Die Korrelation geht weiter
von Jochen Steffens
Ich hatte bereits mehrfach auf den unglaublichen Zusammenhang zwischen den Umfragewerten Barack Obamas zur Präsidentschaftswahl in den USA und dem S&P500 hingewiesen. Schlussendlich hatte ich hier im Steffens-Daily über einen Link auf meine Kolumne bei Börse Online verwiesen, in der ich die Wettquoten auf Obama als zukünftigen Präsidenten und den S&P500 in einem Chart verglichen habe:
Zur Erinnerung und für diejenigen, die diese Kolumne nicht gelesen hatten, noch einmal kurz die damaligen Charts:
Dieser Chart stellt die Quoten auf die Wette dar, dass Barack Obama der nächste US-Präsident wird. Deutlich ist der Aufwärtstrend seit Dezember 2007 zu erkennen. Ich hatte dann diesen Chart horizontal gespiegelt und mit dem Verlauf des S&P500 verglichen. Dabei war mir aufgefallen, dass die Wettquoten die Entwicklung des S&P500 etwas vorweg nehmen. Mit der entsprechenden Anpassung erhielt ich folgendes Bild:
Diese Korrelation zwischen den Wettquoten auf Obama und dem S&P500 ist schlichtweg unglaublich verblüffend!
Die aktuelle Situation
Dazu eine Aktualisierung: Ich habe zudem den Chart jetzt auf einen kürzeren Zeithorizont gebracht, so dass Einzelheiten besser zu erkennen sind.
Die Korrelation ist auch in den August hinein immer noch mehr als deutlich. Obwohl sich mittlerweile zeigt, dass die zeitliche Verzerrung abnimmt.
Entscheidender Vorteil für kurzfristig orientierte Trader
Gerade in den nächsten Wochen, wenn der US-Präsidentschaftswahlkampf in die heiße Phase übergeht, müssen wir somit genau auf die weitere Entwicklung der Wettquoten und der Umfragewerte achten (die Wettquoten werden natürlich auch auf die Umfragewerte reagieren). Das bedeutet, in den nächsten Monaten können sich Trader über die Analyse des US-Wahlkampfes einen entscheidenden Vorteil verschaffen. Das gilt natürlich nur, so lange nicht weitere geopolitische Faktoren dieser Korrelation überdecken. In diesem Zusammenhang ist auch der Konflikt zwischen Georgien und Russland zu nennen, auf den mein Kollege Torsten Ewert gleich noch kurz eingehen wird.
Mehrere Leser hatten nachgefragt, wo sie die dem Chart zugrunde liegenden Wettquoten finden. Hier der Link: http://www.intrade.com/
Viele Grüße
Jochen Steffens
Märkte in der Schwebe
von Torsten Ewert
Verehrte Leserinnen und Leser,
die Welt kommt nicht zur Ruhe. Kaum haben wir – zumindest medial – relative Ruhe in Irak, Iran und Afghanistan, da fahren die Russen schwere Geschütze in Georgien auf. Die Bilder, die uns vom Kaukasus erreichen, sind so erschütternd wie alle Kriegsbilder, egal aus welchem Winkel der Welt.
Börse und Kriege
Die Börse kennt solche Gefühle nicht und bewertet daher solche Ereignisse in zynisch-pragmatischer Manier nach den möglichen Auswirkungen auf die (Welt-)Wirtschaft. Und hier haben Georgien und Südossetien sicherlich nicht viel in die Waagschale zu werfen. Kein Wunder also, dass dieser „Konflikt“ in den Kursen kaum Spuren hinterlässt.
Zunächst gab es zwar noch Befürchtungen, dass der Ölpreis aufgrund dessen wieder nachhaltig steigen könnte. Schließlich läuft durch Georgien eine bedeutende Öl-Pipeline aus den Fördergebieten rund um das Kaspische Meer. Per Saldo ist der Ölpreis bisher jedoch – nach einer kurzen Gegenreaktion – weiterhin im Sinken begriffen. Grund hierfür dürfte sein, dass sich die Kampfhandlungen zurzeit noch auf Südossetien im Norden Georgiens beschränken und die Pipeline aufgrund eines Defekts zurzeit sowieso kein Öl liefert.
