Gestern fanden die sogenannten Halbzeitwahlen (Midterm Elections) in den USA statt. Sie wurden mit einer gewissen Spannung erwartet, hatten aber weitgehend den erwarteten Ausgang: Da die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus gewonnen haben, die Republikaner hingegen ihre Mehrheit im Senat behalten, gibt es nun eine Art Patt zwischen den regierenden Republikanern von Präsident Trump und den Demokraten im US-Kongress.. Das könnte Einfluss auf den weiteren Kursverlauf an den Börsen haben.
Was der Wahlausgang für die Börsen bedeutet
Aus politischer Sicht macht der Wahlausgang das Regieren für den US-Präsidenten schwieriger, denn der Kongress steht nun nicht mehr geschlossen hinter ihm und kann damit seine Gesetzesvorlagen blockieren. Aus Sicht der Märkte ist das eine vorteilhafte Situation – denn sie verringert das Risiko, dass (bewusst oder unbewusst) Entscheidungen getroffen werden, die potenziell schlecht für Wirtschaft und Börse sind.
Tendenziell steigen daher die Aktien nach den Halbzeitwahlen kräftig, wenn es zu einem solchen Patt kommt. Das bestätigt auch die Kurshistorie (am Beispiel des Dow Jones; siehe folgender Chart):
(Quellen: MarketMaker, Wikipedia)
Mit den grünen Punkten sind die Termine gekennzeichnet, bei denen es in den Halbzeitwahlen keine Mehrheit für die jeweilige Regierungspartei im US-Kongress gab.
Das sagt die Kurshistorie über die Halbzeit-Rallys
In 13 der insgesamt 15 Fälle stiegen die Kurse im Mittel ein ganzes Jahr weiter – und gewannen dabei durchschnittlich fast 35 %. Die Mindestdauer dieser „Halbzeit-Rallys“ betrug ein knappes halbes Jahr (1970/71), den geringsten Kursgewinn gab es dabei 2014/15 mit nur +5,6 %.
Die beiden Ausnahmen waren die Wahlen von 1930 und 1946. 1930 befand sich die US-Wirtschaft mitten in der Großen Depression und die Börse im Crash-Modus. 1946 gingen die Kurse nach der dynamischen „Kriegsrally“ von 1942 bis 1946 in eine Konsolidierung über, aus der sie auch die Halbezeitwahlen nicht befreiten.
Die aktuellen Perspektiven für die Börsen
Durch die Korrekturen vom Jahresbeginn und vom Oktober ist zumindest etwas Druck vom Kessel gelassen worden, der sich in der steilen Rally von 2017 aufgebaut hat. Und durch das aktuelle Ergebnis der Halbzeitwahl steigt nun sogar die Chance auf die „obligatorische“ Halbzeit-Rally.
Dass es dabei ebenfalls zu 30 % Kurszuwachs kommt, erscheint momentan zwar unwahrscheinlich, aber wer weiß. Neue Allzeithochs in den US-Indizes könnte es aber geben – und sogar noch etwas mehr.
Auch wenn es heißt, dass politische Börsen kurze Beine haben: Politischer Stillstand ist aus Sicht der Börsianer der optimale Zustand und kann die Kurse kräftig antreiben, wie wir sehen. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch ein politischer Schlagabtausch, der zu unberechenbaren Aktionen und Maßnahmen führt. Dies wäre natürlich Gift für die Börsen.
Über den Autor: Torsten Ewert ist Chefredakteur der Börsenbriefe Geldanlage-Brief und Aktien-Perlen. Mehr über Torsten Ewert erfahren Sie hier.
Quelle der Charts: Tradesignal Online (sofern nicht anders angegeben). Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.