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USA: So ist der Verlust der Top-Bonität einzuordnen
Ausgabe vom 20.05.2025
USA: So ist der Verlust der Top-Bonität einzuordnen
von Sven Weisenhaus
Wer am vergangenen Freitag noch kurz vor 23:00 Uhr (MESZ) auf die Börsenkurse schaute, der wurde Zeuge eines plötzlichen Kursrutsches. Der Dow Jones gab zum Beispiel ab ca. 22:45 binnen 10 Minuten um mehr als 200 Punkte nach, beim Nasdaq 100 waren es etwa 100 Zähler. Zu diesem Zeitpunkt sind solche Kursbewegungen recht ungewöhnlich. Zur Handelseröffnung der Future-Märkte am Montag weitete sich das Minus auch noch auf fast 400 bzw. 200 Zähler aus. Was war geschehen?
USA verlieren die letzte Top-Bonitätsnote
Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit der USA von „Aaa“ auf „Aa1“ herabgestuft und ihr damit die Top-Bonitätsnote entzogen. Als Begründung wurde die voraussichtliche Verschlechterung der Finanzlage der USA im Vergleich zu früheren Zeiten und zu anderen hochbewerteten Staaten genannt. Der Rating-Ausblick werde allerdings als „stabil“ eingestuft.
Bei vorangegangenen Abstufungen reagierten die Märkte allergisch
Moody's war die letzte der drei großen US-Ratingagenturen, die den USA noch eine Top-Bonität – das sogenannte „Triple-A“ – zugesprochen hatte. Standard & Poor‘s hatte die Bewertung bereits am 5. August 2011 erstmals in der Geschichte herabgestuft, was die Finanzmärkte damals deutlich belastete. Der S&P 500 gab zum Beispiel binnen 3 Handelstagen um mehr als 8 % nach. Allerdings hatte er zuvor schon binnen 7 Handelstagen rund 10 % verloren.
Fitch stufte das AAA-Rating der USA am 1. August 2023 auf AA+ herab. Erneut gab der S&P 500 deutlich nach.
Im November 2023 folgte Moody's zunächst lediglich durch eine Änderung des Rating-Ausblicks auf „negativ“. Damit signalisierte die Agentur die drohende Herabstufung, die nun vollzogen wurde. Und wie reagierten die Aktienmärkte dieses Mal? Die anfänglichen Kursverluste wurden gestern pünktlich ab Beginn des offiziellen US-Handels (15:30 Uhr MESZ) mit einer dynamischen Aufwärtsbewegung mehr als aufgeholt. Die US-Indizes erreichten neue Erholungshochs, der DAX sogar ein neues Rekordhoch. Ein möglicher Grund:
Steuersenkungen: Höhere Staatsschulden, höhere Unternehmensgewinne
Einerseits sorgen niedrigere Bonitäts-Ratings für höhere Zinsen. Im aktuellen Fall wird es also für die USA teurer, sich Geld zu leihen. Und die US-Regierung braucht Geld, viel Geld. Denn sie plant derzeit Steuererleichterungen für Bürger und Unternehmen im Volumen von mehreren hundert Milliarden Dollar, die nicht durch Einnahmen gegenfinanziert sind. Sie müssen also durch neue Schulden finanziert werden. Die Ratingagentur Moody's geht davon aus, dass die Schuldenquote des Bundes bis 2035 auf etwa 134 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ansteigen wird, verglichen mit 98 % im Jahr 2024 – und hat daher am Freitag das Rating gesenkt.
Andererseits sorgen die geplanten Steuererleichterungen womöglich für mehr Konsum und für höhere Unternehmensgewinne. Und vor allem Letztere sind entscheidend für die Höhe der Aktienkurse. Im aktuellen Marktumfeld ignorieren die Anleger die Gefahren einer ausufernden Staatsverschuldung bei gleichzeitig hohen Zinsen und konzentrieren sich auf die positiven Effekte niedrigerer Steuern.
Aktien- vs. Anleiherendite
Die Frage ist nur, wie weit können Aktien mit dieser Begründung noch nach oben getrieben werden? Irgendwann sind schließlich positive Nachrichten und (Gewinn-)Entwicklungen eingepreist. Und irgendwann erscheinen Anleihen mit ihren höheren Verzinsungen womöglich attraktiver als stark gestiegene und hoch bewertete Aktien. Von der DWS ist dazu heute zu lesen: „Vergleicht man nach der klassischen Faustregel die Gewinnrendite von Aktien (den Kehrwert des Kurs-Gewinn-Verhältnisses) mit der Rendite 10-jähriger Staatsanleihen, so rentieren Aktien jetzt zum ersten Mal seit fast 25 Jahren weniger als Anleihen. Und die Renditen von Staatsanleihen sind viel höher als 2011 (jetzt 4,5 % für 10-jährige Anleihen gegenüber 3,3 % damals).“
Zudem: „Irgendwann drücken höhere Anleiherenditen durch hohe Zinskosten die Unternehmensgewinne und bieten Anlegern eine attraktive Alternative.“
Mit anderen Worten: Einerseits erhöhen zwar Steuererleichterungen die Unternehmensgewinne, andererseits werden diese Gewinne aber durch höhere Kreditkosten aufgrund hoher Zinsen zumindest teilweise aufgezehrt. Und es ist zu befürchten, dass die Zinsen noch eine ganze Weile hoch bleiben.
