In den vergangenen beiden Ausgaben der Börse-Intern haben wir uns genauer angesehen, wie die Berichtssaison für die Unternehmen im US-amerikanischen Aktienindex S&P 500 und im europaweiten STOXX-600-Index ausgefallen ist. Es dürfte aber viele Leser interessieren, welche Zahlen denn unsere heimischen DAX-Unternehmen vorgelegt haben.
DAX-Unternehmen erleiden Umsatz- und Gewinnrückgänge
Nach Berechnungen der Unternehmensberatung EY (früher Ernst & Young) sank der Gesamtumsatz der DAX-Konzerne im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,1 Prozent auf 326 Milliarden Euro. Fast die Hälfte der Index-Mitglieder setzen weniger um. Dabei sind allerdings die beiden Geldinstitute Deutsche Bank und Commerzbank noch nicht berücksichtigt, die aufgrund schwacher Quartalszahlen den Durchschnitt noch weiter nach unten gezogen hätten.
Die Gewinne nahmen derweil stärker ab als die Umsätze. So schrumpfte das operative Ergebnis (EBIT) der 30 im DAX gelisteten Unternehmen im zweiten Quartal insgesamt um 6,6 Prozent auf 29,8 Milliarden Euro. Dabei schafften 19 Konzerne einen Gewinnanstieg, während die restlichen elf Firmen einen Ergebnisrückgang hinnehmen mussten.
Zweitbestes Quartal der vergangenen zehn Jahre
Mit durchschnittlich rund einer Milliarde Euro verdienten die 30 DAX-Konzerne aber immer noch ordentlich. Denn man muss berücksichtigen, dass wir in 2015 ein Rekordjahr hatten. Und die nun erzielten 29,8 Milliarden sind immer noch der zweithöchste Wert der vergangenen zehn Jahre.
Krisen bremsen den DAX
Da verwundert es schon ein wenig, dass der DAX den US-Indizes nicht nur charttechnisch, sondern auch in der fundamentalen Bewertung deutlich hinterher hinkt. Ein Grund dafür sind natürlich die lokalen Krisen, die sich in der Verschuldungsproblematik diverser Euro-Staaten äußerten und jüngst im Brexit-Votum der Briten wieder aufflackerten.
Brexit-Schock wird immer mehr verdaut
Doch der Brexit-Schock scheint mehr und mehr verdaut zu werden. Dies belegen auch die heute veröffentlichten ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland, die sich im August verbessert haben. Gegenüber dem Vormonat gewann der ZEW-Index 7,3 Punkte hinzu und steht jetzt mit 0,5 Punkten wieder im positiven Bereich.
(Quelle: ZEW)
Analysten hatten allerdings einen stärkeren Anstieg auf 1,8 Punkte erwartet. Zudem liegt der Wert auch nach dem aktuellen Anstieg noch deutlich unter seinem langjährigen Durchschnitt von 24,2 Punkten. Dennoch: Vom Brexit-Schock im Juli hat sich der Indikator deutlich erholt, auch wenn er den damaligen Rückgang um 26 Punkte bisher nur teilweise wettmachen konnte. Zudem fiel die Bewertung der aktuellen konjunkturellen Lage in Deutschland besser aus als erwartet. Der Teilindex stieg um 7,8 auf nun 57,6 Punkte. Hier hatte die Prognose lediglich bei rund 50 gelegen.
Erholung in den Aktienindizes hebt die Stimmung
Damit bestätigte sich die Einschätzung in der Börse-Intern vom 21. Juli. Damals wurden die ZEW-Konjunkturerwartungen als erster Stimmungsindikator nach dem Brexit-Votum veröffentlicht. Sie waren dabei auf den niedrigsten Stand seit November 2012 gefallen. Trotzdem hielt ich die Fahne für den DAX oben und riet, aus einem einzelnen Rückgang noch keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Nach den Einkaufsmanagerindizes, die den scharfen ZEW-Rückgang nicht mitmachten (siehe Börse-Intern vom 4. August), bestätigt die aktuelle Erholung des ZEW-Index die damalige Erwartung.
