Die US-Notenbank (Fed) hat gestern über ihren geldpolitischen Kurs entschieden und keine Änderung vorgenommen. Einige Medien berichten, die Fed hätte allerdings die Türe für weitere geldpolitische Maßnahmen weiter aufgestoßen, ebenso wie kürzlich die Europäische Zentralbank. Doch weder im Statement zur Sitzung des Federal Open Market Committees (FOMC) noch in der Pressekonferenz mit Fed-Chef Jerome Powell gab es Hinweise darauf.
Nur die üblichen Floskeln
Das Statement fiel nahezu wortgleich zum dem der September-Sitzung aus. Und auf der Pressekonferenz gab es auch kaum neue Informationen. Es hat lediglich die immer wiederkehrenden Bekundungen gegeben, mehr zu tun, falls es nötig sei. Das ist aber nichts Neues. Die EZB gab im Gegensatz dazu deutlich mehr Hinweise im Hinblick auf neue Maßnahmen im Dezember (siehe Börse-Intern vom 29. Oktober). Bei der EZB ist der Bedarf zu handeln aber auch größer, weil die Inflation in der Eurozone noch negativ und damit deutlich weiter vom Ziel der Notenbank entfernt ist (siehe Börse-Intern vom 30. Oktober).
US-Arbeitsmarktdaten überraschend positiv
Damit sind neue Maßnahmen durch die US-Notenbank natürlich nicht ausgeschlossen. Denn ein Knackpunkt könnte noch der Arbeitsmarkt sein, der in den USA nach wie vor stark angeschlagen ist. Allerdings gab es dazu heute aktuelle Daten. Und diese fielen überraschend positiv aus.
Demnach schufen US-Firmen im Oktober 638.000 neue Stellen (außerhalb der Landwirtschaft). Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit rund 600.000 gerechnet, nach 672.000 im September.
Die eigentliche Überraschung war aber die Arbeitslosenquote, die weitaus deutlicher die Erwartungen übertraf – sie gab um einen vollen Prozentpunkt auf nur noch 6,9 % nach.
Angesichts dieser Entwicklung hat die US-Notenbank eigentlich keinen Druck, im Dezember neue Maßnahmen zu beschließen.
Auch die Notenbank beobachtet den Wahlausgang
Ob die Fed in Kürze noch einmal tätig wird, dürfte allerdings auch vom Wahlausgang abhängen. Je länger sich dieser hinzieht, desto länger muss die US-Wirtschaft auf ein weiteres Konjunkturpaket warten und desto höher ist der Bedarf an neuen geldpolitischen Maßnahmen. Zumal das Hilfspaket bei einem republikanisch geprägten Senat kleiner ausfallen dürfte, als es sich die Demokraten wünschen.
Die US-Notenbank dringt seit langem auf ein weiteres Konjunkturpaket. Und sie muss fiskalischen Maßnahmen auch den Vortritt lassen, weil immer mehr zusätzliche geldpolitische Maßnahmen irgendwann ihre Wirkung zu verlieren drohen.
Der Aktienmarkt zeigte sich heute wieder recht volatil
Die Aktienkurse bewegten sich jedenfalls heute nach Bekanntgabe der Arbeitsmarktdaten deutlich nach oben, nachdem sie auf die gestrigen Meldungen der Fed kaum reagiert hatten. Letzteres verwunderte nicht, da es keine Neuigkeiten gab und neue Maßnahmen nicht erwartet worden waren. Allerdings gingen wenig später bei einem plötzlichen Kursrutsch fast sämtliche Kursgewinne vom Arbeitsmarktbericht wieder verloren, wovon sie sich dann wieder etwas erholten.
Wahlergebnis abwarten!
Das heutige Hin und Her der Kurse hat mir jedenfalls wieder gezeigt, dass es besser ist, so lange zu warten, bis das Wahlergebnis eindeutig feststeht, und dann die entsprechende Reaktion des Marktes zu analysieren. Denn im Moment ist es einfach nicht vorherzusehen, welches Szenario dem Markt wirklich gefällt: vier weitere Trump-Jahre, ein Präsident Biden mit einem mehrheitlich republikanischen Senat oder eine blaue Welle.
Und was passiert, wenn der Markt seinen Willen nicht bekommt? Brechen die Kurse dann ein, wie es sich heute kurzzeitig andeutete? Oder kommt es einfach zu einem „sell the facts“, wenn das Wahlergebnis feststeht? Solange ich diese Fragen nicht beantworten kann, halte ich lieber die Füße still.
Zumal die US-Indizes aktuell an wichtigen Hürden stehen (siehe gestrige Börse-Intern) und unklar ist, ob sie davon abprallen oder der Ausbruch nach oben gelingt. Es gibt bessere Marktsituationen, um sich neu im Markt zu positionieren.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Trading
Ihr
Sven Weisenhaus
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