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Warum ein defensives Depot die Märkte hinter sich lässt

Ausgabe vom 30.07.2018

Warum ein defensives Depot die Märkte hinter sich lässt

von Torsten Ewert

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

in der vergangenen Woche schrammte das Musterdepot meiner Stockstreet Investment Strategie nur knapp an einem neuen Allzeithoch vorbei. Nein, das soll jetzt keine Lobeshymne auf meinen Börsendienst werden. Der Grund für diesen Erfolg könnte auch dann bedeutsam für Sie sein, wenn Sie kein Leser der Stockstreet Investment Strategie sind oder werden.

Eine gute und eine schlechte Nachricht

Klar, für meine Leser ist der jüngste steile Anstieg des Depots eine gute Nachricht. Aber er ist auch eine schlechte Nachricht – und das womöglich für alle Börsianer. Denn etwas läuft derzeit „falsch“ am Markt: Entweder hätte es die jüngsten Marktbewegungen nicht geben düfen oder unser Musterdepot hätte nicht so gut laufen dürfen. Beides zugleich passt nicht zusammen.

Ich lag also eigentlich falsch mit meiner Markteinschätzung. Nach den diversen Fehlausbrüchen im NASDAQ 100 in den vergangenen Monaten traute ich dem US-Technologieindex keinen nachhaltigen Ausbruch nach oben mehr zu und erwartete bestenfalls eine Seitwärtsbewegung. Daher haben wir uns in der Stockstreet Investment Strategie seit Monaten sehr defensiv aufgestellt – mit „langweiligen“ Dividendenaktien, Werten aus nichtzyklischen Sektoren und der Aufstockung einiger Anleihen-ETFs. Wir haben sogar vor einiger Zeit die Hälfte unseres NASDAQ100-ETFs verkauft!

Doch der NASDAQ 100 blieb weiter stark, machte sogar einige kritische Fehlausbrüche wett und kletterte in der vergangenen Woche sogar bis 7.500 Punkte. Und weil eine solche Stärke der (risikoreicheren) Technologiewerte im NASDAQ 100 meist ein Zeichen dafür ist, dass auch die (riskanteren) zyklischen Werten nachziehen, hätte ich mit meiner defensiven Strategie also grandios scheitern müssen.

Das hätte nicht geschehen dürfen!

Doch genau das ist nicht geschehen. Stattdessen sieht die Erfolgsbilanz unserer Aktien seit den jüngsten Zwischentiefs Ende Juni wie folgt aus:

 

Klar, es ist toll, dass zehn Aktien unseres Portfolios innerhalb eines Monats stärker gestiegen sind als die breite Masse der großen Indizes – nur der Schweizer SMI (+9,7 %) und eben der NASDAQ 100 (+8,1 %) würden es überhaupt in diese Liste schaffen.

Aber der Punkt ist eben auch: Sieben dieser zehn Aktien sind klassische defensive Werte (grün). Und von den drei zyklischen Aktien (rot) ist der Maschinenbauer nur aufgrund einer Sondersituation in diese Liste gesprungen.

Und noch etwas ist bemerkenswert: Von diesen zehn starken Aktien haben zwar fünf ein neues Allzeithoch bei ihrem jüngsten Anstieg erreicht oder stehen nun kurz davor. Aber nur zwei davon  gehören zu zyklischen Branchen, wobei darunter sogar der genannte Sonderfall ist. Die anderen drei sind reinrassige Defensivaktien!

Warum das auch für Sie bedeutsam ist

Und was ist daran nun so bedeutsam? Offenbar ist die Stärke der Technologiewerte aktuell eine Ausnahme, auch wenn sie ein weltweites Phänmen ist – so gehören zusammen mit dem NASDAQ 100 auch der TecDAX (+13,1 %) und der entsprechende europäische Branchenindex (+7,9 %) zu den jüngsten Outperformern. Denn seit den jüngsten Zwischentiefs im Juni sind außer den Technologiewerten nur die (defensiven!) Gesundheitssektoren in den USA und in Europa sowie in den USA auch noch der Banken- und Versicherungssektor vergleichbar stark angestiegen.

Auch andere defensive Sektoren, wie Versorger, Handel, Konsumgüter und Nahrungsmittel, liefen stärker als die marktbreiten Indizes und liegen vor vielen zyklischen Sektoren. Immerhin: Einige Zykliker, wie Industrie, Chemie oder auch Energie holten zuletzt etwas auf.

Doch damit ist die obige Übersicht unseres Musterdepots der Stockstreet Investment Strategie eben kein zufälliges Bild, sondern recht repräsentativ für die momentane Marktlage. Und genau hierin liegt die Krux für Sie als Anleger: Wenn die Börsianer das Risiko scheuen, steht die Rally, deren vermeintlichen Neustart manche schon ausrufen, immer noch auf sehr wackligen Füßen. Sie sollten also vorerst noch entsprechend vorsichtig sein.

