Die Aufwärtstrends sind noch intakt
Die Aufwärtstrends sind noch intakt
von Jochen Steffens
Viele Anleger fühlen sich angesichts der Turbulenzen in den letzten Wochen verunsichert. Gerade zum Wochenschluss konnte man deutliche Anzeichen von Panik an den Märkten erkennen. Interessanterweise spiegeln die Charts diese Panik zumindest NOCH nicht wider.
Gerade Anleger, die beginnen, sich mit Charttechnik zu beschäftigen, würde ich empfehlen, die Nachrichten abzuschalten und die eigenen Überzeugungen auszublenden, um sich Charts möglichst unbefangen anzuschauen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass man seine eigene Einschätzung in die Charts hineininterpretiert.
Werfen wir dazu einen Blick auf den DAX-Chart, den Sie zumindest zum Teil schon kennen:

Hier sehen Sie die Aufwärtstrends im DAX. Der erste wurde bereits am 12.06.2009 gebrochen (gelb). Darauf bildete sich ein breiterer und etwas flacherer Aufwärtstrend heraus (rot), der am 20.01.2010 gebrochen wurden. Und trotzdem ging es weiter, so dass man einen noch flacheren Trend (blau) einzeichnen konnte, der sich überwiegend an den Hochs festmacht. Auch dieser Trend wurde in der letzten Woche gebrochen, und nun befinden wir uns in einem noch flacheren Trend (grün).
Dynamikverlust
Im DAX ist damit ein vollkommen normaler „Dynamikverlust“ zu erkennen, der gerade in Erholungen nach großen Crashs typisch ist. Es ist schließlich mehr als nachvollziehbar, dass die enorme Aufwärtsdynamik, die wir von März bis Juni 2009 gesehen haben, nicht durchzuhalten war. Im Prinzip zeigt der Chart bisher nur eine Normalisierung der Entwicklung an. Interessant ist, dass wir uns trotz der Gefahren in der EU mit der Erholung am Montag noch in einem klar erkennbaren intakten Aufwärtstrend befinden, der zwar ohne Frage sehr flach, jedoch immer noch deutlich zu erkennen ist.
US-Indizes im Trend
Noch eindrucksvoller wird es, wenn wir uns den S&P500 anschauen. Durch den kleinen Crash am Donnerstag kristallisiert sich nun ein breiter und entspannt dynamischer Trend heraus:

Die oberen Aufwärtstrendlinien werden durch eine Vielzahl von Trefferpunkten (blaue / gelbe Kreise) bestätigt, und die untere Trendlinie ist gerade erst durch den Einbruch der vergangenen Woche bestätigt worden. Es ist schon beeindruckend, dass der S&P500 die untere Begrenzung dieses Trends selbst in einer Crash-Situation exakt getestet hat. Im S&P500 ist der Aufwärtstrend demnach eindeutig intakt.
Aufwärtstrend im Euro?

Quelle: EuroStat, eigene Berechnung
In diesem Chart, den Torsten Ewert Ihnen bereits gestern, in einem anderen Zusammenhang vorgestellt hat, ist der Euro-Währungsindex aus den handelsgewichteten Währungskursen: Britisches Pfund, US-Dollar, Schweizer Franken, Yen, Schwedischen Krone, Norwegischen Krone, Kanadischer Dollar und Australischer Dollar dargestellt.
Obwohl die jüngsten Daten aufgrund von Vergleichsdaten geschätzt werden mussten, ist der Aufwärtstrend im Prinzip sogar hier noch intakt oder gerade dabei, gebrochen zu werden - je nachdem welchen Trend man anlegt. Das liegt natürlich daran, dass der Euro gegenüber den Währungen mit extrem niedrigen Zinsen wie Dollar, Pfund und Yen noch nicht dramatisch an Wert verloren hat. Im Prinzip befinden sich alle diese Devisen im Vergleich zu den „Rohstoff-Währungen“ wie Australischer Dollar, Norwegische Krone, etc. gemeinsam im freien Fall.
Fazit
Interessanterweise ist trotz der gemeinhin verbreiteten Panik aus charttechnischer Sicht noch nichts Bedenkliches passiert. Was wir bisher gesehen haben, fällt unter den Begriff „normale Konsolidierungen“ in dynamischen Aufwärtstrends. Dieser Eindruck wird sich erst ändern, wenn die dargestellten Aufwärtstrends aufgegeben werden. Ein entscheidender Hinweis auf ein Ende der Aufwärtsbewegung wären erste große, tiefere Tiefs. Dazu müsste der DAX zum Beispiel die breite Unterstützung im Bereich zwischen 5.300 und 5.400 Punkten nach unten verlassen. Das wären dann auch die ersten wirklich bearishen Signale.
Allerdings hat sich besonders im DAX das insgesamt sehr bullishe Bild der letzten Monate aufgelöst. Die Warnsignale haben sich durchgesetzt. In den kommenden Wochen muss sich demnach zeigen, ob sich die Märkte trotz der vielen Horrornachrichten stabilisieren und ihre Aufwärtstrends fortsetzen. Ansonsten kann das Nachlassen der Dynamik auch ein Hinweis auf einen nachhaltigen Trendwechsel darstellen.
Die Amis zeigen sich bis jetzt sehr robust, was nach dem starken Anstieg der letzten Tage ein kleines positives Zeichen ist.
Viele Grüße
Jochen Steffens
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Der Großhandelsumsatz in den USA ist im März um 2,4 % gestiegen.
Die Großhandelslagerbestände sind um 0,4 % geklettert. Analysten hatten mit einem Anstieg im Bereich 0,5 % nach zuvor +0,6 % gerechnet.
Insgesamt etwas bessere Zahlen, die den Markt unterstützten.