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Starker Euro, weil der Dollar an Vertrauen verliert?
Ausgabe vom 11.04.2018
Starker Euro, weil der Dollar an Vertrauen verliert?
von Sven Weisenhaus
Nach einem fast 20-prozentigen Anstieg von weniger als 1,05 auf mehr als 1,25 USD befindet sich der EUR/USD-Wechselkurs seit Ende Januar in einer Seitwärtskonsolidierung (kleines gelbes Rechteck im folgenden Chart). Grund dafür ist aus charttechnischer Sicht eine Abwärtstrendlinie, die man auf die Hochs von Juli 2008 und März 2014 legen kann (dicke rote Linie).
Aus fundamentaler Sicht kann man argumentieren, dass die vorangegangene Aufwärtsbewegung endete, weil die Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungsräumen zunimmt. Aus diesem Grund müsste der Euro gegenüber dem US-Dollar eigentlich sogar fallen und der Wechselkurs somit wieder in eine Abwärtsbewegung übergehen. Viele Experten fragen sich, warum dies nicht längst der Fall ist (siehe auch „Erneuter Trendwechsel im Euro?“).
Massive Ausweitung der US-Verschuldung
Eine Antwort auf diese Frage könnte die Haushaltspolitik der USA sein. Denn laut einem Bericht des staatlichen Haushaltsinstituts CBO (Congressional Budget Office) werden die USA in den kommenden Jahren den ohnehin schon riesigen Schuldenberg noch deutlich ausweiten. Für das laufende Jahr wird eine Neuverschuldung von 804 Milliarden US-Dollar erwartet - 139 Milliarden mehr als noch 2017. Für das kommende Jahr 2019 erwarten die CBO-Berater des Kongresses sogar ein Defizit von rund einer Billion US-Dollar. Bis 2020 werde das Haushaltsdefizit in Relation zum Bruttoinlandsprodukt von 3,5 % in 2017 auf 5,1 % ansteigen.
Die Gesamtverschuldung der USA wird dadurch wieder spürbar zulegen, nachdem sie in den vergangenen Jahren bei knapp über 100 % der jährlichen Wirtschaftsleistung stagnierte, sollte es keine Änderungen an der Fiskalpolitik geben.
Zum Vergleich: Nach den Maastricht-Vorgaben für die Euro-Länder liegt die Defizit-Obergrenze bei 3 % und die der Schuldenquote nur bei maximal 60 % der Wirtschaftsleistung.
Verliert der US-Dollar an Vertrauen?
Wegen der Haushaltspolitik scheint der Dollar an Vertrauen zu verlieren. So wurde jüngst zum Beispiel berichtet, dass Gläubiger aus Japan allein im Februar US-Staatspapiere im Wert von 3,6 Billionen Yen (33,7 Mrd. US-Dollar) verkauft haben. Zwar wurde damit der bisherige Rekordverkauf der Japaner vom April 2017 (3,7 Bio. Yen) nicht ganz erreicht, doch dafür handelte es sich schon um den fünften Abverkauf in Folge - die längste Verkaufsserie seit Jahren. Und erst vor wenigen Wochen hatte es Gerüchte über einen Rückzug Chinas als US-Gläubiger geben.
Mit einem Bestand von US-Staatspapieren von rund 1,1 Billionen US-Dollar sind die Japaner die zweitgrößten ausländischen Gläubiger Washingtons. Ausgerechnet die Chinesen liegen knapp davor, mit einem Anleihenbesitz im Wert von 1,2 Billionen Dollar. Insgesamt verwalten die USA Schulden in Höhe von rund 21 Billionen US-Dollar (siehe auch Schuldenuhr der USA).
Ein Ausstieg der Gläubiger aus dem US-Dollar könnte, insbesondere auch vor dem Hintergrund des Handelskonflikts, zu einem ernsthaften Problem für die USA und deren Währung werden. Denn massive Verkäufe von US-Anleihen würden die Zinsen stärker steigen lassen - und dadurch die zukünftige Finanzierung des immensen Schuldenbergs verteuern. Ein schwächerer US-Dollar wäre die logische Folge.
Fazit
Betrachtet man das Wirtschaftswachstum der Eurozone und der USA, so kann man eine Patt-Situation im Währungspaar unterstellen. Mit Blick auf die Geldpolitik, also die zunehmende Zinsdifferenz, müsste der US-Dollar gegenüber dem Euro eine klare Stärke zeigen. Doch durch die Handels- und Fiskalpolitik der USA scheint der US-Dollar davon nicht profitieren zu können.
Zumal die Japaner zuletzt als Alternative zu US-Anleihen verstärkt deutsche und französische Papiere wählten. Unterm Strich wurden im Februar rund 300 Milliarden Yen zusätzlich in deutsche Anleihen gesteckt, der doppelte Betrag in französische. Das ist ein Faktor, der dazu beiträgt, dass der Euro Stärke gegenüber dem US-Dollar zeigt.
So bleibt es insgesamt bei der Patt-Situation, die schon seit Ende Januar anhält. Und es ist derzeit völlig unklar, in welche Richtung sich diese auflösen wird. Daher sollte man auf die Charts achten. Und wenn es einen klaren Ausbruch aus der mehrwöchigen Seitwärtsrange gibt, kann man prozyklisch einsteigen.
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Sven Weisenhaus
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