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Ein zweifelhafter Grund für steigende Aktienkurse

Ausgabe vom 15.01.2025

Ein zweifelhafter Grund für steigende Aktienkurse

von Sven Weisenhaus

Der Aktienmarkt hat heute in einer ersten Marktreaktion wieder mit einem Kurssprung auf Preisdaten aus den USA reagiert, weil auch die Verbraucherpreise (zum Teil) unter den Erwartungen lagen, wie gestern bereits die Erzeugerpreise (siehe „Steigende Ölpreise erhöhen die Inflationssorgen“).

US-Verbraucherpreise: Kernrate besser als erwartet

Allerdings fiel der Unterschied dieses Mal knapper aus. Denn nur die Kernrate legte weniger stark zu als befürchtet. Im Vergleich zum Vormonat kam es hier im Dezember zu einem Anstieg um 0,2 %, nach 0,3 % im November. Und zum Vorjahr lag die Teuerung ohne die volatilen Preise für Energie und Lebensmittel bei +3,2 %, nach +3,3 % im Vormonat. Die Erwartungen lagen bei im Vergleich zum den November-Daten unveränderten Werten von +0,3 % bzw. +3,3 %.

Die Inflation der USA ist im Dezember 2024 zum dritten Mal in Folge gestiegen, wobei die Kernrate das erste Mal seit 5 Monaten leicht gesunken ist

Der Preisdruck hat in der Kernrate also leicht nachgelassen. Allerdings ist er mit Werten von mehr als 3 % noch immer relativ weit entfernt vom Ziel der US-Notenbank von 2 %. Und insgesamt legte die Inflation im Dezember wie befürchtet weiter zu. Denn die Verbraucher mussten für alle Waren und Dienstleistungen im Durchschnitt 2,9 % mehr bezahlen als im Vorjahr. Das traf zwar die Erwartungen, lag aber über den +2,7 % vom November. Das gilt auch für den Vormonatsvergleich: +0,4 % sind es im Dezember, +0,3 % waren es im November. Und es ist nun bereits der dritte Anstieg der Jahresrate in Folge.

Ein zweifelhafter Grund für steigende Aktienkurse

Die Verbraucherpreise sind also ein zweifelhafter Grund für starke Kursgewinne an den Aktienmärkten. Einerseits deuten die stärker steigenden Preise auf eine anhaltende bzw. sogar zunehmende Nachfrage, was gut ist für das Wirtschaftswachstum der USA, andererseits dürften die Zinssenkungsfantasien damit weiter schwinden.

Aber es scheint aktuell so, als wollten die Kurse nach den Rücksetzern vom Jahreswechsel wieder nach oben. Und aus den vergangenen beiden Jahren wissen wir, dass sich die Kauflaune der Anleger nur schwer trüben lässt, wenn sie eine Bullenparty feiern. Da man sich einem fahrenden Zug nicht in den Weg stellen sollte, bieten sich Short-Positionen, um auf wieder fallende Kurse zu setzen, nach den aktuellen bullishen Signalen also nicht an.

Erst wenn sich der heutige Kurssprung durch einen Rücksetzer vollständig in Luft auflöst, muss man mit einer Wiederaufnahme und Fortsetzung der Konsolidierungen bzw. Korrekturen rechnen. Danach sieht es aber, im Gegensatz zu gestern, heute nicht aus. Wobei die Kurse durchaus schon wieder den Rückwärtsgang eingelegt haben. Allerdings ist das Tempo bislang moderat, so dass man es noch als Konsolidierung der Kursgewinne werten kann.

Dow Jones: Eine Bärenfalle leitete die aktuelle Kurserholung ein

Jedenfalls hatte der Dow Jones seine starke Kurserholung bereits vorbereitet. Denn bei dem Aktienindex war es am vergangenen Freitag zunächst wieder zu einem der scharfen Rücksetzer gekommen, die sich seit dem Hoch von Anfang Dezember bereits unzählige Male beobachten ließen (siehe rote Pfeile im folgenden Chart). Und durch den aktuellen kam es mit hoher Dynamik zu einem neuen Korrekturtief.

