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Börsensplitter
Ausgabe vom 01.09.2025
Börsensplitter
von Torsten Ewert
Heute ist den USA ein Feiertag, der Labor Day, vergleichbar unserem Tag der Arbeit am 1. Mai. Die Feiertagsruhe in den USA strahlt auch auf andere Märkte aus. Das nutze ich heute, um hier ein paar Gedanken zu teilen, die mir jüngst zu den diversen Börsenthemen durch den Kopf gegangen sind.
Zur Fed (I)
Das bemerkenswerteste Ereignis der vergangenen Woche waren aus meiner Sicht nicht die Quartalszahlen von Nvidia, sondern die Entlassung eines Fed-Mitglieds durch US-Präsident Trump. Dieser bisher beispiellose Vorgang rief zwar starkes Medieninteresse wach, aber ein Aspekt blieb bislang nahezu unbeachtet.
So gibt es bisher keine Reaktion von Fed-Chef Powell dazu. Zwar gab eine Person des Sprecherteams der Fed eine Erklärung dazu aber, aber diese war blutleer. Es wurde darauf verwiesen, dass die Betroffene juristische Schritte gegen die Entlassung eingeleitet hat und die Fed eine entsprechende Gerichtsentscheidung respektieren würde.
Da fragt man sich, warum die Fed und Powell nicht deutlicher dazwischengrätschen. Will Powell nicht wieder in Trumps Schusslinie geraten? Oder ist dies einfach das (antiquierte) Führungsverständnis in der Fed? Neben allem anderen könnte die Fed z.B. die Initiative ergreifen und selbst die Aufklärung des Falls vorantreiben.
Dass dies nicht geschieht und die betroffene Gouverneurin Cook zwar juristisch vorgeht, aber die Vorwürfe nicht dementiert, deutet darauf hin, dass sie stimmen. Vielleicht will die Fed deshalb kein Bohei machen und überlässt die Frage, ob das für eine Entlassung reicht, lieber den Gerichten. Wenn diese gegen Cook entscheiden, hätte sie der Fed einen Bärendienst erwiesen.
Zur Fed (II)
Schließlich macht US-Präsident Trump keinen Hehl daraus, dass er sich mehr Einfluss auf die Fed wünscht. Cooks mutmaßliches Fehlverhalten kommt ihm also gerade recht. Angesichts von Cooks Entlassung frohlockte er daher auch mit Blick auf den Vorstand der Fed: „Wir werden sehr bald eine Mehrheit haben, und das wird großartig sein“.
Tatsächlich hätte die Regierung wohl 4 loyale Fed-Gouverneure im Vorstand, wenn Cook ausscheiden müsste und Trump sie – wie die zurückgetretene Adriana Kugler durch seinen Gefolgsmann Stephen Miran – durch eine weitere Person ersetzen kann, die in seinem Sinn handelt: In den siebenköpfigen Vorstand hat Trump in seiner ersten Amtszeit 3 Personen geschickt: die Gouverneure Michelle Bowman und Christopher Waller (die schon bei der Juli-Sitzung für eine Zinssenkung gestimmt haben) sowie Fed-Chef Powell.
Letzterer tanzt zwar nicht nach Trumps Pfeife, aber da auch der Fed-Chef nur eine Stimme hat, hätte die „Trump-Fraktion“ im Vorstand die Mehrheit, wenn Cook ausgetauscht würde.
Das nützt zwar noch nichts bei den bevorstehenden Zinsentscheidungen, denn die trifft nicht der Vorstand (Board of Governors), sondern das sogenannte Offenmarktkomitee der Fed (Federal Open Market Committee, FOMC). Darin sind neben dem Vorstand 5 der 12 Chefs der regionalen Fed-Banken vertreten, von denen 4 in einem bestimmten Turnus wechseln. (Der Chef der Fed New York hat einen ständigen Sitz im FOMC.)
Solange sich also die 5 anderen Notenbankgouverneure der „Trump-Fraktion“ widersetzen, kann diese nichts bewegen. Doch der Fed-Vorstand hat bei der Ernennung und Bestätigung der Regionalchefs der Fed entscheidenden Einfluss. Zwar werden diese von den privaten Banken des jeweiligen Fed-Bezirks nominiert, aber der Fed-Vorstand muss sie bestätigen und einmal in 5 Jahren ihre Amtszeigt verlängern.
