Der Wendepunkt in der Finanzkrise?
von Jochen Steffens
Der Londoner Gipfel der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) stellt nach Auffassung von US-Präsident Barack Obama den Wendepunkt im Kampf gegen die weltweite Wirtschaftskrise dar. Selbst George Soros zeigt sich nach anfänglicher Kritik positiv überrascht. Ein kurzer Überblick, was beschlossen wurde:
Zunächst soll eine neue Aufsichtsbehörde namens „Financial Stability Board“ (FSB) geschaffen werden, die mit dem IWF zusammen im Vorfeld Gefahren erkennen und Abwehrmaßnahmen ergreifen soll.
Darüber hinaus sollen sämtliche Institutionen des Finanzmarktes stärker überwacht werden. Dazu zählen Hedge-Fonds wie auch Rating-Agenturen. Bei den Banken soll das Leverage begrenzt werden. Das bedeutet, dass alle risikobehafteten Geschäfte nur noch mit einem geringeren, festgelegten Anteil an Fremdkapital durchgeführt werden können. Zudem sollen die Banken nach der Krise grundsätzlich die Eigenkapitalquote erhöhen, um besser gegen Krisen gewappnet zu sein. Einzelheiten dazu müssen aber noch ausgearbeitet werden.
Steueroasen sollen ausgetrocknet werden. Die Ära des Bankgeheimnisses sei vorbei, heißt es in dem Kommuniqué.
Die G20-Länder beschlossen eine konzertierte fiskalische Expansion in einem Umfang von 5 Billionen Dollar, die bis Ende 2010 andauern soll. Diese soll die Wirtschaftsleistung um 4 % steigern. Dieser Punkt bezieht sich allerdings im Wesentlichen auf bereits beschlossene Konjunkturmaßnahmen.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) soll einer umfassenden Reform unterzogen werden. So sollen die Stimmrechte auch auf Schwellenländer wie China, Russland und Brasilien ausgeweitet werden. Die Kapitalausstattung des IWF wird auf 750 Mrd. Dollar aufgestockt. Das Budget der Weltbank wird um 100 Milliarden Dollar erhöht.
Zur Wiederbelebung des schleppenden Welthandels soll in den nächsten Jahren ein 250 Mrd. Dollar Hilfspaket geschnürt werden, dass vor allem aus Bürgschaften und Exportgarantien besteht.
Die G20 bekennen sich zum freien Handel. Die festgefahrenen Gespräche der Doha-Runde zum Freihandel sollen nun erfolgreich zum Abschluss gebracht werden. Allgemeiner Konsens ist, dass Protektionismus in der letzten Konsequenz die Krise nur erheblich verschärfen würde. Die Welthandelsorganisation soll prüfen, ob die G20-Länder sich an den Beschluss halten und darüber einen vierteljährlichen Bericht verfassen.
Bei Managergehältern sollen bereits existente strengere Vorgaben umgesetzt werden. Kurzfristiges Agieren soll nicht mehr honoriert werden, die Fokussierung soll nun auf langfristiges Wachstum gerichtet werden.
Und auch der Kampf gegen den Klimawandel wurde ins Statement aufgenommen. Hier wird kritisiert, dass dieser Punkt bisher lediglich ein Lippenbekenntnis sei.
Das Original-Statement können Sie in der englischen Version hier nachlesen:
Ein positives Signal mit einem unpopulärem „Aber“
Natürlich ist es ein positives Signal, dass sich die zwanzig wichtigsten Länder so schnell einigen konnten.1933 nach dem großen 29er Crash, war das noch anders. Das damalige Wirtschaftstreffen der wichtigsten Länder in London scheiterte, weil jedes Land dem anderen die Schuld zusprach.
Auch das, was gestern beschlossen wurde, ist zumindest kurzfristig ein gutes Signal. Langfristig muss man abwarten, ob nicht gerade die heute gefeierten Reglementierungen zu einem Hemmschuh werden. Auch wenn ich mir mit folgenden Ausführungen keine Freunde machen werde, aber besonders die Reglementierung der Banken und die geforderte Erhöhung der Eigenkapitalquoten bei gleichzeitiger Senkung der Risikofähigkeit der Banken kann zu allerlei Problemen in der Wirtschaft führen, die sich zu einem Bremsklotz des Wirtschaftswachstums ausweiten könnten. Ich frage mich, ob hier nicht andere Maßnahmen sinnvoller gewesen wären.
