
Börse-Intern
Ihr täglicher und kostenloser Börsen-Newsletter mit den besten Prognosen für die Aktienmärkte
China zeigt: Der Handel ist anpassungsfähig
Ausgabe vom 13.05.2025
China zeigt: Der Handel ist anpassungsfähig
von Sven Weisenhaus
Im Handelsstreit zwischen den USA und China haben sich die beiden Kontrahenten am vergangenen Wochenende darauf verständigt, die jeweiligen Zölle um 115 Prozentpunkte zu senken. Die von US-Präsident Donald Trump eingeführten „reziproken“ Aufschläge auf chinesische Produkte werden von 125 % auf 10 % gesenkt. Der Zoll in Höhe von 20 %, der zuerst wegen Chinas mutmaßlicher Beteiligung am Fentanyl-Handel eingeführt wurde, bleibt allerdings bestehen, so dass die Zölle auf chinesische Waren insgesamt von 145 % auf 30 % sinken. China wird seine Gegenzölle auf US-Waren von 125 % auf 10 % reduzieren. Diese Vereinbarung gilt zunächst ab dem 14. Mai für 90 Tage. In diesem Zeitraum wollen beide Nationen weiter verhandeln.
Eine positive Überraschung
Für die Börsen war diese Nachricht eine positive Überraschung. Denn noch am Freitag hatte Trump erklärt, er würde Zölle in Höhe von 80 % auf chinesische Waren für angemessen halten (siehe „Anleger sollten US-Zölle und Handelsabkommen relativieren“). Zuvor war berichtet worden, die US-Regierung erwäge eine Reduzierung um mehr als die Hälfte. Ein Wert von 50 % kursierte in den Medien. Nun sind es also sogar „nur“ 30 % und somit deutlich weniger als befürchtet.
Auch der Hang Seng hat den „Zoll-Schock“ vollständig aufgeholt
Und so konnten sich auch die Aktienkurse in China von ihrem „Zoll-Schock“ auf beachtliche Weise erholen. Der Einbruch um fast -16 % wurde durch eine Rally von fast +24 % mehr als wettgemacht.
Durch den erneuten Anstieg über das Hoch vom 7. Oktober 2024 bei 23.250 Punkten wurde zudem der Fehlausbruch über dieses Niveau vom Jahresanfang 2025 ausgebügelt.
Aus rein charttechnischer Sicht hatte dieser Fehlausbruch eine starke Bewegung in die entgegengesetzte Richtung nach sich gezogen, die sich häufig nach Fehlsignalen beobachten lässt. Man könnte daher argumentieren, dass diese (Abwärts-)Bewegung durch den Zoll-Streit lediglich verschärft wurde.
Jedenfalls hatte ich erfreulicherweise am 18. März exakt am Hoch und damit rechtzeitig vor dem Einbruch vor einer fälligen „Konsolidierung bzw. Korrektur“ gewarnt (siehe „Hang Seng: Auf ein Korrekturtief folgte ein zweiter Aufwärtsimpuls“), da der Hang Seng nach einem Anstieg um mehr als 33 % „charttechnisch wieder überkauft“ war.
Und am 21. März (also 3 Tage später) hieß es, der Hang Seng habe „seine erwartete Korrektur begonnen, so dass es hier nun gilt, das Ausmaß und die Dauer zu beobachten und auf neue Einstiegschancen durch tiefere Kurse zu warten“ (siehe „Hang Seng, USD/JPY, DAX: Zum Abwarten verdonnert“).
China stützt den Aktienmarkt
Dass sich der Index nach den herben Kursverlusten zum damaligen Niveau zurückarbeiten konnte, dürfte wohl auch an den neuerlichen Stützungsmaßnahmen liegen, die von Chinas Regierung beschlossen wurden. So kündigte die Finanzaufsichtsbehörde kürzlich ein erweitertes Programm an, mit dem Versicherungsinvestitionen in den Aktienmarkt geleitet werden sollen. Zudem wurden weitere Schritte zur Unterstützung der Immobilienmärkte versprochen.
Gleichzeitig beschloss die chinesische Zentralbank eine Senkung des Leitzinses um 10 Basispunkte und eine Senkung der Mindestreserveanforderungen für Banken um 50 Basispunkte.
Das wurde von den Anlegern als Signal für ein gemeinsames Vorgehen der Behörden gegen eine wirtschaftliche Abschwächung durch die US-Zölle gewertet. Und solche Maßnahmen waren auch schon im März der Grund für das starke Abschneiden des Hang Seng.
Rettung quasi in letzter Sekunde
Sie waren offenbar auch nötig. Denn Chinas Wirtschaft schien zunehmend auf dem absteigenden Ast zu sein. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) von Caixin/S&P Global für den Dienstleistungssektor des Landes fiel im April auf 50,7 Punkte, von 51,9 im März, und erreichte damit den niedrigsten Stand seit September.