Letzteres geschieht demnächst wieder, und zwar im Februar 2026. Und nun wird geargwöhnt, dass ein Fed-Vorstand, in dem eine „Trump-Fraktion“ die Mehrheit hat, die Regionalchefs unter Druck setzen oder gegebenenfalls ablehnen kann.
Das ist bisher noch nie geschehen. Allerdings haben Bowmann und Waller, die mutmaßlichen Trump-Getreuen im Fed-Vorstand, bei der Ernennung des neuen Chefs der Fed von Chicago im Januar 2023 nicht zugestimmt, sondern sich der Stimme enthalten.
Bisher sind diese Gedankenspiele nur Spekulation, zumal die Entlassung Cooks noch nicht durch ist. Aber die Gefahr wächst, dass die Fed in den kommenden Monaten und Jahren eine neue Ausrichtung erhält.
Die Märkte und Fed
Was mich zu der Frage geführt hat, warum die Märkte bei all dem so gelassen bleiben. Jede Fed-Entscheidung geht – zumindest im Vorfeld – mit zum Teil merklichen Turbulenzen einher. Und nun wird ein möglicher kompletter „Umbau“ völlig ignoriert?
Gut, die Aussicht auf sinkende Zinsen, mag zumindest die Aktienmärkte zunächst erfreuen, aber eine „politische“ Fed, ist für Anleiheinvestoren eine Gefahr. Schließlich könnte die Fed nicht nur die kurzfristigen Zinsen über ihre Leitzinsentscheidungen beeinflussen, sondern auch zum Mittel der sogenannten Zinskurvenkontrolle greifen, mit dem sie auch die langfristigen Zinsen steuert, z.B. durch den Kauf entsprechender Anleihen.
Und es ist keinesfalls so, dass die Investoren diese Möglichkeit nicht auf dem Schirm haben! Wie ich hier schon vor zwei Wochen schrieb bei der Analyse der jüngsten BofA-Fondsmanagerumfrage: Die Frage, „ob sie erwarten, dass der nächste Fed-Chef [unter anderem - TE] eine Zinskurvenkontrolle einführt […,] bejahten immerhin 54 %“ der befragten Fondsmanager aus aller Welt.
Aber gut, vielleicht rechnen die Börsianer nicht damit, dass Cooks Entlassung Bestand hat. Das sieht nicht nur „Wall Street“ so, sondern auch „Main Street“ (also die Allgemeinheit): Auf der Abstimmplattform Polymarket stehen die Chancen, dass Cook zum Jahresende nicht mehr Fed-Gouverneurin ist, nur bei 25 %…
Wie weit kann man dieser Zahl trauen?
Am vergangenen Donnerstag wurde die 2. Schätzung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der USA für das 2. Quartal veröffentlicht. Danach wuchs die US-Wirtschaft mit +3,3 % Jahresrate gegenüber dem Vorquartal sogar noch stärker als bei der 1. Schnellschätzung gemeldet: Da waren es „nur“ +3,0 %. Erwartet wurden von den Ökonomen ursprünglich 2,5 %.
Die US-Wirtschaft wäre also immer noch sehr stark. Von der befürchteten Wirtschaftsschwäche oder gar Rezession, die manche aufgrund der US-Zollpolitik erwartet haben, ist danach nichts zu sehen.
Doch man fragt sich, ob man dieser Zahl noch trauen kann – nachdem die Chefin des US-Behörde für Arbeitsmarktstatistik BLS, Erica McEntarfer, von Donald Trump entlassen wurde, weil ihm die jüngsten Arbeitsmarktzahlen nicht passten bzw. er argwöhnte, dass sie „aus politischen Gründen manipuliert“ sein könnten.
Apropos: Am Freitag wird der nächste US-Arbeitsmarktbericht veröffentlicht…
Und dann war da noch die Quartalsberichtssaison...
Jetzt aber doch noch (ganz ganz kurz) zu Nvidia: Mit den Zahlen dieses Börsenschwergewichts ist in der Vorwoche de facto die US-Quartalsberichtssaison zu Ende gegangen. Dabei haben 81 % aller Unternehmen die Gewinnschätzungen der Analysten übertroffen. Das ist der höchste Wert seit dem 3. Quartal 2023.
Nun wird ja gern geargwöhnt – auch bei uns hier, bei Stockstreet –, dass die Analysten ihre Schätzungen „mit Absicht“ herunterschrauben, damit es die Unternehmen leichter haben, sie zu übertreffen. Insofern sagt also dieses Beat Ratio, also die Übertreffer-Quote nicht viel aus.
