18,42 % Gewinn in 2 Stunden (ungehebelt)!
von Jochen Steffens
Manchmal läuft es ja wie geschmiert. Wir hatten im Stockstreet Premium Trader in der letzten Woche ein Abstauberlimit für Porsche in den Markt gelegt, das am Freitag in der Panik direkt zu den ersten Kursen bei 48,10 € gefillt wurde. Bereits am Dienstagmorgen haben wir diese Position mit knapp 23 % Gewinn in nur zwei Tagen wieder verkauft. Die Leser konnten sogar zu wesentlich besseren Kursen noch bis zu den ersten Kursen am nächsten Tag aussteigen (das ist uns immer wichtig). Daraufhin haben wir direkt wieder ein neues Abstauberlimit bei 52,07 Euro für Porsche in den Markt gelegt. Ein Kollege meinte dazu, dass Limit sei absurd...
Doch auch dieses Limit wurde heute im Tief zu den ersten Kursen gefillt, weil irgendjemand netterweise 10.000 Stück direkt nach Börsenstart „market“, also ohne Limit in offensichtlicher Panik verkauft hatte (danke an den Kollegen). Nur zwei Stunden später (!) konnten wir diese Position bereits wieder zu 61,66 Euro am vorläufigen Hoch mit unglaublichen 18,42 % Gewinn verkaufen! Traden in Perfektion. Etwas mehr als 40 % Gewinn mit Porsche in fünf Handelstagen und dabei die jeweiligen Tiefs und Hochs perfekt getroffen. Wenn es doch nur immer so laufen würde...
Hohe Cashquote vor dem Crash
Aber auch insgesamt stehen wir beim Stockstreet-Premium-Trader angesichts des Crashs sehr gut da, weil wir in den Wochen vor dem Crash extrem konservativ und zurückhaltend agiert haben. Die erhofften Zeichen der Stärke in den Märkten waren immer wieder ausgeblieben. So ist der ganze Crash mit nur ein paar kleinen Schrammen an unserem Depot vorbei gegangen, da wir fast die ganze Zeit über 80 % Cash im Depot hatten.
Jetzt nach dem Bruch des Keils im Dax nach unten, haben wir unsere Strategie an die volatilen Märkte angepasst. Nach vier erfolgreichen Jahren Buy and hold werden wir nun wieder vermehrt beide Seiten traden. Ich bin gespannt, wie lange die Märkte solche Spielchen mitmachen.
Dabei ist das, was da in den USA und auch in Europa los ist, trotz kleinerer Tradingerfolge eigentlich etwas, worüber man sich nicht wirklich freuen kann.
Ben Bernanke, ein Theoretiker ohne Feingefühl für die Märkte
Ben Bernanke macht sich bei mir so langsam immer unbeliebter. Ich bin, wie ich hier ja schon geschrieben habe, sowieso der Meinung, dass er Einiges im Zusammenhang mit der Subprimekrise falsch gemacht hat und somit in gewisser Weise mitverantwortlich für das ganze Desaster ist.
Während sich die Politiker in letzter Zeit darum bemühen Panik zu verhindern, philosophierte Ben Bernanke gestern darüber, dass selbst dann, wenn sich die Kapitalmärkte stabilisieren sollten, die wirtschaftliche Erholung nicht sofort eintreten werde. Der wirtschaftliche Abschwung sei schon vor der Krise eingetreten. Es werde eine Zeit brauchen, bis sich die Kreditmärkte aus ihrer Starre lösen. Wenn sich die Weltkonjunktur abschwächt, wird das auf die Exporte (der USA) drücken, die zuletzt die Stärke der USA waren (Quelle: FTD).
Solche Aussagen sind, wie soll man sagen, in gewissen Situation nicht hilfreich. Es geht nicht darum, die Wahrheit zu verschleiern, sondern um mehr Feingefühl. Offenbar hat Ben Bernanke immer noch nicht begriffen, wie sensibel die Aktienmärkte auf Aussagen der Notenbänker reagieren. Wie auch, er ist und bleibt ein Theoretiker und beweist dieses Manko meines Erachtens täglich... Man sehnt sich ein wenig nach Alan Greenspans verklausulierten Aussagen zurück, die zwar regelmäßig einen großen Interpretationsspielraum zugelassen haben, doch selten die Märkte wirklich derart schockten.
