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Trump und EZB liefern keine Impulse für die Börsen
Ausgabe vom 27.04.2017
Trump und EZB liefern keine Impulse für die Börsen
von Sven Weisenhaus
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat heute verkündet, die Leitzinsen unverändert zu belassen. Auch beim Anleihekaufprogramm wurden keine Änderungen vorgenommen. So werden weiterhin Wertpapiere im Umfang von monatlich 60 Mrd. Euro erworben. Diese Käufe sollen bis Ende Dezember 2017 oder erforderlichenfalls darüber hinaus erfolgen. Auf der Pressekonferenz zum Zinsentscheid wurden keine neuen, relevanten Details verkündet.
EZB hält wie erwartet Kurs
Die EZB behält damit ihren bisherigen Kurs bei. Und da diese Entscheidung von den Märkten auch so erwartet wurde, war die Zinsentscheidung ein absolutes Non-Event. Das spiegelte sich entsprechend in den Kursen an der Börse wider - die Anleger haben so gut wie gar nicht auf die Zinsentscheidung reagiert.
Weder die EZB, noch Trumps Steuerpläne konnten neue Impulse liefern
Ganz ähnlich erging es auch den Steuerplänen von US-Präsident Donald Trump, die bereits gestern Abend (MEZ) präsentiert wurden. Im Vorfeld hatte Trump eine umfassende Steuerreform angekündigt, bei der es zu der größten Steuersenkung kommen sollte, die es je gegeben habe. Bislang war er allerdings Details schuldig geblieben, die er gestern lieferte. Diese erfüllten die vorherigen Ankündigungen und somit auch die Markterwartungen, weshalb auch hier die Kursreaktionen gering blieben.
Das sind die Eckpunkte von Trumps Steuerreform
Nach den Plänen, die sein Finanzminister Steven Mnuchin der Presse vorstellte, sind unter anderem folgende Maßnahmen geplant:
- Der Spitzensteuersatz bei der Unternehmenssteuer soll von 35 auf 15 Prozent sinken.
- Statt wie bisher sieben soll es künftig nur noch drei Steuerklassen bei der Einkommensteuer geben.
- Die Steuersätze sollen dann 10, 25 und 35 Prozent betragen. (Damit würde auch der Spitzensteuersatz um 4,6 Prozent von 39,6 auf 35 Prozent gesenkt.)
- Der Freibetrag soll verdoppelt werden, für Ehepaare zum Beispiel auf 24.000 Dollar.
- Die Erbschaftssteuer soll komplett gestrichen werden.
Die von deutschen Exporteuren gefürchtete Grenzabgabe auf Importe gehört übrigens nicht zu dem Plan.
Es bestehen Zweifel an der Finanzierbarkeit
Sowohl die Demokraten als auch einige Republikaner kritisierten die Steuerreform, da Zweifel an der Finanzierbarkeit bestehen. Die Regeln des US-Senats schreiben vor, dass Finanzpläne das Haushaltsdefizit nicht erhöhen dürfen. Andernfalls ist eine - in diesem Fall wohl ausgeschlossene – „Supermehrheit“ unter Einschluss der Opposition nötig.
Wie umfassend also das Steuerrecht letztlich verändert wird, muss sich in den kommenden Verhandlungen entscheiden. Dabei steht der Regierung ein zähes und voraussichtlich monatelanges Tauziehen mit den beiden Kammern des US-Kongresses bevor.
Wenn die Steuerpläne scheitern…
Sollte nach den Problemen mit der Gesundheitsreform auch die Steuerreform keine Mehrheit finden, besteht die Gefahr, dass die US-Anleger langsam die Geduld verlieren. Noch sind sie allerdings optimistisch. So deutet der aktuelle „UBS Investor Watch“ darauf hin, dass die Anleger auch nach den ersten 100 Tagen der Trump-Administration für Wirtschaft und Börse positiv gestimmt sind. Laut der quartalsweisen Umfrage von UBS Wealth Management America unter US-Investoren zeigen sich fast zwei Drittel der befragten Anleger zuversichtlich für die weitere Entwicklung des Aktienmarkts. Aus Sicht des Sentiments als Kontraindikator sollte dies allerdings zu denken geben.
Zwar halten laut der Umfrage 56 Prozent der Investoren noch Cash-Bestände bereit, um diese einzusetzen, sobald sich bei Trumps Kernpunkten wie Infrastrukturprogrammen und Steuersenkungen Fortschritte zeigen, es ist allerdings fraglich, was diese Anleger mit Ihren bestehenden Positionen tun werden, wenn sich erneute Rückschläge für die Trump-Administration abzeichnen.
Anleger haben viele Vorschusslorbeeren verteilt
Immerhin haben die Aktienmärkte schon kräftig Vorschusslorbeeren verteilt und die Indizes auf neue Rekordstände katapultiert. So haben die Börsen seit den US-Präsidentschaftswahlen im November weltweit zwischen zehn und 20 Prozent zugelegt. Doch wenn die Maßnahmen, die eigentlich die Gewinne der Unternehmen erhöhen sollten, ausbleiben, müssen diese auch wieder ausgepreist werden - und das über entsprechend fallende Kurse.
Man muss sich also mit jedem Prozentpünktchen, das die Indizes aktuell zulegen können, fragen, ob dieser Anstieg noch fundamental begründet ist. Und man muss sich die Frage stellen, ob das erwartete Wachstum nicht längst in den Kursen eingepreist ist. Der DAX jedenfalls kommt nach wie vor nicht vom Fleck.
Immerhin konnte der Index einen kleinen Schwächeanfall heute noch auffangen (siehe gelber Bogen im Chart). Da also noch kein dynamischer und nachhaltiger Ausbruch erfolgte, gilt der Tipp aus der gestrigen Börse-Intern unverändert.
Die oben formulierten Fragen, ob der Anstieg noch fundamental begründet oder das erwartete Wachstum nicht längst in den Kursen eingepreist ist, beantworte ich mir jedenfalls dahingehend, dass ich das restliche Potential der Aktienmärkte als begrenzt ansehe. Damit erinnere ich auch noch einmal an den roten Faden aus den bisherigen Analysen des laufenden Jahres (siehe Börse-Intern vom 26. April). Und schon am 15.02.2017 hatte ich das Restpotential bei den US-Indizes auf 7 Prozent beziffert. Ein Großteil davon ist inzwischen aufgebraucht.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
PS: Am morgigen Freitag, den 28. April, muss der US-Kongress einen Notfallhaushalt für den Rest des Jahres verabschieden. Ansonsten steht ein Government-Shutdown an (siehe Börse-Intern vom 14.03.2017).
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