Uni Michigan: Inflationserwartungen steigen immer weiter
Denn vor der Meldung über die Ratingentscheidung von Moody´s wurde am Freitag auch noch gemeldet, dass US-Verbraucher mit Blick auf die kommenden 12 Monate mit einer Inflation von 7,3 % rechnen, nachdem sie im März mit steigender Tendenz schon 6,5 % veranschlagt hatten. Das sind die höchsten Werte seit den 1980er Jahren.
Das Barometer für das Verbrauchervertrauen sank vor dem Hintergrund der immer weiter zunehmenden Inflationsängste auf 50,8 Zähler, nach bereits nur 52,2 Punkten im April, wie die Universität Michigan zu ihrer Umfrage mitteilte.
Mit dem 5. Rückgang in Folge erreichte die Stimmung das niedrigste Niveau seit Juni 2022. Laut dem Vizechef der US-Notenbank, Philip Jefferson, sind die Befürchtungen der Verbraucher nicht unbegründet. Denn aus seiner Sicht könnten die von Trump verhängten Zölle die Inflation zumindest vorübergehend befeuern.
Importpreise überraschend gestiegen
Und wie es der Zufall so will: Am Freitag wurde auch noch bekannt, dass die Importpreise der USA im April um +0,1 % zum Vormonat gestiegen sind.
Experten hatten dagegen einen Rückgang um -0,4 % erwartet, nachdem es im März einen solchen Rückgang von revidiert -0,4 % (ursprünglich -0,1 %) gegeben hatte.
Fed: Höchstens eine Zinssenkung 2025
Der Präsident der Atlanta Fed, Raphael Bostic, sagte gestern, dass die Zentralbank angesichts der Besorgnis über die womöglich steigende Inflation infolge höherer Importzölle den Leitzins für den Rest des Jahres möglicherweise nur um einen Viertelpunkt senken kann. Auf ihrer Sitzung im März hatten die Währungshüter noch Zinssenkungen um einen halben Prozentpunkt im Laufe des Jahres in Aussicht gestellt, was derzeit auch den Markterwartungen entspricht.
Resümee
Die USA befeuern die Wirtschaft mit immer höheren Schulden. Das treibt die Zinsen nach oben. Gegenfinanziert werden soll die Fiskalpolitik mit Importzöllen. Diese treiben die Preise und somit die Inflation nach oben, was wiederum ebenfalls zu tendenziell höheren Zinsen führt. Das sorgt auch für höhere Anleiherenditen, die damit eine zunehmende Konkurrenz für Aktien werden, weil deren Kurse immer weiter steigen. Die Frage ist nur, wann der Kipp-Punkt erreicht ist, an dem auch die Bullen Aktien für nicht mehr attraktiv genug halten.
Nasdaq 100 pendelt um eine alte Aufwärtstrendkanallinie
Bislang ist das eindeutig noch nicht der Fall. Denn wie eingangs bereits beschrieben, haben die Aktienindizes gestern noch neue Trendhochs erreicht. Der Nasdaq 100 pendelt dabei aktuell um die obere Linie eines alten Aufwärtstrendkanals, der eigentlich kaum noch relevant ist, da er nur bei der Konsolidierung im März für 10 Tage eingehalten wurde.
Geht dem Index trotzdem an dieser Hürde die Puste aus, nachdem er seit dem Tief vom 21. April um mehr als 22 % zulegen konnte und damit nun vom Rekordhoch nur noch -3,33 % verloren hat?
Das wird sich entscheiden, wenn sich der Nasdaq 100 von der Linie nachhaltig lösen kann. Erfolgt dies nach oben, scheinen die Bullen das Rekordhoch noch unbedingt vor einem fälligen Rücksetzer erreichen zu wollen. Erfolgt dies nach unten, müssen die Bullen wohl für den finalen Anstieg zum Rekordhoch mit einem Rücksetzer, der die Welle 4 bilden könnte, Schwung holen.
Für einen Ausbruch aus der aktuellen Konsolidierung nach unten spricht ein fälliger Rücksetzer nach den starken Kursgewinnen. Für einen Ausbruch nach oben spricht, dass solche Pausen nach starken Kursgewinnen als trendbestätigend gelten.
Dabei wird demnächst wahrscheinlich nicht mehr so sehr darüber berichtet, wie weit die Kurse in welcher (kurzen) Zeit gestiegen sind, sondern wie lange es schon keine nennenswerten Kursverluste mehr gegeben hat.
Aktuell sind weiter steigende Kurse aufgrund der chattechnischen Situation noch wahrscheinlicher als ein Rücksetzer. Aber je länger dieser ausbleibt, desto näher rückt er und desto größer wird er womöglich auch ausfallen.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
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