Das Ende des Themas Kreditmarktkrise?
von Jochen Steffens
Mit diesem Wetter soll ein Mensch klar kommen. Erst hatten wir fast schon winterliche Temperaturen, jetzt schießt kurze Zeit später das Thermometer auf über 33 Grad. Hier in Köln haben wir dabei eine derart hohe Luftfeuchtigkeit, dass man durchaus von subtropischen Klimaverhältnissen reden kann. Und dann soll man auch noch arbeiten...
Neue Pleiten und ein Hilfsprogramm
Die Kreditmarktkrise ist zwar offenbar noch nicht ausgestanden, aber es scheint, als würde der Markt langsam nicht mehr auf negative Nachrichten aus der Finanzbranche reagieren. Am Wochenende kam die Nachricht, dass die First National Bank of Nevada und ihr Ableger, die First Heritage Bank of Newport Beach im Zusammenhang mit der Kreditkrise zusammengebrochen sind. Der US-Kongress hat nun im Zusammenhang mit der Immobilienkrise ein milliardenschweres Hilfspaket für Hausbesitzer und Banken beschlossen, mit dem auch Fannie Mae und Freddie Mac unterstützt werden. Insgesamt werden Garantien in einem Umfang von bis zu 300 Mrd. Dollar für gefährdete Immobilienkredite gewährt.
Ist das Thema Kreditmarktkrise nun für die Börse gelaufen?
Die Antwort kann nur ein entschiedenes: „Vielleicht!“ sein. Ich denke, wir werden noch in den nächsten Quartalen die Nachbeben dieser Kreditmarktkrise in den Bilanzen verschiedener Banken erkennen können. Daraus können auch noch Kursreaktionen entstehen. Wenn jedoch keine weitere größere Bank ins Straucheln kommt, sollte das Schlimmste für die Börsen auch aufgrund des Hilfsprogramms nun hinter uns liegen.
Ob die Krise jedoch über platzende Verbraucherkredite oder andere Kanäle nicht doch noch weitere Folgebeben verursacht, kann zurzeit noch nicht bestimmt werden.
Zwei weitere Themen mit Relevanz für die Börsen
Es werden nun in den nächsten Wochen zwei Themen mehr und mehr in den Fokus der Anleger dringen. Zum einen natürlich die Präsidentschaftswahl in den USA, die Anfang November stattfindet. Hier wird der Markt im Vorfeld auf die Umfrageergebnisse und Skandale, etc reagieren.
Das zweite Thema hängt mit den olympischen Sommerspielen in China zusammen, die am 08.08.2008 um 8.08 (abends) beginnen. Dabei geht es natürlich weniger um die olympischen Spiele an sich, sondern um die erhöhte Terrorgefahr. Eine solche räumte sogar bereits die chinesische Regierung ein. Hintergrund ist, dass es eine Vielzahl von Gruppen in und um China gibt, die ein erhöhtes Interesse an einer Störung der olympischen Spiele haben könnten.
Allerdings gehe ich davon aus, dass die chinesische Regierung alles tun wird, um die Sicherheit der olympischen Spiele in jedem Fall zu gewährleisten. Schließlich sollen diese Spiele Chinas „Comeback“ in die Weltgeschichte endgültig zementieren – hier wäre ein Terroranschlag eine Imagekatastrophe. So verwundert es nicht, dass immer wieder zu hören ist, wie rabiat die Ordnungsbehörden gegen alle möglichen Gruppen vorgehen.
Auf die Märkte dürfte, so zynisch es auch klingen mag, ein solcher Anschlag jedoch mittelfristig keinen Einfluss haben. Kurzfristig sind jedoch Kursabschläge denkbar. Hiervon wären aber insbesondere die asiatischen Börsen betroffen.
Auch wenn die Gefahr durchaus relevant ist, gehe ich nicht davon aus, dass es in den nächsten Wochen allein aus diesem Grund zu Mittelabflüssen aus dem asiatischen Raum in Richtung Europa/USA kommen wird.
