Jochen Steffens befindet sich zur Zeit im Urlaub. Bis zum 22. Juni 2010 schreibt an dieser Stelle für Sie Bernd Raschkowski, unabhängiger Wertpapierhändler und Anlagecoach.
Rohstoffe im Chart-Check
von Bernd Raschkowski
Während die Horrornachrichten rund um die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko nicht abreißen, gibt es nun auch zusätzlich schlechte Nachrichten für Autofahrer. Nach Ansicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung wird der Preis für Rohöl aufgrund verschärfter Sicherheits- und Förderbedingungen im Tiefseebereich in den nächsten Monaten spürbar anziehen. Damit gelten höhere Benzinpreise an den Tankstellen als vorprogrammiert. Anleger könnten sich gegen die steigenden Kosten an der Börse absichern bzw. mittels Zertifikaten von Kurssteigerungen des Öls profitieren. Auch andere Rohstoffe sehen aktuell nach Kurssteigerungen aus. Drei interessante Charts möchte ich Ihnen heute vorstellen.
Aber Vorsicht, Investments in Rohstoffe sind – ähnlich wie Wertpapiere - immer mit hohen Risiken verbunden. Zwar können Rohstoffe nicht pleitegehen, die Preise können aber extrem stark schwanken (wie wir weiter unten anhand eines Beispiels noch sehen werden).
Wirtschaftskrise ließ Ölpreis purzeln
Rohöl sorgte in den vergangenen Jahren für reichlich Gesprächsstoff. Das “schwarze Gold“ verteuerte sich im Jahr 2008 rasant und trieb Autofahrern fast Tränen in die Augen. Die bis vor zwei Jahren wachsende Weltwirtschaft und die damit verbundene Nachfrage trieb den Rohstoff auf immer neue Höhen. Im Zuge der aufkeimenden Finanzkrise und dem damit verbundenen Wirtschaftsabschwung endete der Höhenflug jedoch schnell. Der Preis für das Rohöl ist stark eingebrochen und pendelte in den vergangenen Monaten im Bereich der 70 Dollar je Barrel umher. Aktuell notiert das Rohöl der Sorte WTI bei 76,60 Dollar.
Ausbruch aus Seitwärtszone erfolgt
Nach dem Abverkauf innerhalb der letzten Wochen konnte sich das Öl im Bereich der 70 Dollar stabilisieren und den scharfen Abwärtstrend verlassen (siehe Chart). Nach einer Beruhigungsphase hat der Kurs zuletzt den Widerstand bei 76 Euro nach oben hin verlassen, was einem Kaufsignal gleichkommt. Damit ist aus charttechnischer Sicht aktuell zumindest eine kurzfristige Erholung sehr wahrscheinlich. Die technischen Indikatoren signalisieren zudem, dass das Rohöl etwas überverkauft ist, eine Gegenbewegung wäre demnach möglich. Die nächsten charttechnischen Widerstände bestehen bei 80 sowie bei 85 Dollar, diese dienen gleichzeitig auch als Zielmarken. Mit Kauf-Optionsscheinen können Anleger von einem steigenden Rohölpreis profitieren. Nach unten hin sollte das mögliche Investment jedoch mit einem Stop-Loss-Kurs bei 70 Dollar im Basiswert (für die Rohölsorte WTI) abgesichert werden.
Zucker mit Erholungstendenz
Eine ähnliche Situation zeigt sich aktuell bei Zucker. Der Rohstoff hat in diesem Jahr einen extremen Preissturz verkraften müssen. Vom Hoch bei 29 Dollar im Februar dieses Jahres verlor der Süßstoff mehr als die Hälfte seines Werts. Mittlerweile ist der Abwärtstrend gebrochen und der Zucker-Preis erholt sich wieder zaghaft. Positiv ist zu werten, dass der Widerstand bei 15,70 Dollar nach oben hin gebrochen werden konnte. Mittelfristig ist eine Erholung bis in den Bereich um 20 Dollar möglich.
Nutzholz im Abwärtstrend
Nicht so positiv sieht es bislang für den Preis von Nutzholz aus. Der Abwärtstrend ist hier weiterhin vollkommen intakt, von Investments ist vorerst abzuraten. Jedoch verläuft der Abschwung derart heftig, dass irgendwann auch hier zumindest ein charttechnischer Rebound fällig wird. Interessierte Anleger können die Preisentwicklung für Nutzholz in den nächsten Wochen beobachten und bei einem Bruch der Abwärtstrendlinie mittels Zertifikaten an einer Erholung partizipieren.
Beste Grüße
Bernd Raschkowski