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News or Noise?
Ausgabe vom 21.07.2025
News or Noise?
von Torsten Ewert
Sie kennen sicher das geflügelte Wort: „Ist das Kunst oder kann das weg?“ Anleger und Trader haben ein ähnliches Bonmot: „Is it news or noise?“ Ist also das, was wir in den Medien lesen, hören oder sehen eine echte Neuigkeit oder Nachricht oder nur ein Hintergrundgeräusch?
Trump vs. Powell
Diese Frage stellt sich uns täglich. Oft kann es beides sein, was zunächst verwirrend erscheint und uns daher zwingt, die Dinge – wie die Märkte – anders zu sehen als die Masse. So verhält es sich auch mit der Frage, ob US-Präsident Trump Fed-Chef Jerome Powell entlassen kann oder wird bzw. mit der allgemeineren Frage der Unabhängigkeit der Fed, die in diesem Zusammenhang oft aufgeworfen wird.
Es ist kein Geheimnis, dass Trump mit Powell, den er 2017 selbst ernannte, unzufrieden ist. Der US-Präsident äußert immer wieder seinen Wunsch nach Zinssenkungen, aber Powell bzw. die Fed bleiben bei ihrer abwartenden Haltung. Und je öfter und vehementer Trump Zinssenkungen fordert, umso weniger scheinen Powell und seine Kollegen dazu bereit zu sein. (Dazu später mehr.)
Zu Beginn seiner zweiten Amtszeit überlegte Trump wohl ernsthaft, Powell zu entlassen. Entsprechende Gerüchte und Kommentare gibt es immer wieder – zuletzt am Mittwoch (siehe Börse-Intern vom 17.07.2025). Trump selbst tritt diesen Gerüchten zwar immer wieder entgegen, allerdings auch nicht so konsequent, dass sie verstummen würden, sondern eher halbherzig. (So auch am Mittwoch, als er sich bei seinem Dementi das Hintertürchen der Entlassung im Fall eines „Betrugs“ offenließ.)
Der Bock als Gärtner?
Klar dürfte aber sein, dass Powell von Trump keine zweite Amtszeit bekommen wird. Im Gegenteil: Dem Vernehmen nach prüft seine Regierung offenbar bereits Kandidaten, die im nächsten Jahr das Amt übernehmen könnten. Inzwischen gelten mehrere Männer als mögliche Kandidaten: neben einem erfahrenen Notenbanker z.B. auch US-Finanzminister Scott Bessent, der zuvor bekanntlich Hedgefondsmanager war.
Es gab zwar schon Investmentbanker als Fed-Gouverneure – aber ein Hedgefondsmanager auf dem Chefposten wäre nicht nur ein Novum, sondern würde womöglich auch den Bock zum Gärtner machen. Ob die Märkte davon wohl amused wären? Zweifel daran sind angebracht, und würden dann sicher auch bezüglich der Unabhängigkeit der Fed bzw. ihres Chefs aufkommen.
Doch so weit ist es noch nicht, und es erscheint ratsam, sich durch aufgeregte bis empörte Kommentare darüber nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Dafür gibt es durchaus rationale Gründe, die wir im Folgenden kurz betrachten wollen.
Warum Powells Entlassung kein Thema sein sollte
Da wäre zunächst eine mögliche Entlassung von Powell. Es scheint unstrittig zu sein, dass der US-Präsident den Fed-Vorsitzenden nicht ohne „Grund“ entlassen kann. Politische Meinungsverschiedenheiten über Zinssenkungen gehören ebenso unstrittig nicht dazu. Der Oberste Gerichtshof der USA hat im Mai bei passender Gelegenheit ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Fed eine einzigartige quasi-private Struktur hat (die oft kritisiert wird). Formal hat also ein US-Präsident keine Handhabe gegen einen Fed-Chef, auch wenn er ihn nominiert.
Nun nimmt es die derzeitige US-Administration mit formaljuristischen Dingen nicht so genau. Und wie am Donnerstag von Sven Weisenhaus berichtet, gibt es wohl Überlegungen, einen vorgeschobenen Grund darin zu suchen, dass die Renovierung des Fed-Hauptsitzes das Budget übersteigt, wofür Powell als Fed-Chef verantwortlich gemacht werden soll.