Warum reagieren die Aktienmärkte nicht auf den fallenden Ölpreis?
Dennoch ist erstaunlich, dass die Märkte den Preisverfall beim Rohöl eigentlich kaum in steigende Kurse verarbeitet haben. Ist doch der Ölpreis recht nachhaltig und in einem deutlichen Abwärtstrend gefallen:
(Quelle: www.it-finance.com)
Dagegen zeigt der S&P 500 wie die meisten anderen Indizes nach einem ersten Anstieg eine deutliche Seitwärtstendenz:
(Quelle: www.tradesignalonline.com)
Natürlich kann es sein, dass der Ölpreis hauptsächlich auf den wieder erstarkten Dollar reagiert hat. Dann ist allerdings der neuerliche Ausbruchsversuch des S&P 500 vom Freitag um so interessanter ...
Wenn der Ausbruch jetzt klappt ...
Bisher ist dieser Ausbruch nämlich tatsächlich nachhaltig, das heißt sowohl auf Tages- als auch auf Intraday-Basis sieht diese Bewegung eindeutig bullish aus. Nun sollte es nach einem Rücksetzer an die Oberkante des eingezeichneten Rechtecks weiter aufwärts gehen.
Fällt der Kurs dagegen wieder zurück in das Rechteck, besteht die Gefahr, dass wir neue Tiefs sehen. Denn im größeren Zeitrahmen sieht die aktuelle Bewegung wegen dieser Seitwärtsbewegung nämlich noch keinesfalls bullish aus:
(Quelle: www.tradesignalonline.com)
Übergeordnet besteht immer noch die Gefahr, dass die Erholung seit dem Tief nur einen Bear-Keil in einem starken Abwärtstrend darstellt. Das könnte Kursziele von 1.100 im S&P 500 bedeuten. Diese Gefahr kann frühestens als gebannt betrachtet werden, wenn der Index die 50%-Korrekturmarke bei 1.320 übersteigt.
Dieses Niveau entspricht aber wiederum etwa dem Kursziel nach Ausbruch aus der oben gezeigten Seitwärtsbewegung. Sprich, ein erfolgreicher Ausbruch ist nun die Mindest-Pflicht ...
Der DAX ist schon etwas weiter
Wie immer ist im DAX die Situation vergleichbar – allerdings mit einem kleinen, aber feinen Unterschied: Der deutsche Leitindex hat bereits an der bewussten 50%-Marke gekratzt. Bei einem Ausbruch aus der vergleichbaren Seitwärtsbewegung (blaues Rechteck) hätte er theoretisch Potenzial bis 6.760 Punkte (grünes Rechteck) und würde damit auch die Abwärtstrendlinie seit dem Januar-Hoch sowie den wichtigen Widerstand bei 6.650 Punkten überwinden.
Aber erst kommt noch der Verfallstag
Wie (fast) immer gibt es aber noch einen Wermutstropfen. Zwar haben wir die Fed-Sitzung hinter uns, aber noch steht der kleine Verfallstag am Freitag bevor. Die Indikationen dafür weisen auf ein Pendeln der Kurse zwischen 6.500 und 6.600 Punkten im DAX bzw. 3.300/3.400 im Euro STOXX 50 hin. Das ist natürlich relativ heikel, vor allem, wenn irgendwelche externen Einflüsse die Kurse in die eine oder andere Richtung treiben.
Dann wird es voraussichtlich ziemlich impulsiv, denn dann laufen sofort die Absicherungsmaßnahmen der institutionellen Anleger an. Falls Sie also noch ein paar überaus positive Nachrichten und exzellente Verbindungen zu den Medien haben ...
Ansonsten bleibt uns diesmal nur, auf eine möglichst ereignislose Woche zu hoffen.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
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www.TorstenEwert.de