Geprägt durch die Krise: Die US-Wirtschaft und der Arbeitsmarkt
US-Konjunkturdaten
Geprägt durch die Krise: Die US-Wirtschaft und der Arbeitsmarkt
von Jochen Steffens
Es gibt viele kritische Stimmen, dass sich der US-Arbeitsmarkt nicht so schnell erholen wird. Selbst Alan Greenspan äußerte sich kritisch und macht die weitere Entwicklung der Arbeitslosigkeit von der Entwicklung der Häuserpreise abhängig. Im historischen Kontext fällt jedoch ein ganz anderer Zusammenhang auf:
In diesem Diagramm sehen Sie den ISM-Index des verarbeitenden Gewerbes (blau) und die neu geschaffen Stellen in den USA seit 1958 (rot). Wie Sie erkennen können, ist eine verblüffend deutliche Korrelation festzustellen. Diese ist auch nur logisch. Der ISM-Index basiert auf einer Umfrage unter ca. 400 Einkaufsmanagern des verarbeitenden Gewerbes. Er gibt demnach Stimmung und die Situation der US-Wirtschaft wieder.
Verzögerte Schaffung von Arbeitsplätzen
Auffällig an dem Vergleich zwischen ISM-Index und Arbeitsmarkt ist, dass in Krisenzeiten, wie zum Beispiel in der großen Seitwärtsbewegung in den 70er Jahren zwar der ISM-Index stark anzieht, jedoch die neu geschaffenen Stellen diese Bewegung nur sehr viel schwächer umsetzen (siehe blaue Pfeile).
Auch aktuell befinden sich die US-Indizes nun bereits schon seit 14 Jahren in einer ähnlich großen Seitwärtsbewegung gefangen wie damals. Hier dazu der S&P500 Chart:
Und tatsächlich erkennen wir auch im Jahr nach der Krise 2000-2003, dass der ISM-Index erkennbar steigt und der US-Arbeitsmarkt erst nur langsam folgt (siehe roter Pfeil im oberen Chart). Es ist also alles andere als verwunderlich, dass in der aktuellen Situation der Arbeitsmarkt hinterherhinkt. Natürlich kann man diese Entwicklung auch fundamental begründen:
Geprägt durch die Krise
Zwar hat sich die Stimmung in der US-Wirtschaft verbessert, aber die Unternehmen sind durch die zweite große Krise in den letzten 10 Jahren stark verunsichert. Sie versuchen sich erneut auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren, denn das hat schon in der letzten Krise gut funktioniert. Dabei halten sie die Strukturen möglichst schlank und die Kosten niedrig. Nur so haben sie eine Chance, in dem verstärkten Konkurrenzkampf zu überleben. Das ist natürlich kein Umfeld, in dem schnell Arbeitsplätze geschaffen werden. Und damit erklärt sich auch, warum gerade in längeren Krisenzeiten der Arbeitsmarkt hinter der Stimmung in der Wirtschaft so deutlich zurückbleibt. Erst wenn sich die Wirtschaft nachhaltiger stabilisiert, werden die Unternehmen durch die schiere Notwendigkeit zu Neueinstellungen gezwungen.
Weitere Hemmnisse
Momentan stehen dem noch mehrere Faktoren entgegen. Der Kapitalfluss zwischen Banken und Unternehmen ist nach wie vor gestört. Die Banken benötigen mehr Eigenkapital und fordern daher mehr Sicherheiten. Die Unternehmen kämpfen immer noch mit den Folgen der Krise, was ihre Bonität verschlechtert und so ihre Kreditzinsen erhöht.
Das heißt, gerade im kleinen und mittelständischen Gewerbe haben die US-Unternehmer große Probleme, sich zu refinanzieren, beziehungsweise neue Projekte zu starten. In diesem Umfeld fallen eher Arbeitsplätze weg.
Der zweite Punkt ist, dass der Immobiliensektor als wichtiger Wirtschaftsfaktor und damit auch als bedeutender Arbeitgeber noch immer am Boden liegt. Die Krise wird erst wirklich vorbei sein, wenn sich der US-Häusermarkt nachhaltig erholt. Das ist wohl auch das, was Alan Greenspan meinte. Uns als Anleger interessiert jedoch, wie die Börse reagiert. Wenn erst der Häusermarkt in den USA wieder boomt, ist die Rally an den Börse zum großen Teil bereits vorbei.
Zwei wesentliche Punkte für Sie als Anleger
Man kann die Schlussfolgerungen aus dem oben gezeigten Diagramm auch umdrehen: Damit sich die Situation auf dem US-Arbeitsmarkt nachhaltig verbessert, muss sich sowohl die Stimmung als auch die Situation der Wirtschaft weiter stabilisieren. Gestern wurde der ISM-Index des verarbeitenden Gewerbes für den Juli veröffentlicht. Dieser hat sich leicht von zuvor 56,2 auf 55,5 Punkte eingetrübt. Nach den Konjunkturdaten der vergangenen Wochen war jedoch ein niedrigerer Wert von 53 bis 54 Punkten erwartet worden. Interessanterweise stieg aber der Beschäftigungsindex, ein Unterindex des ISM-Index, trotz des schlechteren Gesamtwertes von zuvor 57,8 auf nunmehr 58,6 Punkte an.
Sollte sich diese Tendenz verfestigen, würde das bedeuten, dass wir im vierten Quartal dieses Jahres eine deutliche Belebung auf dem US-Arbeitsmarkt sehen. Das wird jedoch nur der Fall sein, wenn sich die aktuelle Abkühlung der US-Wirtschaft lediglich als kurze Konsolidierung in einer Erholungsphase herausstellt und kein zweiter, nachhaltigerer Einbruch erfolgt.
Für Sie als Anleger bedeutet dies, dass Sie in den nächsten Wochen und Monaten ihr Augenmerk unbedingt auf die weitere Entwicklung der US-Konjunkturdaten richten müssen. Und das ist auch der Grund dafür, warum die Märkte zurzeit entsprechend heftig auf diese US-Konjunkturdaten reagieren.
Besonders der künftige Verlauf des ISM-Index wird wichtig. Kommt es hier zu einer nachhaltigeren Stabilisierung, werden wir diese dringend notwendige Erholung auf dem US-Arbeitsmarkt sehen. Das würden dann die Börsen im Vorfeld vorweg nehmen, sprich nur in diesem Fall werden wir wieder steigende Kurse sehen.
Viele Grüße
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Der Auftragseingang der US-Industrie ist im Juni um 1,2% auf 406,41 Mrd. Dollar gefallen. Analysten hatten lediglich mit einem Rückgang um 0,5% gerechnet. Der Ordereingang langlebiger Wirtschaftsgüter sank um 1,2%.
Der Index der ausstehenden Hausverkäufe (Pending Home Sales) ist im Juni um 2,6% gefallen. Analysten hatten mit einem unveränderten Wert gerechnet. Auf Jahressicht ist das ein Rückgang um 18,6%.
Beide Zahlen belasteten leicht den weiteren Börsenverlauf.
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