Der Dax hat sich zunächst für den Aufwärtstrend entschieden

Der Dax hat sich gegen eine klare Seitwärtsbewegung und damit zunächst für den hier bereits vorgestellten Aufwärtstrend entschieden. Das zweimalige Testen der unteren Linie ist allerdings ein Wanrsignal. Grundsätzlich kann er demnach auch noch bis in den Bereich der 6280 Punkte Marke zurück. Hier liegt das 50 % Retracement, bis dahin ist alles noch in Ordnung, sprich bullish.
Sollte er nachhaltig unter diese Marke und die Unterstützung bei 6200 Punkten fallen, könnte es auch noch einmal zu einem erneuten Rückgang auf die 6000er Marke kommen. Dort würde es sich dann entscheiden: Entweder entwickelt sich es an dieser Marke ein Boden in Form eine „W-Formation“ oder der Abwärtstrend wird fortgesetzt.
Viele Grüße
Jochen Steffens
Tipps für Ihre Urlaubsplanung
von Torsten Ewert
Verehrte Leserinnen und Leser,
geht es Ihnen auch so? Jedes Mal wenn ich an einer Tankstelle vorbeikomme, frage mich: Soll ich jetzt tanken oder noch ein paar Tage warten?
Zuletzt bin ich mit „Warten“ besser gefahren, aber abgesehen davon, dass es nun bald ohne Tanken nicht mehr geht, signalisiert auch der Rohöl-Chart wieder Gefahr.
Ölpreis an möglichem Wendepunkt
Der Ölpreis befindet sich nach wie vor in einem völlig intakten Aufwärtstrend. Die gegenwärtige Korrektur ist nur eine Reaktion auf die Tatsache, dass es dem Kurs nicht gelang, die obere Trendlinie zu überwinden.
Inzwischen ist der Kurs bis an die Mittellinie des aktuellen Trendkanals zurückgekommen. Da intraday bereits eine deutlich Überverkauft-Situation herrscht, ist kurzfristig auf jeden Fall mit einer Gegenreaktion nach oben zu rechnen.
Natürlich bleibt offen, ob dies bereits eine Umkehr darstellt, die uns zu neuen Hochs führt. Schließlich haben wir die 150er Marke noch nicht geknackt ...
„Regulär“ sollte der Kurs bis an die untere Trendlinie fallen. Dann wäre auch das Lehrbuch zufrieden. Danach sollten sich die Korrekturmuster abwechseln. Im Herbst/Winter hatten wir eine Seitwärtsbewegung (Rechteck), jetzt deutet sich eine scharfe Korrektur an (blaue Linie), die aber noch nicht beendet ist (wir sind ja noch nicht einmal an der 50%-Marke!).
Die Saisonalität spricht eine andere Sprache
Leider ist es nicht ganz so einfach. Schließlich gibt es ja noch andere Korrekturmuster, z.B. aufsteigende Dreiecke. Auch der typische Saisonverlauf spricht eine andere Sprache:
Danach steigt der Kurs – von einem Hoch kommend! – wieder massiv an. Hierfür mag es viele Ursachen geben: die Urlaubszeit, die Hurrikansaison usw. In jedem Fall sind die Aussichten niederschmetternd.
Auch der Euro mit Aufwärtspotenzial
Neben wieder zunehmenden Befürchtungen über eine schwächere Wirtschaft oder gar Rezession war auch der fallende Euro ein Grund für den zuletzt recht kräftigen Ölpreisrückgang. Hintergrund waren Äußerungen aus Kreisen der Fed, dass man auch dort stark über Zinserhöhungen nachdenkt.
Insbesondere eine tatsächlich schwächende Wirtschaft in den USA wird aber diesbezüglich der Fed Zurückhaltung auferlegen. „Richtige“ Zinserhebungen (bisher waren es ja nur „verbale“) muss es also deswegen noch lange nicht geben – Beobachter erwarten solche erst im ersten Quartal 2009.