„Da größere Finanzmarktturbulenzen jedoch ausblieben, ist durchaus denkbar, dass Konjunkturbarometer wie der ZEW-Index bereits im kommenden Monat wieder zulegen“, hieß es in der Analyse vom 21. Juli. Derweil kletterte der DAX zwischen den Umfrageergebnissen des ZEW-Index kräftig: von rund 10.000 Punkten am 19. Juli auf bis zu 10.800 Zähler im gestrigen Hoch. Damit stieg er um rund 8 Prozent innerhalb eines knappen Monats (grüner Pfeil im Chart).
Sicherlich war es auch dieser Anstieg, der die Stimmung deutscher Finanzexperten steigen ließ, die für den ZEW-Index befragt werden.
Die ZEW-Konjunkturerwartungen für die Eurozone hellten sich übrigens noch deutlicher als für Deutschland auf. Sie stiegen um 19,3 Punkte auf 4,6 Zähler. Auch die Bewertung der Konjunkturlage fiel besser als im Vormonat aus, auch wenn diese sich mit einem Anstieg um 2,1 Punkte auf minus 10,3 Punkte nur leicht aufgehellt hat. Und selbst für Großbritannien hellte sich die Erwartungshaltung der befragten Finanzmarktexperten auf, die Lagebewertung gab jedoch deutlich nach. Hier hat sich vermutlich niedergeschlagen, dass neben dem DAX auch der Euro STOXX 50 und der FTSE 100, der wichtigste britische Aktienindex, extrem entspannt auf das Brexit-Votum reagiert haben.
Dazu muss man wissen, dass im ZEW-Finanzmarkttest jeden Monat ca. 350 Finanzexperten aus Banken, Versicherungen und großen Industrieunternehmen nach ihren Einschätzungen und Erwartungen bezüglich wichtiger internationaler Finanzmarktdaten befragt werden. Und besonders bei Experten aus dem Finanzsektor ist die Stimmung stark von der Aktienkursentwicklung abhängig.
DAX hat Kursziel nahezu perfekt erreicht
Wie im DAX-Chart oben zu sehen ist, lief der Index mit dem gestrigen Hoch nahezu exakt bis an die Mittellinie bei 10.815 Punkten. Das Kursziel aus der Börse-Intern vom 9. August hat er damit perfekt abgearbeitet. Zudem hat er auf dem Weg dahin die Mittellinie des Aufwärtstrendkanals (grün) als Anlaufmarke und Widerstand eingebunden, genau wie in der Analyse vom 9. August beschrieben.
Nun ist er von dort zunächst nach unten abgeprallt. Es wäre jetzt ein Rücksetzer auf das Ausbruchsniveau an der Rechteckgrenze bei 10.460 Punkten denkbar. Dort könnte der DAX den Ausbruch durch eine erneute Umkehr nach oben bestätigen. Nur wenn die US-Indizes und/oder der DAX unter das jeweilige Ausbruchsniveau zurückfallen, wäre damit ein Fehlsignal/Fehlausbruch entstanden. Diesem dürften dann erneute Rückschläge folgen. Doch solange dies nicht geschieht, stehen die Börsenampeln auf Grün.
Fazit
Den Unternehmen in Deutschland geht es prächtig. Im vergangenen Vierteljahr haben die DAX-Konzerne das zweitbeste Quartal der vergangenen zehn Jahre hingelegt. Entsprechend positiv hat sich auch der DAX entwickelt. Dabei haben die Krisen die Kurserholung jedoch gebremst, weshalb der deutsche Leitindex den US-Pendants deutlich hinterher hinkt.
Doch sowohl charttechnisch als auch fundamental besteht im DAX eine Menge Aufholpotential. Denn die mehrmonatige Seitwärtskonsolidierung sowie der übergeordnete Abwärtstrend sind überwunden. Und die Bewertung der DAX-Aktien ist deutlich günstiger als in den US-Indizes. Daher bleibt es bei der Empfehlung: Kaufen Sie nicht die Allzeithochs in den US-Indizes, sondern den charttechnischen Ausbruch im DAX.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
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