Kalte Dusche für den DAX

Nach dem freundlichen Start in das Jahr 2022 bekam die Stimmung der Anleger gestern einen herben Dämpfer. Verantwortlich war die Wall Street, welche im späten Verlauf deutlich ins Minus geriet. Hintergrund: Nach der Veröffentlichung des Fed-Protokolls wurde klar, dass die US-Notenbank die Zinswende möglicherweise schneller angehen möchte. Die Investoren reagierten mit klaren Verkäufen und schickten die Börsen auf Talfahrt.

Der DAX wird am Donnerstag mit einem Abschlag von 1,1 Prozent bei 16.083 Punkten gesehen. Vorbörslich sah es noch so aus, als wenn die Marke von 16.000 Punkten getestet wird. Nach dem offiziellen Xetra-Start blieb ein echter Kursrutsch aber aus – zumindest bislang. In den letzten zwei Wochen verbuchte der DAX noch eine dynamische Aufwärtswelle bis knapp unter das Allzeithoch.

Vier statt drei Zinserhöhungen im laufenden Jahr?

Das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank sorgte gestern für Aufsehen. Denn nun wurde bekannt, dass die Notenbanker auf ihrem letzten Treffen (am 14. Und 15. Dezember) bereits über einen schnelleren Ausstieg aus der Niedrigzinsphase gesprochen haben. Bislang waren für 2022 drei kleine Zinsschritte in den USA eingeplant. Aufgrund der Wirtschafts- und Inflationsentwicklung in Amerika kann nun eine vierte Zinsanhebung im laufenden Jahr nicht ausgeschlossen werden. Die Inflationstendenz dürfte sich seit dem Treffen im Dezember eher noch verschärft haben.

Die Sorge vor einer Straffung der Geldpolitik belastet vor allem die amerikanischen Technologiewerte, welche meistens mit erheblichem Fremdkapital-Anteil finanziert sind. Deren Re-Finanzierung wird durch steigende Zinsen teurer.

Sektor-Rotation: Technologie-Aktien werden tendenziell in zyklische Werte umgeschichtet

Bei einem genaueren Blick auf die Börsen ist deutlich zu sehen, was die gestiegene Zins-Erwartung für Folgen hat: Technologie-Werte werden massiv abgestraft, Industrie-Titel halten sich dagegen relativ stabil. Diese Entwicklung ist aktuell nicht nur in Amerika, sondern rund um den Globus zu beobachten.

So wird die Liste der Gewinner der deutschen Standardwerte aktuell vom Triebwerks-Hersteller MTU angeführt. Der Titel legt über 1,7 Prozent zu. Auch Automobil- und Chemie-Aktien liegen sehr fest im Markt. Banken profitieren generell von steigenden Zinsen, weshalb auch die Deutsche Bank gesucht wird.

Dagegen notieren Zalando und Delivery Hero ganz oben auf der Verliererliste im DAX, hier geht es jeweils um rund fünf Prozent nach Süden.

Im MDAX sehen wir dasselbe Bild: Der Chemie-Wert Lanxess notiert mit + 3,3 Prozent an der Indexspitze. Der Software-Titel Nemetschek verliert dagegen 6,5 Prozent an Wert.