Daimler: Gigantischer Ausbruch

von Manfred Ries

 

 

Die Ausgangslage. Mit einem Plus von mehr als einem Prozent zählen die Aktien der Daimler AG am heutigen Freitag, 27. November, zu den Top-Gewinnern innerhalb des Deutschen Aktienindex (DAX). Am Vortag bereits punktete der Titel mit einem Plus von 3,4 Prozent. Kurs aktuell: 82,47 Euro (27.11.2015; 12:50 Uhr). Ist die jüngste Stärke als „Befreiungsschlag“ zu feiern“?

Die Charttechnik. Es gibt Chartbilder, die sehen aus wie aus dem Lehrbuch. Der Kurvenverlauf der Daimler-Aktie gehört ganz klar dazu: Nachdem der Titel am 16. März mit 96,07 Euro sein bisheriges Jahreshoch (A) markiert hat, korrigierte der Wert und schwenkte in einen Abwärtstrend (B) ein, der den Titel bis auf 62,06 Euro (29.9.2015) drückte. Zwei Weekly Candle mit langen „unteren Schatten“ (C) im Bereich um 64 Euro deuteten eine potenzielle Trendwende an, die durch eine bullische Wochenkerze (D) bestätigt wurde. Zwei Wochen später generierte der MACD-Indikator auf wöchentlicher Basis ein Kaufsignal. In der Folge konsolidierte der Aktienkurs in einer Trading-Range zwischen 75,10 Euro (Support) und 80,33 Euro (Resistance). Der „ultimative break out“ (E) über den Widerstand erfolgte am gestrigen Donnerstag, 26. November. Doch: Was steckt dahinter?

Die Hintergründe. Macht es bei der vorliegenden glamourösen Charttechnik überhaupt Sinn, nach fundamentalen Gründen für die Kursstärke zu suchen? Vielmehr zeigt sich glasklar, dass ein einmal gebrochener Widerstand ein Selbstläufer ist: Längst platzierte „Stop-Buy-Order“ werden ausgelöst; weitere Käufer treten in den Markt und treiben die Notierung weiter aufwärts.

Die Prognose. Das Comeback bezeichnen wir als vollzogen! Der Abwärtstrend (B) ist gebrochen, ebenso der Widerstand im Bereich um 80 Euro. In den kommenden Tagen kann es zu einer Konsolidierung kommen, welche die Notierung durchaus erneut bis an die 80er-Linie bringen könnte. Mittelfristig jedoch darf von einem Target bei 89 Euro ausgegangen werden.

---

*) Glossar:

200-Tagelinie: Eine gleitende Durchschnittslinie, welche die Durchschnittskurse der vergangenen 200 Handelstage wiederspiegelt. Der Kursverlauf wird dadurch in geglätteter Form wiedergegeben. Die 200-Tagelinie gilt als einfacher – aber vielbeachteter – Indikator innerhalb der Technischen Analyse.  

Break out: Englischsprachige Bezeichnung für „Ausbruch“.

Candle: s. „Kerze“

Intraday: Engl.: „im Tagesverlauf“.

Kerze („Candle“): Bildet innerhalb der Kerzenchartanalyse (Candlestick-Chartanalyse) die Kursdaten (Eröffnungs-, Hoch-, Tiefst-, Schlusskurs) einer Handelsperiode ab. Kerzencharts beinhalten damit wesentlich mehr Kursinformationen als herkömmliche Liniencharts.

MACD: Der MACD („Moving Average Convergence/Divergence”) gehört zu den trendfolgenden Indikatoren. Seine Berechnung erfolgt anhand der Differenz zweier exponentiell Gleitender Durchschnitte; üblich sind zwölf und 26 Handelsperioden. Aus diesem Kurvenverlauf wird wiederum eine „langsamere“ 9-Tagelinie gebildet. Man spricht dann von der Standardeinstellung (12/26/9). Grundsätzlich gilt: Ein Kaufsignal ergibt sich, wenn die schnellere Linie die langsamere von unten nach oben schneidet, bzw. umgekehrt im Falle eines Verkaufssignals.

Support: Englischsprachige Bezeichnung für „Unterstützung“.

Tageschart: Die Betrachtungsweise basiert auf täglichen Kursdaten. Bei einem Linienchart liefert der jeweilige Tagesschlusskurs seinen Beitrag zum Kurvenverlauf. Im Falle von Kerzencharts bildet jede Kerze („Candle“) das Kursverhalten des betrachteten Tages ab: Tageseröffnung und -schlusskurs; Tageshoch und -tief.

Target: Englischsprachige Bezeichnung für „Kursziel“.

Wochenchart: Die Betrachtungsweise basiert auf wöchentlichen Kursdaten. Bei einem Linienchart liefert der jeweilige Wochenschlusskurs seinen Beitrag zum Kurvenverlauf. Im Falle von Kerzencharts bildet jede Kerze („Candle“) das Kursverhalten der betrachteten Handelswoche ab: Montagseröffnungs- und Freitagsschlusskurs; Wochenhoch und -tief.