Der Unterindex für neue Exportaufträge brach sogar von 52,0 auf 47,5 Punkte ein, was auf eine schwächere Auslandsnachfrage angesichts der höheren US-Zölle hindeutet.
Der offizielle Einkaufsmanagerindex zeigte mit einem Rückgang von 50,8 Punkte im Vormonat auf 50,4 im April eine ähnliche Verlangsamung der Dienstleistungsaktivitäten an.
Die 50er-Marke trennt bei diesen Frühindikatoren zwischen Expansion und Kontraktion. Und beim verarbeitenden Gewerbe unterschritt der offizielle Einkaufsmanagerindex diese Marke im April.
Mit nur noch 49,0 Punkten brach das Stimmungsbarometer auf ein 16-Monats-Tief ein. Und der Unterindex der neuen Exportaufträge fiel sogar auf den niedrigsten Stand seit August 2012, wenn man die Corona-Pandemie einmal außen vor lässt.
US-Zölle nach wie vor auf dem höchsten Niveau seit 1941
Bei all den scheinbar positiven (Kurs-)Entwicklungen der vergangenen Tage sollte man daher Folgendes im Hinterkopf behalten: Die Rating-Agentur Fitch schätzt, dass der effektive Zollsatz in den USA jetzt bei 13,1 % liegt. Das wäre zwar ein deutlicher Rückgang gegenüber den 22,8 %, die vor den aktuellen Abkommen (Großbritannien, China) fällig waren, 13,1 % sind aber immer noch ein Niveau, das zuletzt 1941 erreicht wurde. Und es ist viel höher als die 2,3 %, die noch Ende 2024 galten.
Es wird daher bei Belastungen für Exporteure, Importeure und Verbraucher bleiben. Morgan Stanley hatte unlängst schätzt, dass Zölle in Höhe von 25 % auf Waren aus Mexiko und Kanada und 10 % auf Importe aus China die Gewinne des S&P 500 bis zum Jahr 2026 insgesamt um 5 % bis 7 % verringern könnten. Nun liegt der China-Zoll aktuell bei 30 %.
Daneben gab es Prognosen, wonach die Zölle das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der USA um mindestens 1 Prozentpunkt schmälern und die Inflation um 0,6 Prozentpunkte erhöhen könnten, wenn die betroffenen Lander angemessene Vergeltungszölle erheben und die Zölle 2025 beibehalten werden. Danach sieht es aktuell aus, da die USA offenbar zu Basiszöllen von 10 % neigen.
Handel zwischen USA und China im April eingebrochen
Auch für China gab es pessimistische Prognosen. Mitte April hatte Goldman Sachs seine Erwartungen für das chinesische BIP-Wachstum 2025 von 4,5 % auf 4,0 % und Citi seine Prognose von 4,7 % auf 4,2 % gesenkt. Beides lag deutlich unter dem Wachstumsziel der chinesischen Regierung von „rund 5 %“. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ging derweil davon aus, dass Chinas BIP bis 2028 um 2,9 % niedriger ausfallen könne. Die Volksrepublik ginge „damit als größter Verlierer aus dieser Eskalation hervor“, so das IW. Diese Annahmen galten allerdings noch für die Zölle von über 100 %.
Nun dürfte die überraschend drastische Absenkung der Zölle den Handel zwischen den USA und China immerhin wiederbeleben, der zuletzt bereits recht dramatisch eingebrochen war. Wie offizielle Handelsdaten der chinesischen Regierung vom vergangenen Freitag zeigen, lagen Chinas Exporte in die USA im April (mit 33 Milliarden Dollar) um -21 % unter Vorjahresniveau, die Importe um -13,8 %.
Die Welthandelsorganisation (WTO) hatte Mitte April gewarnt, der Warenverkehr zwischen den beiden Volkswirtschaften könne sogar um bis zu 80 % nachlassen (und das globale Wachstum dadurch stark beeinträchtigt werden).
Der Handel ist anpassungsfähig
Insgesamt entwickelten sich die chinesischen Exporte zuletzt aber überraschend robust – mit einem Anstieg um +8,1 % zum Vorjahr, nach +12,4 % im März. Experten waren von einem deutlich kleineren Plus von nur +1,9 % ausgegangen (März: +4,4 %).
Im Zeitraum Januar und Februar hatten die Ausfuhren nur um 2,3 % zugenommen, was darauf hindeutet, dass die Ex- bzw. Importeure im März und April den US-Zöllen zuvorkommen wollten. Es bleibt daher abzuwarten, wie sich der Mai entwickelt.
