Umkehrsignal im Dax
von Jochen Steffens
Einige der beobachteten Indizes haben erste kleine bullishe Signale ausgebildet. Der Dax steht vor einer wichtigen Linie:

Diese Linie, hier rot dargestellt, muss der Dax nachhaltig überwinden. Doch die eigentlich wichtigere Widerstandszone befindet sich unterhalb der 5400er Marke (blaues Rechteck). Dabei werden wir wahrscheinlich in dieser Woche noch mit sehr schlechten Zahlen konfrontiert. Am Freitag werden die neu geschaffenen Stellen in den USA veröffentlicht. Barack Obama selbst hat in einem Interview die Arbeitsmarktdaten "ernüchternd" genannt. Es kann demnach sein, dass der Markt im Vorfeld darauf spekuliert und die aktuelle Euphorie somit kurzfristig unterbrochen wird. Die heutige Kerze lässt bereits Böses ahnen: Ein kurzer Ausbruch über die Linie, der anschließend auch noch deutlich abverkauft wurde, das ist selten gut (false Break). Noch aber fehlt eine Besstätigung, die Mittwochskerze im Dax müsste das heutige Tief nachhaltig unterschreiten. Es kommt also darauf an, was die Amis heute bis zum Handelsschluss machen.
Performanceprobleme
Ein wichtiger Faktor ist zurzeit die hohe Cashquote bei den Fonds aber auch bei den Kleinanlegern in den USA. Diese ist auf das Niveau von 2002 angestiegen. Das bedeutet, es steht unglaublich viel Liquidität an der Seitenlinie und wartet auf geeignete Zeichen, um wieder in den Markt einzusteigen.
Besonders die Fonds könnten schnell in eine Performancefalle geraten. Sollten jetzt die Kurse weiter ansteigen, müssen sie aufspringen. Das letzte Jahr war schon schlecht, viele Fonds haben 30 % und mehr Performance abgeben müssen. Doch das können sie noch halbwegs mit dem großen Crash begründen. Sollte dieses Jahr ein gutes Jahr für die Börsen werden und ein Fondmanager schafft es dabei nicht, den Dax deutlich zu schlagen, werden auch die geduldigeren Kunden nervös und werden sicherlich abspringen.
Nervöse Fonds mit viel Cash sind natürlich ein explosives Potenzial für die Börsen. Da braucht es nicht viel und wir erleben einen sich selbst erhaltenden Prozess, in dem immer mehr Geld an die Börse kommt: Performancedruck. Ein Wenig des möglichen Potenzials haben wir bereits in den letzten Tagen gesehen.
Vorsicht, schnelle Bewegungen in beide Richtungen
Aber man muss vorsichtig sein. Sobald die Kurse wieder fallen, wird auch das sehr schnell geschehen. Denn diejenigen, die investiert sind, werden höchst nervös auf fallende Kurse reagieren. Stellen Sie sich dazu einen Fondsmanager vor, der gerade nach und nach eingestiegen ist und der nun sieht, wie die Gewinne ins Minus zu laufen drohen. Noch einmal will er ein ähnliches Desaster wie im letzten Jahr nicht erleben.
Zweite Phase der Bodenbildung!
Wir befinden uns damit in der zweiten Phase einer möglichen Bodenbildung. Die Kurse haben über einen längeren Zeitraum keine nachhaltig neuen Tiefs mehr ausbilden können. Nun kommen die ersten Tests nach oben. Wie schnell steigen die Kurse, und kommt es auch nach einem starken Anstieg zu Anschlusskäufen?
Aus dieser zweiten Phase kann sich jederzeit ein dynamischer Aufwärtstrend ausbilden. Trotzdem besteht auch immer noch die Gefahr, dass der Boden nach unten aufgelöst wird.
Wie geht man mit so einem Markt um?
Man kann nicht viel tun, als einfach das Risiko eingehen, nach und nach Positionen aufzubauen. Sicher kann es nach einem Anstieg jederzeit zu einer größeren Konsolidierung kommen, aber die Gefahr, dass der Markt einfach weiterrennt ist in so einer Situation tatsächlich größer. Und wie immer geht es darum, auf der Seite des besseren Chance / Risiko Verhältnisses zu stehen. Es geht wie immer an den Börsen inur um Wahrscheinlichkeiten.
Selbstmord: Börse
Ich höre gerade, dass sich der bekannte Milliardär und Unternehmer Adolf Merckle (Ratiopharm) das Leben genommen hat. Merckle war durch Fehlspekulationen mit VW-Aktien in eine finanzielle Notlage geraten. Damit hat die Börse (beziehungsweise eigentlich die Gier) ein weiteres tragisches Opfer gefordert.
Wobei ich sicher bin, dass Merckle nicht das einzige Opfer von Fehlspekulationen gerade auch im Zusammenhang mit der Finanzmarktkrise gewesen ist. Es gibt keine Statistiken, wie viele Menschen sich im direkten Zusammenhang mit dem 2008er Crash das Leben genommen haben oder Haus und Hof, Familie und ihre Zukunft verloren haben. Doch es macht uns wieder bewusst, wie leicht man die Gefährlichkeit des Mediums unterschätzt, mit dem man sich tagaus, tagein beschäftigt.
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens
Die Stockstreet-Investment-Strategie
Der etwas andere Börsendienst für langfristig orientierte Investoren von Torsten Ewert und Jochen Steffens.
Keine Aktienwüsten: Wir empfehlen nicht den 107ten Rohstoffexplorer, die 54ste Aktie aus Turkmenistan. Es bleibt, wie bei Stockstreet gewohnt, bei einer klaren, für jeden umsetzbaren Strategie.
Schließlich sind Geduld, Geldmanagement und eine klare Strategie Grundlage eines nachhaltigen Vermögensaufbaus.
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Der Auftragseingang der US-Industrie ist im November erneut deutlich um 4,6 % zurückgegangen. Analysten hatten lediglich mit einem Rückgang um 2,2% gerechnet. Aber auch die Zahlen vom Oktober wurden von zuvor minus 5,1 % auf nunmehr 6 % revidiert.
Diese Zahl belastete die bis dato positive Entwicklung an den Börsen. Hinzu kam, dass auch der Index der ausstehenden Hausverkäufe (Pending Home Sales) im November stärker als erwartet auf ein neues Rekordtief gefallen ist. So sank der Index um 4,0%. Analysten hatten lediglich mit einem Rückgang um 1 % gerechnet.
Positiv hingegen entwickelte sich der ISM-Dienstleistungsindex. Er ist entgegen der Erwartungen auf 40,6 Punkte gestiegen. Analysten hatten hingegen mit einem Rückgang auf 36,8 Zähler gerechnet.

Wie ich hier schon geschrieben habe, die US-Konjunkturdaten scheinen sich langsam aufzuhellen. Gerade der ISM-Dienstleistungsindex ist wichtig, da der Dienstleistungssektor 80 % der US-Wirtschaft ausmacht. Doch hier brauchen wir natürlich die Bestätigung durch weitere Zahlen. Doch gerade wenn man diese leichte Aufhellung der Konnjunkturdaten in Zusammenhang mit den steigenden Kursen bringt, ergibt sich daraus ein doch eher positives Bild.