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Chronik einer merkwürdigen Kursentwicklung
Ausgabe vom 24.06.2025
Chronik einer merkwürdigen Kursentwicklung
von Sven Weisenhaus
Die Börsen haben zu Beginn der Woche wieder einmal gezeigt, dass man manchmal einen Schritt weiter bzw. anders denken muss, um bestimmte Kursreaktionen und -bewegungen zu verstehen. Denn der Großteil der Anleger dürfte bei einem (bzw. dem) Angriff des Iran auf militärische Stützpunkte der USA im Nahen Osten wohl von sinkenden Aktienkursen und steigenden Ölpreisen ausgehen (bzw. ausgegangen sein). Doch gestern passierte das genaue Gegenteil. Auf der Suche nach dem Grund dafür, gehen wir die diesbezüglichen Meldungen einmal chronologisch durch:
Klare Gründe für fallende Aktienkurse und steigende Ölpreise
- 17.42 Uhr: Die Nachrichtenagentur Reuters meldet, dass Katar seinen Luftraum vorübergehend schließt.
- 18:31 Uhr: n-tv meldet unter Bezug auf das US-Portal „Axios“, dass US-Präsident Donald Trump sein Sicherheitskabinett zusammenruft. Axios habe zudem berichtet, die Trump-Regierung bereite sich für einen iranischen Vergeltungsschlag auf US-Basen im Nahen Osten vor.
Angesichts dieser Meldungen passierte, was erwartbar war: Die Aktienkurse gingen in eine Abwärtsbewegung, die Ölpreise stiegen.
Plötzlich drehen die Kurse
Nur wenige Minuten später folgte eine weitere, eigentlich sehr negative Nachricht:
- 18.38 Uhr: Reuters berichtet, in Katars Hauptstadt Doha seien Explosionen zu hören.
Theoretisch wäre nun anzunehmen gewesen, dass die Aktienkurse ihre Abwärts- und die Ölpreise ihre Aufwärtsbewegung fortsetzen. Doch zu diesem Zeitpunkt passierte das genaue Gegenteil: Die Ölpreise drehten nach unten und die Aktienkurse nach oben – beides mit hoher Dynamik. Bei zahlreichen Anlegern dürfte daher die Frage nach dem Warum aufgekommen sein.
Reuters gab anschließend noch folgende Meldungen heraus:
- 18:58 Uhr: Der Iran hat den Einsatz von Raketen gegen US-Stützpunkte in Katar und Irak bestätigt. Die Operation trage laut der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim den Namen "Verkündung des Sieges".
- 19.05 Uhr: Katars Luftabwehr hat dem TV-Sender „Al-Jazeera“ unter Berufung auf den Verteidigungsminister des Landes zufolge einen Raketenangriff auf den US-Militärstützpunkt Al-Udeid abgefangen. Katar selbst gibt bekannt, es habe keine Opfer bei dem Angriff auf die Basis gegeben.
- 19.11 Uhr: Der Iran hat nach eigenen Angaben bei seinem Angriff auf den US-Stützpunkt in Katar dieselbe Zahl von Bomben eingesetzt, die die USA bei dem Angriff auf die iranischen Atomanlagen benutzt hatten.
- 19.20 Uhr: Der Iran hat einem US-Medienbericht zufolge den Angriff auf den US-Stützpunkt in Katar mit dortigen Behörden abgesprochen. Die „New York Times“ berichtet unter Berufung auf drei iranische Regierungsvertreter, die mit den Plänen vertraut seien, es habe zudem eine Vorwarnung gegeben, um die Zahl der Opfer so gering wie möglich zu halten. Demnach habe der Iran zwar die Notwendigkeit verspürt, einen symbolischen Gegenschlag gegen die USA auszuführen, man habe jedoch beiden Seiten eine Möglichkeit offenlassen wollen, die Kämpfe zu beenden.
Und mit diesen Meldungen kommen wir nun auf die Spur für den plötzlichen Einbruch der Ölpreise und der überraschenden Kursexplosion am Aktienmarkt. Zumal Reuters wenig später auch noch erklärte: „Investoren atmeten auf, nachdem der Iran als Vergeltung für die US-Angriffe zwar den US-Militärstützpunkt in Katar angriff, es aber zunächst keine Hinweise darauf gab, dass der Öl- und Gastankerverkehr durch die Straße von Hormus gestört werden könnte.“
Wurden einige Investoren vorab informiert?
Mit meinen Worten: Schon um 18:37 Uhr war für einige Anleger also offenbar klar, dass durch einen (alternativen) Vergeltungsschlag des Iran auf US-Militärbasen ein Schließen der Wasserstraße von Hormus unwahrscheinlich werden würde. Und das, obwohl zuvor sogar gemeldet worden war, das iranische Parlament habe eine Sperrung der Schifffahrtspassage gebilligt.
Wow! War das Schwarm-Intelligenz? Oder wurden da einige Anleger wieder im Vorfeld informiert? Für mich jedenfalls ergab sich erst mit den Meldungen nach 19:00 Uhr das Bild, dass der Iran lediglich einen symbolischen Gegenschlag ausgeführt hat und ein Ende der Vergeltungsmaßnahmen sowie der Kampfhandlungen damit wahrscheinlich wurde. Mir erscheint es daher wahrscheinlicher, dass wohl einige Investoren frühzeitig nützliche Informationen erhalten haben.