Wie weit das als „Grund“ ausreichen würde, bliebe abzuwarten. Aber egal, ob mit oder ohne Grund: Jeder Versuch, Powell vorzeitig zu entfernen, würde sicherlich die Justiz beschäftigen und bis vor den Obersten Gerichtshof gehen. Das wäre ein langwieriger und teurer (juristischer) Prozess, der ziemlich unnötig erscheint, da Powells Amtszeit ohnehin in weniger als einem Jahr endet (und nicht verlängert werden muss und wird).
Was eingepreist ist und was nicht
Man darf sich sicherlich in keinem Fall auf die Ratio des US-Präsidenten verlassen, aber die Märkte dürften sich selbst dann nicht aus der Ruhe bringen lassen, wenn Trump sämtliche (juristischen) Geschütze gegen Powell auffährt. Es sei denn, es gäbe den einen ernsthaften und erfolgversprechenden Versuch, Powell persönlich zur Verantwortung zu ziehen, und zwar unabhängig von seinem Amt. Dann könnte ein „Deal“ darin bestehen, dass er selbst vorzeitig zurücktritt, um einer solchen „Treibjagd“ zu entgehen. Doch aktuell ist das ein sehr unwahrscheinliches Szenario.
Aber zurück zu unserer ursprünglichen Frage: News oder noise? Zunächst einmal sind Gerüchte und Meinungskommentare von Medien sowie echten und vermeintlichen Experten nur „noise“, also ein Hintergrundrauschen für Märkte, Trader und Anleger. Die einzigen Nachrichten dazu sind die mehr oder weniger offiziellen Einlassungen von Donald Trump dazu. Aber auch die bleiben oft in der Sache vage, und auch seine Meinung kann sich schnell ändern.
Um also zu wissen, was wir von all dem zu halten haben, müssen wir „wie die Börse denken“. Deren Kurse bewegen sich je nachdem, wie sich die Realität im Verhältnis zu den Erwartungen in den nächsten Monaten entwickelt. Das Zeitfenster dafür ist flexibel, beinhaltet aber in der Regel die nächsten 12 Monate.
Und in diesem Zeitfenster war „schon immer“ damit zu rechnen, dass es einen neuen Fed-Chef geben könnte, da die Amtszeit festgelegt ist. Auch Trumps Unzufriedenheit mit Powell ist seit seiner ersten Amtszeit bekannt. Inzwischen sind die Namen möglicher Kandidaten für Powells Nachfolge ebenfalls bekannt. Das Einzige, was etwas (!) ungewiss erscheint, ist, ob der neue Fed-Chef früher kommen wird, als es der übliche Ablauf vorsieht.
Das ist zunächst unwahrscheinlich (siehe oben) und daher bisher in den Kursen nicht eingepreist. Selbst, wenn sich später herausstellt, dass ein vorzeitiger Wechsel zunächst keinen großen Einfluss auf Geldpolitik oder Konjunkturverlauf hat, dürfte es zunächst Turbulenzen geben. Doch es wäre unsinnig, bereits jetzt in irgendeiner Weise nur aufgrund dieser vagen Möglichkeiten zu reagieren und z.B. Aktien zu verkaufen. Wenn es nicht dazu kommt und die Kurse weiter steigen, hätte man das Nachsehen.
Und was ist mit der Unabhängigkeit der Fed?
Ähnlich ist es mit dem Gerede über die „Unabhängigkeit“ der Fed. Sicher, die Fed verfolgt eine Geldpolitik, die sich auf die Wirtschaft auswirken kann und ist damit eine der wichtigsten Triebkräfte für Aktien. Und die Unabhängigkeit der Fed – also dass niemand ernsthaft in ihre Arbeit hineinreden oder gar eingreifen kann – sorgt dafür, dass die Fed-Politik weitgehend berechenbar ist (was aber auch von den Persönlichkeiten an der Fed-Spitze und deren fachlicher und kommunikativer Expertise abhängig ist).
Die meisten Kommentatoren tun daher so, als würde die Welt untergehen, wenn ein US-Präsident einen Fed-Vorsitzenden entlässt. Und klar – es wäre ein Novum, also ein beispielloser Vorgang. Aber es wäre kaum anders als die politische Einflussnahme der Nixon-Administration auf die Fed und deren Vorsitzenden Arthur Burns von 1970 bis 1978.
