die nächste Abwärtswelle gestartet haben. Dieser Rückfall von -1,58 % fiel erheblich größer aus als im S&P 500 und Dow Jones (-0,85 % bzw. -0,82 %). Der NASDAQ 100 zeigt also eine relative Schwäche gegenüber den anderen beiden Indizes – ein weiteres bearishes Zeichen.
Allerdings besteht für die Bullen noch eine letzte Hoffnung. So stoppte der Kurs am Freitag im Tief genau auf der dicken hellgrünen Linie, die der NASDAQ 100 zuvor recht eindrucksvoll übersprang (siehe grüner Pfeil). Zugleich hat er dabei einen möglichen neuen kurzfristigen Aufwärtstrend gebildet, dem er nun weiter folgen könnte. Dessen Unterkante läuft parallel zu der oberen Linie des grauen Keils.
Die letzte Chance der Bullen
Idealerweise schaffen die Bullen nun den sofortigen Wiederanstieg und lassen den NASDAQ 100 nicht mehr unter das Tief vom Freitag fallen. Dann besteht die Chance, dass der Kurs noch etwas weiter steigt. Das kurzfristige Aufwärtspotenzial erscheint jedoch begrenzt. Das „natürliche“ Kursziel ist weiterhin die Oberkante des übergeordneten Aufwärtstrends. Diese verläuft aber inzwischen im Bereich der 7.000-Punkte Marke (dicke rote Linie).
Und da der NASDAQ 100 in diesem Jahr bereits zweimal an dieser neuralgischen Marke gescheitert ist, stehen die Chancen für einen nachhaltigen Ausbruch nach oben derzeit schlecht – zudem in diesem Bereich auch die zweite große Kurslücke als zusätzlicher Widerstand liegt (oberes rotes Rechteck).
Worauf Sie jetzt achten sollten
Da also die Kurschancen im NASDAQ 100 vorerst begrenzt scheinen, sollten Sie sich darauf konzentrieren, bestehende Positionen eng abzusichern. Der Bruch der hellgrünen Linie nach unten wäre das nächste Signal, das Risiko zu reduzieren. Ein Rückfall unter das Tief von Anfang April würde dann die nächste Eskalationsstufe auslösen.
Vorsichtig sollten Sie jedoch beim Bruch der Unterkante des übergeordneten Aufwärtstrends sein. Durch die beiden Fehlausbrüche nach unten (siehe grüne Ellipsen) ist die Signalwirkung dieser Linie unklar, denn bis zur strichpunktierten Parallellinie besteht eine Art „Unschärfezone“, in der sich der Kurs noch fangen kann.
Dagegen ist ein klarer Bruch der Marke von 6.322,60 Punkten ein eindeutiges Verkaufssignal, weil damit ein tieferes Hoch und ein tieferes Tief seit dem Allzeithoch vom März gebildet wären. Und damit wäre die klassische Definition eines neuen Abwärtstrends erfüllt.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
Voting-Ergebnis für 17. KW 2018 (23.04. - 27.04.)
von Sven Weisenhaus
Vor einer Woche war das Verhältnis zwischen Bullen und Bären mit 50,28 % zu 49,72 % kaum verändert und erneut nahezu ausgeglichen. Daher war eher von einer Seitwärtsbewegung im DAX auszugehen, weil gleichgroße Kräfte die Kurse bewegten.
Und tatsächlich tendierten die Kurse in der vergangenen Handelswoche (siehe dunkles Rechteck im folgenden Chart) fast ausschließlich in sehr engen Bahnen seitwärts bzw. leicht abwärts. Lediglich am Dienstag kam es zu einer dynamischen Aufwärtsbewegung.
Und nur dadurch wurde mit einem Schlussstand am Freitag von 12.540,50 Punkten ein kleiner Wochengewinn in Höhe von rund 100 Punkten bzw. 0,8 % erzielt. Doch selbst mit dem starken Anstieg vom Dienstag betrug die gesamte Handelsspanne nur 264,62 Punkte und war damit im Vergleich zu den Vorwochen relativ eng. Insofern kann man sagen, dass das Sentiment als (Kontra-)Indikator durchaus wieder einen guten Job gemacht hat.
Auch in der aktuellen Umfrage hat sich am Kräfteverhältnis zwischen Bullen und Bären nur wenig verändert. Es ist mit 51,41 % zu 48,59 % zum dritten Mal in Folge recht ausgeglichen. Allerdings sind im Vergleich zu den beiden Vorwochen nun die Bären in der leichten Überzahl.
Und weil die Grundhaltung der Anleger tendenziell bullish ist - beim Stockstreet-Trader-Sentiment stimmen die Anleger in 55 % der Fälle mehrheitlich für einen steigenden DAX - kann man einem leicht bearishen Übergewicht eine etwas höhere Bedeutung zumessen. Der DAX hat also relativ gute Chancen, in dieser Woche weitere Gewinne zu erzielen.
Ihr
Sven Weisenhaus
- Stockstreet-Team -
www.trader-sentiment.de
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