Auch die Importe fielen mit einem Rückgang um -0,2 % im April (März: -4,3 %) deutlich besser aus als erwartet (-5,9 %).
Daher kann man diese Daten auch als ein Anzeichen dafür werten, dass der Handel flexibel und anpassungsfähig ist und die hergestellten Produkte über andere Wege Abnehmer finden – und das wahrscheinlich über Umwege auch in den USA. So sind die Lieferungen aus China in die sogenannten ASEAN-Lander im April um +20,8 % auf mehr als 60 Milliarden Dollar gestiegen. Die Ausfuhren in die Europäische Union wuchsen um 8,3 % auf 46,7 Milliarden Dollar.
Es kommt also einerseits zu der befürchteten Schwemme billiger China-Produkte auf Märkte außerhalb der USA. Und andererseits dürften chinesische Produkte über andere Länder in die USA gelangen, die von geringeren Zöllen betroffen sind – bzw. waren.
Geringere Warenexporte dämpfen die Inflation
Zugleich deuten aber Daten zu den Verbraucherpreisen in China auch darauf hin, dass ein Teil der für das Ausland vorgesehenen Produkte im Inland bleiben und diese nur durch niedrigere Preise einen Abnehmer finden. So sind laut aktuellen Daten vom Wochenende die Verbraucherpreise in China im April wie mehrheitlich erwartet (um -0,1 %) zum Vorjahresmonat gesunken – zum 3. Mal in Folge.
Der Erzeugerpreisindex sank im Jahresvergleich sogar um -2,7 % (Erwartung: -2,8 %), nach einem Rückgang von bereits -2,5 % im März. Diese Entwicklung ist allerdings auch der schwächelnden Wirtschaft aufgrund einer schwachen Inlandsnachfrage in China zu verdanken.
Und daher ist zu erwarten, dass die Produzenten Abnehmer im Ausland suchen und durch die Schwemme chinesischer Produkte die Inflation auch in anderen Ländern tendenziell gedämpft wird – unter anderem in der EU.
Inflation in den USA steigt
In den USA ist dagegen weiterhin mit einer tendenziell höheren Inflation zu rechnen, auch wenn der Effekt durch die aktuellen Zoll-Vereinbarungen geringer ausfallen wird. Am 23. April hatte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) gemeldet, von ihm befragte Analysten würden für die USA mit einer Inflation von 3,2 % und 3,1 % in den Jahren 2025 und 2026 rechnen. Das wäre deutlich über dem Zielwert der US-Notenbank Fed.
Die Währungshüter dürften daher auf absehbare Zeit wohl weiterhin keine Zinssenkungen ins Auge fassen, zumal auch noch einerseits durch die erneute 90-Tage-Frist eine weitere Unsicherheit in den Markt gekommen ist und andererseits die US-Wirtschaft bei niedrigeren Import-Zöllen weniger stark belastet wird, also stärker wächst, allerdings nicht mehr so stark wie bislang.
Goldman Sachs hat heute die Prognose für das BIP-Wachstum der USA auf 1,0 % festgelegt. Laut dem ZEW erwarten Experten im Durchschnitt ein Plus von 1,5 %. Im pessimistischsten Szenario hätte die US-Wirtschaft in diesem Jahr sogar um -2,5 % schrumpfen sollen. Aber das erscheint aktuell kaum mehr realistisch. Warten wir aber mal die 90-Tage-Fristen ab.
Fazit
Die Zölle belasten weit weniger schlimm als zwischenzeitlich befürchtet. Am stärksten trifft es wohl die USA immer noch selbst. Daher hinken die US-Aktienindizes den anderen Märkten auch noch etwas hinterher.
Zum Hang Seng hatte ich am 18. März geschrieben: „Man kann daher an Long-Positionen festhalten. Und Rücksetzer könnten neue Einstiegschancen bringen.“ Der Zoll-Schock war somit eine gute Gelegenheit, entweder neu in den chinesischen Aktienmarkt einzusteigen oder bestehende Positionen auszubauen. Und das dürfte auch für einen weiteren Rücksetzer gelten, der inzwischen wieder fällig ist.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
Börse - Intern
14. Mai 2025
Börse - Intern
KI- bzw. „Magnificent 7“-Blase 2.0 – oder große Korrektur
Weiterlesen...09. Mai 2025
Börse - Intern
Anleger sollten US-Zölle und Handelsabkommen relativieren
Weiterlesen...29. April 2025
Börse - Intern
Bärenmarkt, Korrektur oder kurzer Einbruch – Kursziele für den S&P 500
Weiterlesen...Alle Börsenbriefe von Stockstreet.de

