von Torsten Ewert
Das ifo Geschäftsklima steigt weiter! Mit 115,1 Punkten erreichte es im Juni erneut auf ein neues Allzeithoch. Bereits im Mai wurde mit 114,6 Punkten der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2010 übertroffen. Ökonomen hatten überwiegend mit einem leichten Rückgang gegenüber Mai gerechnet.
Zugelegt haben sowohl die Lageeinschätzung (die damit ebenfalls weiter auf neue Rekordwerte stieg) als auch die Erwartungskomponente. Letztere konnte zwar den höchsten Stand seit Februar 2014 erreichen, ist aber von ihrem Rekordwert von 2010 noch gut vier Punkte entfernt. Die Schere zwischen Lageeinschätzungen und Erwartungen geht damit weiter auf.
Warum harte und weiche Fakten doch dasselbe anzeigen
Die Stimmung in der Wirtschaft ist aber dennoch viel besser, als es die tatsächliche Konjunkturentwicklung hergibt, wie Ökonomen betonen. Aber dieser scheinbare Gegensatz zwischen „harten“ und „weichen“ Daten ist unbedeutend: Die gute (steigende) Stimmung zeigt eine gute bzw. sich verbessernde Konjunktur an. Und dass es mit der Wirtschaft in Deutschland weiter aufwärtsgeht, ist allgemein unbestritten. Insofern weisen die „weichen“ Daten in die gleiche Richtung wie die „harten Fakten“. Und nur darum geht es!
Und selbst wenn sich das ifo Geschäftsklima früher oder später wieder normalisiert: Das wäre keineswegs ein Signal für einen nahenden konjunkturellen Abschwung oder gar den Weg in die nächste Rezession! Die deutsche Wirtschaft bleibt ein Hauptprofiteur der ultralockeren Zinspolitik der EZB. Und da sich an dieser so bald nichts ändern dürfte, sollte auch die deutsche Konjunktur weiter „brummen“.
Darauf sollten Sie als Anleger jetzt achten
Das ist prinzipiell auch aus Anlegersicht positiv. Einziger Wermutstropfen: Viele Unternehmen arbeiten längst an ihrer Kapazitätsgrenze. Weitere deutliche Steigerungen von Umsatz und Gewinn sind also ohne Neuinvestitionen nicht mehr möglich. Investitionen drücken aber zunächst die Gewinne. Und ob sie rechtzeitig wirksam werden, bevor der Boom endet, ist ungewiss – schließlich arbeiten auch die Investitionsgüterhersteller an ihren Kapazitätsgrenzen und haben entsprechend lange Lieferzeiten.
Als Anleger sollten Sie daher in nächster Zeit darauf achten, ob sich andere – insbesondere europäische – Indizes besser entwickeln als der DAX. Dann könnte es ratsam, ebenfalls die Pferde zu wechseln. Europäische Aktien sind tendenziell günstiger bewertet als US-Werte. Und wenn die deutsche Industrie ihr Potenzial ausgeschöpft hat, schlägt womöglich die Stunde anderer europäischer Unternehmen, die in diese Bresche springen.
Über den Autor: Torsten Ewert ist Chefredakteur der Börsenbriefe Stockstreet Investment Strategie und Aktien-Perlen. Mehr über Torsten Ewert erfahren Sie hier.