Was die Sektorrotation über die Marktlage verrät

Auf diese Konstellation hatte ich übrigens vor drei Wochen an dieser Stelle schon hingewiesen. Damals habe ich Ihnen einen Chart zur Rotation von zyklischen und defensiven Branchen in den USA gezeigt. Hier nun das Update:

 

(Quelle: MarketMaker)

An der relativen Stärke der defensiven und der relativen Schwäche der zyklischen Sektoren hat sich seitdem nichts geändert (siehe gelbe Ellipse im unteren Chartteil). Nach wie vor läuft die Mehrzahl der defensiven Sektoren besser als der S&P 500 (rote Kurve), die Mehrzahl der zyklischen Sektoren dagegen schlechter (grüne Kurve).

Der S&P 500 selbst (oberer Chartteil), konnte zwar in der Vorwoche die wichtige 2.800-Punkte-Marke (blaue Linie) überwinden, bildete aber darüber auf Wochenbasis sogleich eine potenziell bearishe Umkehr-Kerze (siehe rote Ellipse). Und auch der NASDAQ 100 sandte durch seinen starken Rückfall am Freitag zuletzt wieder ein kurzfristig negatives Signal.

Dieses Fazit hat weiter Gültigkeit

Es bleibt also vorerst bei meinem Fazit von vor drei Wochen: Wenn das Risikoverhalten der Börsianer, gemessen an den Branchenfavoriten, nicht bald der Kursentwicklung folgt, ist höchste Vorsicht angesagt. Dann könnte die vermeintliche neue Rally beendet sein, bevor sie so richtig losgeht. Und im NASDAQ 100 gibt es eventuell ein weiteres Fehlsignal. Auch wenn die bisherigen Fehlsignale in diesem Jahr per Saldo keinen großen Schaden anrichteten: Irgendwann ist ein solches Fehlsignal das letzte – vor einem größeren Rückschlag. Die Bullen sollten es also besser nicht darauf ankommen lassen.

Mit besten Grüßen

Ihr Torsten Ewert

PS: Wenn Sie es auch nicht darauf ankommen lassen wollen, dann kommen Sie jetzt zur Stockstreet Investment Strategie und wappnen Sie sich gegen mögliche Rückschläge an den Märkten. Unser Musterdepot hat seit 2009 in schwachen Marktphasen nachweislich die größten Rückschläge der Indizes vermieden! Melden Sie sich also gleich zum kostenlosen 30-tägigen Probe-Abo an.

PPS: Die genannten Aktien der obigen Übersicht finden Sie übrigens in der Depotübersicht der aktuellen Monatsausgabe 08/2018, die am Freitag erschienen ist und die Sie im Online-Archiv sofort abrufen können.

Trader-Sentiment für 31. KW 2018 (30.07. - 03.08.)

von Sven Weisenhaus

Wer sich in der vergangenen Handelswoche auf das Sentiment als Kontraindikator gestützt hat, der konnte ordentliche Gewinne einfahren. Denn in der Umfrage zuvor waren die Bären mit einem Anteil von 52,01 % erstmals seit drei Wochen wieder in der Mehrzahl. Vor diesem pessimistischen Hintergrund konnte man erwarten, dass dem DAX ein nachhaltiger Kursanstieg gelingt. Und schaut man nun auf den folgenden Chart, dann stellt man fest, dass der DAX zwar zu Wochenbeginn und in der Wochenmitte noch Schwächen zeigte, ihm aber letztlich tatsächlich der nachhaltige Kursanstieg gelungen ist, der sogar auf ein neues Trendhoch führte.

Mit einem Schlussstand von 12.860,40 Zählern endete der Handel am Freitag nur geringfügig unter dem Wochenhoch. Gegenüber dem Ausgangspunkt (blaue Linie, 12.561,42 Punkte) gelang damit ein ansehnliches Plus von rund 300 Punkten bzw. 2,38 %. - Das Sentiment hätte die Kursrichtung damit kaum besser vorgeben können.

Das neue Trendhoch im DAX scheint die Stimmung der Anleger massiv beeinflusst zu haben. Denn nach einem kurzen Ausflug ins Bärenlager hat sich ein Großteil der Voting-Teilnehmer in der aktuellen Umfrage wieder für das Lager der Bullen entschieden. Das legte dadurch auf stattliche 56,15 % zu - ein Zuwachs von 8,16 Prozentpunkten.

Mit der schnellen Rückkehr des Optimismus, der sogleich auf ein 12-Wochen-Hoch gestiegen ist, muss man in der neuen Handelswoche wohl wieder mit starken Rücksetzern rechnen. Ein erneuter 300-Punkte-Anstieg erscheint kaum möglich. Man sollte den jüngsten Anstieg also mit Vorsicht genießen - genauso wie weitere Kursgewinne. Diese sind trotz der bullishen Marktstimmung durchaus noch möglich. Denn als es das letzte Mal (vor einem Monat) zu einem derartigen Stimmungsumschwung kam, wie wir ihn aktuell erleben, legte der DAX anschließend auf Wochensicht um 1,55 % zu - allerdings auch unter zwischenzeilich heftigen Rücksetzern.


Ihr
Sven Weisenhaus
- Stockstreet-Team -
www.trader-sentiment.de

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