In was für Zeiten sind wir da nur geraten? Das kann man sich angesichts der Ereignisse und der neuesten Kursrückgänge wirklich fragen. Die meisten Menschen, mit denen ich außerhalb der Börse rede, sehen sich mit einer düsteren Zukunft konfrontiert. Es geht eine hilflose Angst vor der Zukunft in der Bevölkerung umher und das ist wahrscheinlich nicht nur in Deutschland so. Und keine Frage, noch kann es an den Börsen weiter nach unten gehen, die 4.175 Punkte-Marke winkt heftig.
Es heißt: „Kaufe die Angst!“
Immer wenn ich diesen Satz in den letzten Tagen anbringe, höre ich, dass dieses Mal alles anders sei. Und sicherlich, es ist ein wenig verrückter als sonst, spektakulärer und das Ausmaß scheint größer zu sein. Stimmt also dieses Mal diese Weisheit, die ansonsten ein Garant für große Gewinne war, vielleicht doch nicht mehr?
Altmeister Kostolany sagte nicht ohne Grund, dass man in Krisenzeiten alle Medien abschalten solle, weil diese nur die klaren Gedanken vernebeln. Recht hat er, wenn ich zurzeit recherchiere, sinkt meine Stimmung rapide. Zu eindeutig scheinen die Argumente, zu groß die Probleme, zu hoffnungslos die Zukunft - wenn man denn den Medien glauben will...
Hartgesottener Antizykliker
Und wenn die Sorge selbst auf solche hartgesottene Antizykliker, wie mich, übergreift - ich meine, wenn das kein Zeichen für einen Boden ist, was dann? Dabei geht es doch gar nicht einmal darum, genau den Boden zu erwischen. Den Boden erwischen zu wollen ist ein absolut unsinniges Unterfangen, gerade in solchen Zeiten. In derartigen Phasen geht es darum, den Ängstlichen die Substanzaktien zu guten Kursen abzunehmen und sich diese langfristig ins Depot zu legen. Dann muss man nur noch auf bessere Zeiten warten und einen langen Atem haben
Nicht übertreiben
Natürlich sollte man angesichts der Dramatik der aktuellen Situation nicht sein ganzes Vermögen in den Aktienmarkt stecken. Natürlich sollte man zunächst nur nach und nach kleine Positionen kaufen. Denn dann macht es auch nichts, wenn man zu früh ist (und es ist eigentlich fast immer zu früh) und die Positionen noch 10, 20 oder sogar 30 % ins Minus rutschen. Man kauft dann eben noch ein wenig weiter zu noch besseren Kursen ein. Insgesamt sollte man nur darauf achten, die Gesamtposition, wenn man in fallende Märkte hineinkauft, im überschaubaren Rahmen zu halten. Diese darf niemals (!) existenziell werden.
Kaufen auf Kredit
Ich erinnere mich noch an Frühjahr 2002, als ein Kollege von mir, der schon viele, viele Jahre Börsenerfahrung hinter sich hatte, tatsächlich seinen Kunden riet: „Kaufen Sie jetzt! Nehmen Sie Kredite auf, so eine Chance kommt nie wieder!“ Das war alles okay, bis auf das mit den Krediten. Immerhin brauchte es noch knapp zwei Jahre, bis die Kurse wieder das Niveau des Zeitpunktes dieser Aussage erreichten. Zwischenzeitlich brach der Dax noch mal um 30-40 % ein. Nein, Kredite sind natürlich die falsche Lösung, denn niemand weiß, wie lange Sie durchhalten müssen, wenn Sie jetzt einsteigen. Aber ansonsten hatte der Mann recht, auch wenn er ein Jahr zu früh war. Hätte er damals gesagt, bauen Sie jetzt langsam und vorsichtig in die weiter fallenden Kursen ihre Positionen auf, wäre die Welt wäre in Ordnung gewesen.
Eins noch zum Schluss
Mein geschätzter Kollege Daniel Wilhelmi hat mich eigentlich darauf gebracht: Er fragte in einer Diskussion über den Dax, VW und Co, ob ich ein Tool hätte, das den Dax ohne den massiven Anstieg der VW-Aktie darstellt.
Nein, hatte ich natürlich nicht. Und allein das Problem mit der Gewichtung sprengt den Rahmen. Aber die Idee ließ mich nicht los. Also habe ich mich etwas umgehört und www.qarat.de konnte mir einen vereinfachten Chart zur Verfügung stellen, der den Dax ohne VW bei einer durchschnittlichen VW-Gewichtung von 4,5 % darstellt. Das sieht dann wie folgt aus: (Dax blau, Dax ohne VW rot)
Quelle: www.qarat.de
Die 4000er Marke wäre bereits gefallen und der Dax stände bei 3800 Punkten...
Viele Grüße
Jochen Steffens
Wenn nicht jetzt, wann dann?
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