Microsoft: Gewinnmitnahmen am Allzeithoch

von Manfred Ries

Starke Zahlen, starker Markt – aber auch viel Vorschusslorbeeren: Was für eine turbulente Handelswoche, allen voran bei den US-Hightechs. Neben Meta Platforms hat auch Microsoft Quartalszahlen veröffentlicht – und die lassen aufhorchen.

Zum Hintergrund

Microsoft hat am Mittwoch starke Geschäftszahlen präsentiert und zeigt, wie dynamisch die Integration Künstlicher Intelligenz (KI) in Wirtschaft und Technologie inzwischen wirkt. Obgleich die Markterwartungen bereits sehr hoch waren, konnte der US-Hightechriese überzeugen. Besonders die Cloud-Sparte legte kräftig zu: Mit einem Anstieg von 25 % erreichte sie einen Umsatz von 46,7 Mrd. USD. Der Konzernumsatz wuchs auf 76,4 Mrd. USD (+18 %), der Reingewinn kletterte auf 27,2 Mrd. USD (+22 %). „Die Zahlen zeigen eindrucksvoll, wie tiefgreifend KI inzwischen die Wirtschaft durchdringt“, betonen Investmentbanker.

Die Charttechnik

Der oben abgebildete Wochenchart zeugt von der extremen Schwankungsfreudigkeit bei der Microsoft-Aktie. Das letzte Wochen-Candle verdeutlicht den steilen Kursanstieg vom Donnerstag: Im Tagesverlauf ging es bis zu +8,2 % nach oben; am Schluss blieben +3,9 % übrig. Am Freitag erfolgten weitere Gewinnmitnahmen, und die Microsoft-Aktie endete mit einer Tagesperformance von -1,8 %. Das Ergebnis ist eine Wochenkerze mit einem hohen Docht – eine Candle, die mit Vorsicht zu genießen ist. Denn sie zeigt klar, dass Anleger der Kurssteigerung nicht trauen und Gewinne abschöpfen.

Indikatoren sprechen für überkaufte Lage

Das übergeordnete Chartbild bleibt zwar weiterhin positiv, doch die überkaufte Marktsituation ist offensichtlich. Dies zeigt sich zum einen im Slow-Stochastik-Indikator (rot schraffiert), zum anderen im DIX-Indikator, der den prozentualen Abstand zwischen Aktienkurs und 200-Tage-Linie misst. Mit aktuell 21 % Differenz fällt dieser Wert im historischen Vergleich sehr ambitioniert aus und mahnt auch weiterhin zur Umsicht.

Technische Marken im Fokus

Die nächsten charttechnischen Marken sind klar definiert: 555,45 USD (Allzeithoch = Widerstand) und 500 USD (Unterstützung). Im Falle einer größeren Korrektur wäre auch ein Rückschlag bis 456 USD vorstellbar. Wichtig wäre, dass die 200-Tage-Linie – aktuell bei 433 USD verlaufend – nicht mehr nach unten verletzt wird. Ein Sprung über 556 USD – im Idealfall auf Wochenschlusskursbasis – wäre technisch stark positiv zu bewerten.

Mein Fazit: Microsoft hat mit starken Quartalszahlen überzeugt, doch der Kursverlauf signalisiert kurzfristige Überhitzung. Die technischen Indikatoren deuten auf eine überkaufte Lage hin, und die aktuelle Wochenkerze lässt Vorsicht geboten erscheinen. Anleger sollten mit weiteren Gewinnmitnahmen rechnen. Erst ein Ausbruch über das Allzeithoch auf Wochenschlusskursbasis würde neues technisches Potenzial freisetzen. Bis dahin ist die Rally anfällig für Rücksetzer.

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Der Autor: Manfred Ries begann 1984 seine Bankausbildung – der Einstieg ins Börsengeschäft. Dem folgten Tätigkeiten als Privatkundenberater und im Devisenhandel einer Großbank. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre absolvierte er bei einem namhaften Anlegermagazin ein Volontariat als Wirtschaftsjournalist und war lange Jahre als Redakteur in leitenden Positionen tätig. Seit vielen Jahren schon analysiert und schreibt Manfred Ries für Stockstreet.de als Chefredakteur der Online-Rubrik Chart-Analysen sowie als Autor des wöchentlichen Börsenbriefs Optionsscheine Expert Trader^©.