Zumal seitdem der individuelle Einfluss des Vorsitzenden begrenzt wurde. So wird die US-Geldpolitik in einem Ausschuss abgestimmt, dem sogenannten Offenmarktausschuss (Federal Open Market Committee, FOMC), wo der Fed-Chef eine Stimme unter 12 hat. Die anderen Mitglieder des Fed-Vorstands und die Präsidenten der regionalen Fed-Banken (in wechselnder Reihenfolge) haben ebenfalls ein Mitspracherecht. Der Fed-Chef kann die Tagesordnung bestimmen und hat sicherlich Einfluss, aber er diktiert nicht, was geschieht.
Die Börsianer durchschauen diese „Spielchen“
Zwar werden auch die anderen FOMC-Mitglieder vom Präsidenten ernannt, aber sie haben ebenfalls mehrjährige Amtszeiten (bis zu 14 Jahren). Es ist also nicht möglich, durch Personalwechsel kurzfristig alle Mitglieder auszutauschen. Daher ist zumindest der direkte externe Einfluss auf die Fed begrenzt. Das ist zweifellos auch ein Grund, warum die Märkte trotz der medialen Aufregung über dieses Thema bisher so gelassen bleiben.
Zumal auch die Fed nicht so unabhängig ist, wie uns die Medien weismachen wollen. Sie ist von Natur aus politisch. Das sind alle Zentralbanker, und zwar aus dem einfachen Grund, dass Politiker sie ernennen und wiederernennen (bzw. diese Ernennungen bestätigen). Und auch die Aufrechterhaltung dieser „Unabhängigkeit“ ist eine Art politischer Akt.
Oben habe ich erwähnt, dass Fed-Chef Powell umso standhafter zu werden scheint, je mehr Präsident Trump ihn öffentlich unter Druck setzt. Damit demonstriert und kultiviert er seine Unabhängigkeit und die der Fed. Formal hätte er durchaus die Möglichkeit, die Zinsen zu senken – angesichts einer Inflationsrate, die trotz Zöllen moderat bleibt, und einiger Wirtschaftsindikatoren, die sich abschwächen. Aber auch das wäre eine politische Entscheidung bzw. würde also solche wahrgenommen.
Die Märkte kennen und berücksichtigen diese begrenzte Unabhängigkeit der Fed ebenso wie sie die „Spielchen“ durchschauen, die darum gemacht werden. Unzulänglichkeiten gibt es überall – wer wüsste das besser als wir Börsianer! – aber sobald sich die Börsen damit arrangiert haben (und das haben sie im Fall der Fed seit Jahrzehnten!), ist das an den Märkten kein Thema mehr.
„News or noise“ – so erkennen Sie die Relevanz!
Am Beispiel des Hickhacks um die Fed-Politik und der Kritik daran haben wir gesehen, wie an der Börse das Spiel „News or noise?“ abläuft. Meist kann man die Zusammenhänge erst mit einigem Abstand bzw. eine ganze Weile nach Beginn der Debatte erkennen. Das gilt auch für die Diskussion um Powell und die Fed-Politik.
Als Anleger, aber vor allem als Trader sind wir jedoch oft darauf angewiesen, sehr schnell eine Entscheidung darüber zu treffen, wie relevant ein Thema tatsächlich ist. Das beste Hilfsmittel dazu (wie auch in allen anderen Fällen) sind die Kursreaktion auf die vermeintlichen News: Je weniger sie ausschlagen, umso größer ist der „Noise“- und umso geringer der „News“-Gehalt (und umgekehrt).
Auch wenn es sich um echte Neuigkeiten handelt, kann deren Relevanz für die Börsianer gering sein. Dann bleiben die Kursausschläge ebenfalls gering. Und selbst, wenn die Nachrichten bedeutsam (und die Kursreaktionen kräftig) sind, haben sie eine Halbwertzeit: Weitere Nachrichten zum gleichen Thema führen irgendwann zu immer schwächeren Reaktionen. Das ist der Gewöhnungseffekt, der zeigt, dass dieses Thema „durch“, also „alles“ eingepreist ist.
Mit besten Grüßen
Torsten Ewert
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