Allstar-Trader
Vom Traden leben!
Aktien, Rohstoffe & Devisen
erfolgreich handeln!
von Bernd Raschkowski
Jetzt informieren und kostenlos testen!

Geldanlage-Brief
Ihr langfristig orientierter
Börsendienst
für Vermögen und Wohlstand!
Die Strategie für Ihre Geldanlage!
von Torsten Ewert
Jetzt informieren und kostenlos testen!

Börse-Intern Premium
Erfolgreich Traden mit der
revolutionären Methode!
Zuverlässig und dauerhaft erfolgreich!
von Sven Weisenhaus
Jetzt informieren und kostenlos testen!

Target-Trend-Spezial
Tägliche Chartanalysen nach
der revolutionären Methode!
Zuverlässig und dauerhaft erfolgreich!
von Sven Weisenhaus
Jetzt informieren und kostenlos testen!

Aktien-Perlen
Der Börsendienst für die unentdeckten
Chancen an den Börsen der Welt!
Die Spreu vom Weizen trennen!
von Torsten Ewert
Jetzt informieren und kostenlos testen!

Optionsscheine-Expert-Trader
Der Börsendienst für volatile Zeiten
Die besten Trades in volatilen Märkten
von Manfred Ries
Jetzt informieren und kostenlos testen!

Target-Trend-CFD
CFD-Trading mit
der revolutionären Methode!
Schneller Handel, schnelle Gewinne!
von Sven Weisenhaus
Jetzt informieren und kostenlos testen!

Hightech-Trader
Profitieren Sie vom Hightech-Boom
Mit Hightech Aktien, Crypto Währungen
und Bio-Techs
von Bernd Raschkowski
Jetzt informieren und kostenlos testen!