Short-Squeeze
Zumal der gestrige Kursanstieg an den Aktienmärkten sehr stark nach einem Short-Squeeze aussieht. Offenbar haben einzelne gut informierte Investoren mit „tiefen Taschen“ äußerst überraschende Gegenbewegungen am Öl- und Aktienmarkt in Gang gebracht. Und durch diese wurden alle, die aufgrund der dramatischen Meldungen über neue kriegerische Handlungen und eine Eskalation im Nahen Osten durch eine direkte Beteiligung der USA vermeintlich „logisch“ gehandelt und auf steigende Ölpreise und fallende Aktienkurse gesetzt hatten, aus ihren Positionen gedrängt (gequetscht), was die begonnenen Gegenbewegungen befeuerte.
Ein Short-Squeeze ist auch deshalb das wahrscheinlichste Szenario, weil eine „normale“ Kursreaktion bereits wieder eine Übertreibung darstellen würde. Schließlich ist von einer deutlichen Erleichterung der Anleger darüber auszugehen, dass der Krieg zwischen Israel und Iran nun womöglich ein Ende gefunden hat und die Weltwirtschaft daher nicht mehr durch stark steigende Ölpreise belastet wird. Dieses Risiko wurde an den Aktienmärkten aber nie nachhaltig eingepreist.
Wiederholt unmittelbare Gegenbewegungen
Denn sowohl nach dem Angriff Israels auf den Iran als auch nach dem Präzisionsschlag der USA auf die iranischen Atomanlagen gaben die Aktienkurse nur kurzzeitig nach bzw. sprangen die Ölpreise nur kurzzeitig nach oben. In beiden Fällen kam es unmittelbar nach der ersten negativen Kursreaktion zu sofortigen Gegenbewegungen: Die Kursverluste wurden durch eine kontinuierliche Erholung am Aktienmarkt vollständig aufgeholt und die Ölpreise beruhigten sich nach ihren Schockanstiegen durch schnell nachgebende Notierungen gleichzeitig.
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an den Chart der US-Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) vom Dienstag vergangener Woche (siehe Ölpreis vs. „Magnificent 7“: Wer hat den größten Einfluss?):
Mit der grünen Ellipse hatte ich die erste Kursreaktion nach dem Wochenende markiert, an dem Sorgen aufgekommen waren, die USA könnten aktiv in den Krieg zwischen Israel und Iran eingreifen.
Jetzt wurden am vergangenen Wochenende diese Befürchtungen Realität. Und beim Ölpreis hat sich das Kursverhalten fast 1:1 wiederholt (siehe grüne Ellipsen und rote Pfeile im folgenden Chart):
Nach der ersten Kursreaktion kam es zu einer sofortigen Gegenbewegung, wie schon vor einer Woche.
Die Aktienmärkte zeigten nie nachhaltig Schwäche
Gleiches gilt für den Aktienmarkt, hier nur in entgegengesetzter Richtung, wie der folgende Chart des Nasdaq 100 zeigt:
Am gestrigen Montag startete der Future- bzw. CFD-Handel mit einer großen Abwärtslücke (rote Ellipse), doch unmittelbar danach setzte eine Gegenbewegung ein, mit der die erste Kursreaktion vollständig wettgemacht wurde (grüner Pfeil). Und genauso war es auch eine Woche zuvor.
Zwar geriet der Nasdaq 100 mit der gestrigen Kursschwäche unter das Tief vom 13. Juni, wie auch schon am Donnerstag vergangener Woche, doch in beiden Fällen stellte sich dies als eine Bärenfalle heraus (siehe grüne Pfeile im folgenden Chart).
Es ist also seit dem Hoch vom 11. Juni nie nachhaltige Schwäche aufgekommen. Und wie oben geschrieben, wurden somit die Risiken an den Aktienmärkten nie nachhaltig eingepreist.
Nasdaq 100: Aufwärtstrendkanal verteidigt
Stattdessen ist der US-Technologieindex mit der aktuellen Kursexplosion über das Hoch vom 11. Juni (im CFD-Handel von JFD Brokers bei 22.069,44 Punkten) gesprungen. Und auch das Hoch vom 16.12.2024 (bei 22.141,68 Zählern) wurde überwunden, wenn auch nicht nachhaltig, weil die Kurse ein weiteres Mal an der oberen Linie des alten Aufwärtstrendkanals gescheitert sind (roter Pfeil).
Dabei ist es interessant, wie sich die Kurse seit Mitte Mai wieder im Wesentlichen innerhalb des alten Aufwärtstrendkanals (grün) bewegen. Dadurch ist das bullishe Elliott-Wellen-Szenario eines 5-gliedrigen Aufwärtstrends immer noch intakt.
Charttechnisch stark überkauft, aber die Bullen wollen das Rekordhoch
Das Problem daran: Weil der Nasdaq 100 trotz einiger Rücksetzer seine vor allem ab dem 21. April etablierte Aufwärtstendenz nie verlassen hat und die teils sehr starken Kursgewinne somit nicht korrigiert, sondern höchstens kurzzeitig konsolidiert wurden, ist der Index charttechnisch immer noch massiv überkauft. Doch nach wie vor gilt: Buy the dip.
Und: Die Bullen wollen immer noch neue Rekordhochs sehen. Da der Nasdaq 100 das aktuelle Rekordhoch so gut wie erreicht hat, werden sich die Bullen diesen Erfolg sicherlich nicht mehr nehmen lassen wollen. Zumal sie mit dem möglichen Ende des aktuellen Nahost-Kriegs wieder neue Gründe haben, die (hohen) Kurse weiter nach oben zu treiben. Und solange das Tief vom 11. Juni nicht nachhaltig unterschritten wird, kann sich der Aufwärtstrend fortsetzen.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de
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