Aussagekräftiger ist dagegen ein andere Zahl – nämlich der Anstieg des kumulierten Gewinns des S&P 500 im Vergleich zum Vorjahresquartal. Dieser ist im 2. Quartal um 11,7 % gestiegen. Das ist zudem der 3. prozentual zweistellige Gewinnanstieg in Folge.
An dieser Zahl gibt es nichts zu deuteln – sie ist ohne Wenn und Aber sehr stark! Und diese Stärke der Großunternehmen (des S&P 500) macht das aufwärts korrigierte BIP-Wachstum im 2. Quartal (siehe oben) etwas glaubhafter…
Warum die Welt vielleicht doch demnächst zusammenbricht
Das ist ja alles gut und schön, aber das wird uns vor dem Weltuntergang nicht retten. (Sie merken schon, jetzt gleite ich ins Ironische ab…) Schließlich haben doch den Großteil dieser hervorragenden Zahlen die Börsenschwergewichte erwirtschaftet, oder? Und der (traurige) Rest der S&P500-Unternehmen muss sich dahinter verstecken. Oder nicht?
Na ja, eine Analyse von Factset deutet etwas anderes an. Der US-Datenanbieter hat ausgerechnet, wie die „Magnificent 7“ und „die anderen 493“ S&P500-Unternehmen abgeschnitten haben. Und das sieht so aus:
Danach haben also die „Magnificent 7“ ihre Gewinne im 2. Quartal durchschnittlich um stolze +26,6 % gesteigert (blaue Säule links)! Doch verstecken muss sich „der Rest“ auch nicht: Alle anderen 493 Unternehmen schafften immerhin auch ein Plus von durchschnittlich +8,1 %. Das ist ein sehr ordentliches Ergebnis!
Zumal noch am Ende des 2. Quartals in beiden Fällen mit deutlich weniger gerechnet wurde (siehe rechte Säulen). Und da haben wir sie wieder, die Tiefstapelei der Analysten! Aber vielleicht ist es ja auch nur Unvermögen? Die tatsächlichen „Mag7“-Gewinne liegen um knapp den Faktor 2 höher als die ursprünglichen Schätzungen, die Gewinne der „restlichen 493“ sogar um mehr als den Faktor 3!
Daran gemessen waren also „die anderen“ viel besser als die „Mag7“…
Und wenn Sie sich nun fragen, wo da der angekündigte Grund für den Weltuntergang ist – der kommt jetzt:
Das sind die Gewinnzuwächse der „Mag7“ bzw. der „anderen 493“ seit dem 2. Quartal 2024 sowie die entsprechenden Analystenschätzungen für die folgenden 4 Quartale (gelb markiert).
Hier finden wir zwei Gründe für den Weltuntergang: Erstens, die Gewinnsteigerungen der „Mag7“ fallen (siehe roter Pfeil). Was auch schon das grandiose Gewinnwachstum des zu Ende gegangenen 2. Quartals relativiert:Der Wert von +26,6 % war der geringste (!) der vergangenen 5 Quartale und liegt deutlich unter dem Durchschnitt der vorangegangenen 4 Quartale von 31,0 %.
Und wenn dieser Trend anhält, werden die Gewinne der „Mag7“eines Tages nicht mehr wachsen. Und wenn das geschieht - Sie wissen schon…
Zweitens, der bevorstehende Wachstumseinbruch bei den „Mag7“ im 3. Quartal. Statt +26,6 % oder etwas ähnlich Ambitioniertes erwarten die Analysten nur noch magere +14,5 % für das laufende Quartal. Merkwürdigerweise erwarten die Analysten exakt das gleiche Wachstum – +14,5 % – auch für die darauffolgenden beiden Quartale. Wie auch immer es zu dieser Übereinstimmung kommt. Ok, in einem Jahr sollen die „Mag7“-Gewinne dann wieder stärker steigen, aber bis dahin ändert sich bestimmt noch einiges.
Was die Analysten zu diesem Pessimismus veranlasst hat, weiß kein Mensch. Fakt ist jedenfalls, dass in den nächsten beiden Quartalen sowie in den Jahren 2025 und 2026 die Gewinne der S&P500-Unternehmen nur noch zwischen +6,0 und +6,4 % steigen sollen – so jedenfalls die aktuellen Daten von Factset.
Hoffen wir also, dass die Analysten dabei erneut ihre Erwartungen übermäßig nach unten gedrückt haben und der Weltuntergang doch noch einmal verschoben wird.
Mit besten Grüßen
Torsten Ewert
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