Ich weiß, diese Sichtweise ist im Moment höchst unpopulär. Aber es war schon zu oft so, dass das, was heute von der Politik gefordert und gefeiert wurde, die Katastrophe von morgen gewesen ist. Ich bin wirklich gespannt, wie eben diese Politik diese Situation in fünf, zehn oder fünfzehn Jahren bewerten. Ich würde wetten, dass ein Teil der Reglementierung der Banken wieder gelockert werden wird, ob offen oder über ein Hintertürchen. Und das nicht einmal von den Banken ausgehend, sondern, wie gesagt, von der Politik die Wirtschaftswachstum braucht, um wiedergewählt zu werden...
Noch kein nachhaltiger Ausbruch gelungen
Die Märkte reagierten jedoch mit weiteren Kurssteigerungen auf diese Beschlüsse des G20-Treffens. Aber die Märkte feiern immer gerne das, was kurzfristig beruhigend wird. Zu dem gestrigen Anstieg wird allerdings auch beigetragen haben, dass in den USA nun tatsächlich, wie erwartet, die Bilanzierungsregeln für die Banken gelockert wurden.
Trotzdem ist dem Nasdaq100 bisher der nachhaltige Bruch der 1.300er Marke nicht gelungen. Gestern kam es zu einem kurzen Intraday-Spike über diese Marke und auch heute konnten sich die Kurse bisher nicht über der 1.300er Marke stabilisieren. Ich bin gespannt, wie sich die US-Indizes im weiteren Handelsverlauf entwickeln.
Langsam ist es wieder soweit
Neben dem Nasdaq100 bewegen sich aber auch einige Aktien seit mehreren Monaten in einer Seitwärtsbewegung. Kommt es hier zu einem Ausbruch nach oben, besteht teilweise enormes Aufwärtspotenzial. Durch die nun wieder sinkende Volatilität in diesen Aktien konnten wir zumindest heute wieder den ersten vorsichtigen Zockerschein im Stockstreet-Premium-Trader empfehlen. Einem hohen Totalverlustrisiko steht eine 600 %-Gewinn-Chance entgegen.
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens
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US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Wie erwartet sehr schlechte Nachrichten vom US-Arbeitsmarkt. So ist die Arbeitslosenquote mit einem Wert von 8,5 % auf den höchsten Stand seit 25 Jahren gestiegen. Das hängt damit zusammen, dass seit Ende 2007 5,1 Millionen (!) Stellen abgebaut wurden. Wie Sie im Diagramm unten sehen können wurde der meiste Teil davon in den letzten fünf Monaten abgebaut.
Auch im März wurde wieder ein Minus von 663.000 Stellen gemeldet:
Nach wie vor bleibt der Stellenabbau auf dramatischem Niveau. Der Januarwert wurde auf 741.000 Stellen hoch revidiert. 741.000 Stellen in einem Monat, unglaublich.
Etwas unerwartet ist der ISM-Dienstleistungsindex auf 40,8 Punkte gesunken. Analysten hatten mit einem unveränderten Stand gerechnet.
Auch auffällig ist, dass der Preisindex von zuvor 48,1 Punkten nun wieder auf 39,1 Punkte gesunken ist und sich damit das Deflationsrisiko erneut ins Bewusstsein der Analysten drängt. Gerade der Dienstleistungssektor macht immerhin ca. 80 % der US-Wirtschaft aus. Somit wird sich diese deflationäre Entwicklung entsprechend auch auf die Gesamtwirtschaft auswirken.
Kein Wunder also, dass die Märkte auf diese Zahlen zunächst etwas vergrätzt reagierten, obwohl ich vermute, dass die wirkliche Bedeutung (Deflation) erst zeitverzögert den Märkten bewusst werden wird – wenn diese Feinheit ob der ganzen Euphorie überhaupt auffällt. Uns sollte diese Zahl jedoch zu denken geben...