Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die Rohölpreise befinden sich in den vergangenen Tagen auf dem Rückzug. Verantwortlich hierfür sind verschiedene Gründe: Schwache Konjunkturdaten aus China, der Verzicht der Bank of Japan auf weitere Stimuli sowie eine Studie der US-Energiebehörde zum Thema Fracking. Vor allem Letzteres dürfte die Öl-Notierungen weiter belasten.
Sinkende Ölpreise nach schwachen China-Daten
Der Start in die neue Handelswoche ließ für die Rohölpreise nichts Gutes verheißen. Bereits am Wochenende wurden in China, immerhin dem zweitgrößten Öl-Verbraucher der Welt, enttäuschende Zahlen zur Industrieproduktion sowie zum Export veröffentlicht. Kein Wunder, dass das „schwarze Gold" am Montag fallende Kurse verzeichnete. Am heutigen Dienstag geht es weiter abwärts: Spekulationen um ein niedriger als erwartetes Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte schicken den Energieträger nach Süden.
Bank of Japan nimmt sich eine Auszeit
Die Industrien der weltweit wichtigsten Wirtschaftsnationen werden seitens der Notenbanken derzeit massiv unterstützt. Das Niedrigzinsniveau und die Kaufprogramme für Anleihen sollen der Konjunktur in Japan, USA und Europa auf die Sprünge helfen. Rund um den Globus ist Geld billig geworden – es herrscht ein schlaraffenlandähnlicher Zustand. Und wie das aktuelle Beispiel aus Japan zeigt, haben sich die internationalen Anleger längst an diese Situation gewöhnt.
Zuletzt war auch die japanische Notenbank immer vorne dabei, wenn es um neue Schritte zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise ging. Unvorstellbare Maßnahmen wurden bereits ergriffen, um die heimische Konjunktur anzukurbeln und den Yen niedrig zu halten. Kürzlich hat die japanische Notenbank allerdings entschieden, vorerst keine neuen Schritte anzugehen – die Anleger reagierten empört. Aufgrund des Verzichts auf neue Maßnahmen verkauften Anleger teilweise ihre Rohstoff-Investments und ließen damit die Kurse auf breiter Front abbröckeln.
Schieferöl-Vorkommen höher als bislang angenommen
Ein weiterer Grund für die sinkenden Ölpreise liegt in einer Studie des amerikanischen Energieministeriums. Die Energy Information Administration (EIA), also das Statistikamt der US-Energiebehörde, teilte nun mit, dass die weltweit zugänglichen Vorkommen von Schieferöl höher seien als bisher gedacht. Allein in den Vereinigten Staaten schlummern demnach rund 58 Milliarden Barrel an Schieferöl-Reserven.
Die USA haben sich in den vergangenen Jahren bereits zum weltweit größten Produzenten von Schieferöl entwickelt. Dabei wird das Öl durch die sogenannte Fracking-Methode gewonnen. Mit einem Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien wird ein extrem hoher Druck erzeugt, um Risse in Tonsteinschichten hervorzurufen. Die im Erdboden vorhandenen Energieträger wie Gas und Öl werden freigesetzt und an die Erdoberfläche befördert. Übersetzt bedeutet Fracking so viel wie "hydraulisches Aufbrechen".
Erstmals hat die US-Energiebehörde nun auch die weltweiten Vorkommen geschätzt. Der Studie zufolge liegen die globalen Schieferöl-Reserven bei 345 Milliarden Barrel. Die größten Vorkommen gebe es mit 75 Milliarden Barrel in Russland. Auch China, Argentinien und Libyen verfügen der US-Studie zufolge über hohe Schieferöl-Bestände. Außerhalb Amerikas ist die Fracking-Methode jedoch aufgrund von möglichen Verunreinigungen des Bodens sehr umstritten.
Freundliche Grüße
Bernd Raschkowski
www.rohstoffdienst.de