Amis reagieren nervös, Dax zeigt Stärke
Die amerikanischen Indizes jedenfalls reagierten auf diese Aussagen und das Beige Book, das gestern veröffentlicht wurde und ebenfalls eine schlechte wirtschaftliche Situation darstellt, nervös und brachen um sieben bis neun Prozent ein. Der Dax startete heute ebenfalls schlecht, konnte sich dann aber gegen Mittag sogar kurzzeitig ins Plus retten.
Bei diesem Hin und Her möchte man eigentlich kaum noch Marktprognosen abgeben. Auf jeden Fall hat sich das Bild durch den gestrigen Einbruch wieder erheblich eingetrübt. Es gibt noch diverse Chancen, dass sich der Markt fängt (W-Formationen), aber die Gefahr, dass es nun noch eine Ebene tiefer geht, ist erheblich gestiegen.
Der S&P500 hätte auch noch etwas Platz nach unten
Dazu der S&P500 Chart:
Wenn man von einer großen Seitwärtsbewegung ausgeht, hat der S&P500 sogar noch etwas Platz bis runter auf die Tiefs von 2002. Das Problem ist, wie immer bei solchen Seitwärtsbewegungen, die Tiefs werden nicht eindeutig sein. Er kann jederzeit vorher drehen, er kann aber auch noch mal die Tiefs nach unten verletzen oder sogar diese Marke ganz genau testen. Es ist eben das, was diese Seitwärtsbewegungen so unglaublich schwierig zu traden macht. Hier muss man nach dem Einsteigen notfalls auch bei einem Ausbruch nach unten noch investiert bleiben, unter Umständen größere Verluste aushalten, etc... Seitwärtsbewegungen zu traden kann zwar riesige Gewinne bescheren, aber man muss halt auch Nerven wie Drahtseile haben und von dieser überzeugt sein.
Ich bin dann mal weg...
Wenn diese untere Begrenzung der möglichen Seitwärtsbewegung natürlich nachhaltig und dauerhaft nach unten gebrochen werden sollte (wovon ich noch nicht ausgehe), sollten wir uns schon mal ein nettes Örtchen auf diesem Planeten aussuchen, an dem man im Falle einer handfesten und lang andauernden Weltwirtschaftskrise weit weg von jedweder Zivilisation überwintern kann. Das Problem: Diese Örtchen sind rar geworden in den letzten 20 Jahren und leider ist der Mars noch nicht besiedelt.
Viele Grüße
Jochen Steffens
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Traden mit Jochen Steffens und Michael Jansen
US-Wirtschaftsdaten
von Jochen Steffens
Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist stärker als erwartet um 16.000 auf 461.000 zurückgegangen. Analysten hatten zuvor mit einem Rückgang auf 475.000 gerechnet, nach 477.000 zuvor.

Ein leichter Rückgang ist aber noch kein wirklich deutliches Zeichen einer Entspannung auf dem US-Arbeitsmark. Dazu müsste erst einmal der Vierwochenschnitt deutlicher zurückgehen.
Die Verbraucherpreise blieben im September unverändert. Analysten hatten mit einem leichten Anstieg um 0,1 % gerechnet, nach einem Minus von 0,1 % zuvor. Auf das Jahr gesehen kletterten die US Verbraucherpreise allerdings um 4,9 %.
Die Kernrate ist in den USA ist lediglich nur noch um 0,1 % gestiegen, nach einem Plus von 0,2 % zuvor. Analysten hatten mit einem Plus von 0,1 bis 0,2 % gerechnet. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist die Kernrate um +2,5 % geklettert.
Die Realeinkommen in den USA sind im September gegenüber dem Vormonat unverändert geblieben, nach einem Plus von 0,6 % zuvor.
Die Kapazitätsauslastung liegt im September bei 76,4 %. Analysten hatten mit rund 78 % gerechnet. Die Kapazitätsauslastung fällt damit auf das Niveau von Oktober 2003.
Die Industrieproduktion ist im September um 2,8 % gefallen. Analysten hatten mit einem Rückgang von lediglich 0,8 % gerechnet. Das ist der größte Rückgang seit Dezember 1974!
Alles Zahlen, die belegen, wie sehr die US-Industrie unter der aktuellen Finanzkrise leidet. So gesehen hat Ben Bernanke wohl recht, aber, wie gesagt, etwas mehr Feingefühl wäre angebracht.