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Einen Corona-Virus hatten die Anleger nicht auf dem Schirm
Ausgabe vom 21.01.2020
Einen Corona-Virus hatten die Anleger nicht auf dem Schirm
von Sven Weisenhaus
Es herrscht derzeit sehr wenig Bewegung an den Börsen. Das mag sicherlich auch daran gelegen haben, dass die US-Aktienbörsen am gestrigen Montag wegen des Feiertags „Martin Luther King Day“ geschlossen blieben. Es liegt aber auch daran, dass weder die Konjunkturdaten, noch die Geldpolitik oder die Berichtssaison in den USA neue Impulse geben.
Konjunkturdaten, Notenbanken und Unternehmensbilanzen erwartungsgemäß
Was die Konjunkturdaten angeht, so hat der heutige Anstieg des ZEW-Index nicht sonderlich überrascht, weil die bei diesem Frühindikator befragten Finanzexperten angesichts des jüngst unterzeichneten Teilabkommens der USA und China natürlich optimistischer in die Zukunft blicken.
Doch die Korrelation zwischen diesem Stimmungsindikator und dem DAX ist sehr gering. Und auch heute reagierten die Anleger kaum auf das Umfrageergebnis.
Was die Geldpolitik angeht, so hat auch die japanische Notenbank ihre abwartende Haltung nach ihrer aktuellen Sitzung heute lediglich bestätigt. Der kurzfristige Einlagesatz bleibt demnach bei -0,10 %, das Ziel für die Rendite 10-jähriger japanischer Staatsanleihen liegt weiterhin bei etwa Null. Gemäß der unveränderten „forward guidance“ der Notenbank sollen die Leitzinsen auf dem derzeitigen Niveau belassen oder gesenkt werden, solange es notwendig ist, um das Inflationsziel von 2 % zu erreichen.
Einen sehr ähnlichen Tonfall wird wohl auch die Europäische Zentralbank (EZB) nach ihrer bevorstehenden Sitzung am kommenden Donnerstag anschlagen.
Bei der Berichtssaison in den USA haben derweil 72 % der bislang veröffentlichten Bilanzen die zuvor reduzierten Erwartungen geschlagen. Dieser Wert ist absoluter Durchschnitt.
Dieses Risiko hatten Anleger überhaupt nicht auf dem Schirm
Woher sollen also größere Kursimpulse kommen?! Eine aktuelle Entwicklung, die bereits einige Kurse bewegt hat, ist die sich ausbreitende neuartige Virus-Lungenkrankheit in China. Wegen der Erkrankungen hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sogar schon ihren Notfallausschuss einberufen. Und dadurch wurde die Aufmerksamkeit der Investoren geweckt, die sich noch an die wirtschaftlichen Schäden erinnern, den ein ähnlicher Virenstamm, das SARS-Virus, 2003 angerichtet hatte. Laut Reuters-Informationen wurde das Wirtschaftswachstum in China damals durch das Virus um einen Prozentpunkt verlangsamt.
Eine neue Pandemie gilt aktuell noch als wenig wahrscheinlich. Doch bei neuen Erkenntnissen über die aktuell 6 Todesfälle und mehr als 300 Infektionen könnte sich die Risikoeinschätzung schnell ändern. Als erstes dürften dann Flug- und Tourismusaktien stärker leiden, die sich heute bereits belastet zeigen.
Wird das der Auslöser für eine größere Korrektur?
Am 7. Januar war hier in der Börse-Intern zu lesen, dass es in Übertreibungsphasen meist eines Auslösers bedarf, um die bullishen Anleger dazu zu bringen, ihre Haltung zu ändern und sich von ihren Aktien zu trennen. Eine Eskalation im Nahen Osten konnte abgewendet werden und entwickelte sich daher nicht zu diesem Auslöser. Nun sollte man die Nachrichten zum Corona-Virus im Auge behalten.
DAX mit Zug zum Allzeithoch
Der DAX jedenfalls müht sich immer noch ab, sein Allzeithoch bei 13.596,89 Punkten zu erreichen. Immerhin ist die Tendenz des deutschen Leitindex durch höhere Tiefs aktuell noch aufwärts gerichtet (siehe grüne Aufwärtslinie im folgenden Chart), seit der etwas holprige Ausbruch aus der Seitwärtstendenz (gelbes Rechteck) mit Hilfe von zwei Aufwärtslücken (grüne Ellipsen) gelungen ist.
Heute ging der Index zwar aufgrund schwacher Vorgaben aus Asien infolge der Virus-Meldungen mit einer Abwärtslücke in den Handel (rote Ellipse), doch konnten die Verluste im Handelsverlauf vollständig aufgeholt werden. Und so scheinen die Anleger das Allzeithoch im Visier zu haben und es unbedingt noch erreichen zu wollen.
Durch die höheren Tiefs stehen die Chancen für die Bullen auch nicht schlecht. Denn zusammen mit dem aktuellen horizontalen Widerstand (rote Linie) bildet sich ein aufsteigendes Dreieck im DAX, aus dem gewöhnlich ein Ausbruch nach oben erfolgt. Man kann also weiterhin an bestehenden Long-Positionen festhalten, um vom anhaltenden Aufwärtstrend zu profitieren. Aber man sollte vorsichtig sein, wenn der DAX in den Bereich der mehrwöchigen Seitwärtstendenz klar zurückfällt (und die US-Indizes dabei ebenfalls deutlich nachgeben).
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Sven Weisenhaus
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