Die EZB hat aber bereits mit ihrem letzten Zinsschritt klar gemacht, dass sie hier weniger Skrupel hat. Zumal sie ja, anders als die Fed, auch nicht dem Wirtschaftswachstum in der Eurozone verpflichtet ist. Damit hat der Euro eigentlich wieder eher Aufwärtspotenzial. Auch hat er die 1,60er Marke noch gar nicht so richtig geknackt, sondern bestenfalls vorsichtig drüber gelinst.
Charttechnisch ebenfalls Rückenwind
Auch nach dem Chartbild müssen wir eher von einer Fortsetzung der Aufwärtsbewegung ausgehen:
Der Euro befindet sich in einem zwar steilen, aber immer noch intakten Aufwärtstrend. Das letzte Tief bei knapp 1,53 USD (Pfeil) war nicht einmal stark genug, diesen Trend an seiner Unterkante zu testen. Das ist zunächst recht bullish, da auch hier die Umkehr vor dem 50%-Korrekturniveau erfolgte.
Allerdings lautet hier die Regel, dass der Kurs die Linie bei einem späteren Versuch testet, wenn er sie beim ersten Mal nicht erreicht. Nun gut, aber durch die relative Steilheit dieser Linie würde der nächste Test bereits bei etwa 1,56 USD unmittelbar bevorstehen. Von da aus kann wieder nach oben gehen – über die 1,60 hinaus.
Euro-Kursziel 1,68 USD?
Kommt es dazu, bricht also auch die 1,60er Marke, dann liegt das daraus ableitbare Kursziel bei 1,67 .. 1,68 USD! Zum einen bildet sich eine klar erkennbaren Seitwärtsbewegung zwischen 1,60 und 1,53 USD (dunkelblaues Rechteck), deren Spanne einfach nach oben angetragen wird (oberes hellblaues Rechteck). Das ergibt ein kurzfristiges Ziel von ca. 1,67 USD.
Zum anderen wird dieses Kursziel interessanterweise auch durch eine andere mittelfristige Projektion bestätigt. Hintergrund ist die typischen Wellenbewegung, in der sich die Kurse häufig bewegen. Der jüngste steile Trend beginnt mit einem kräftigen Aufwärts-Move bei 1,34 USD, der bis knapp 1,50 USD reicht (gelbes Rechteck/Punkt 1). Der zweite hat fast eine identische Spanne (Punkt 2). Trägt man nun das gelbe Kästchen an das letzte Tief bei 1,528 an, kommt man auf ein Ziel knapp oberhalb von 1,68 USD.
Kurse „weit“ über 1,60 USD ohne fundamentale „Rückendeckung“
Allerdings sind solche Kurse fundamental aktuell nicht zu begründen (siehe oben). Aber vorstellbar wäre tatsächlich ein kräftiger Bruch der 1,60er Marke als eine Art Fehlausbruch mit nachfolgendem Kursrückgang. Quasi ein letzter Versuch der Bullen, den Kurs weiter nach oben zu treiben. Werte von 1,62 USD könnten dabei durchaus erreicht werden.
Fazit
Wenn Sie also demnächst den Start in den Urlaub planen, sollten Sie sicherheitshalber – wenn möglich – schon mal „auf Vorrat“ tanken. Haben Sie dagegen eine Reise in den Dollarraum geplant, brauche Sie sich mit dem Umtausch von Bargeld noch nicht zu beeilen.
Für Kurzentschlossene kann ein solcher Trip allerdings zweischneidig sein: Während Sie vielleicht ein paar Euro beim Einkaufen und Umtauschen sparen, fressen Ihnen ein hoher Ölpreis und entsprechend die Kerosinzuschläge diesen Vorteil vielleicht wieder auf. Es bleibt also schwierig.
Wohl dem also, der zu Hause bleibt, und das schöne Wetter ohne solche Probleme genießen kann!
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
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www.TorstenEwert.de