Der Ausbruch des Dow Jones hat sich als Bärenfalle entpuppt, auf die eine übliche Starke Bewegung in die entgegengesetzte Richtung folgte

Das war durchaus zu erwarten. Denn am Dienstag vergangener Woche schrieb ich, dass der Dow Jones im kurzfristigen Bereich auf niedrigem Niveau seitwärts konsolidierte, was angesichts der vorangegangenen Kursverluste bearish zu werten war (siehe „Geht der KI-Wahnsinn nahtlos weiter?“).

Vor allem, wenn es zu einem erneuten Anlauf der Marke von rund 42.000 Punkten kommt, muss man mit weiter fallenden Kursen rechnen. Denn dann bildet sich mit den tieferen Hochs (rote Abwärtslinien) und dem horizontalen Unterstützungsbereich (grüner Balken) womöglich ein fallendes Dreieck“, hieß es weiter. „Und in den meisten Fällen brechen die Kurse daraus nach unten aus.“ Genau das ließ sich auch dieses Mal wieder beobachten.

Doch schon am Montag, also nur ein Handelstag später, wurden die vorangegangenen Tiefs zurückerobert, womit sich der Ausbruch nach unten als Bärenfalle entpuppte (grüner Bogen). Solche Fehlsignale ziehen häufig eine starke Bewegung in die entgegengesetzte Richtung nach sich. Und auch das ließ sich dieses Mal wieder beobachten, vor allem mit der heutigen Kursreaktion.

Den Rücksetzer nach den gestrigen Erzeugerpreisdaten kann man aus heutiger Sicht als Test der Rückeroberung des Unterstützungsbereichs (grün) von oben werten. Der Kurs setzte in den Bereich zurück und stieg dann wieder dynamisch an, womit der Test aus Sicht der Bullen erfolgreich verlief.

Mögliche ABCDE-Korrektur beim Nasdaq 100

Vorerst kommen mir die wieder steigenden Kurse sehr Recht. Denn während wir es beim S&P 500 womöglich mit einer ABC-Korrektur zu tun hatten, die inzwischen in eine Welle 5 übergangenen ist (siehe gestrige Analyse), scheint sich beim Nasdaq 100 die bisherige ABC-Korrektur (siehe „Geht der KI-Wahnsinn nahtlos weiter?“) zu einer etwas komplexeren ABCDE-Formation ausgeweitet zu haben, wie ich den Lesern des Trading-Dienstes „Target-Trend-CFD“ am vergangenen Sonntag im Wochenupdate zu folgendem Chart schrieb.

Im Trading-Dienst "Target-Trend-CFD wurde die Konsolidierung des Nasdaq 100 als ABCDE-Formation beschrieben

Zudem schrieb ich: „Und beim Dow Jones sind die Signale aktuell klar bearish, so dass mit weiteren Kursverlusten zu rechnen ist. Allerdings kann eine schnelle Kurserholung zu einer Bärenfalle und somit leicht zu einem anderen Chartbild führen.“ Nur einen Tag später bildete sich die besagte Bärenfalle beim Dow Jones.

Mit einer Long-Position auf das Ende der ABCDE-Korrektur spekulieren

Aber zurück zum Nasdaq 100, zu dem ich noch schrieb: „Und die Formation beim Nasdaq 100 deutet selbst durch das neue Korrekturtief nicht auf eine größere Korrektur und stärkere Kursverluste hin, die eigentlich längst überfällig wären, sondern auf eine Konsolidierung auf hohem Niveau und bald wieder steigende Kurse. Daher neige ich dazu, eine weitere Long-Position auf den Technologieindex ins Depot zu holen. Ich hoffe hier aber noch auf etwas tiefere Kurse.

Am Montag kam es noch zu leicht tieferen Kursen, so dass ich für den Fall der wieder steigenden Kurse eine Stop-Entry-Order bei 20.700 Punkten in den Markt gab. Diese wurde noch am selben Tag ausgeführt, so dass der Long-Trade heute schon mehr als 500 Punkte im Gewinn lag.

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Ihr 
Sven Weisenhaus 
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