Liefert der Jahresanfang einen Hinweis auf das Gesamtjahr?
von Jochen Steffens
Zunächst möchte ich Ihnen, meine lieben Leserinnen und Leser, alles erdenklich Gute für das Jahr 2010 wünschen - vor allem eine gute Gesundheit, viel Glück und natürlich auch den entsprechenden Börsenerfolg.
Der DAX startete heute mit einem Plus von 1,53 % überraschend freundlich in das neue Jahr. Wie ich schon geschrieben habe, kann man an den ersten Tagen ein wenig erkennen, wie sich größere Adressen im neuen Jahr positionieren. Schaut man sich die Stimmung unter den Banken an, so herrscht vorsichtiger Optimismus für das Jahr 2010. Im Schnitt wird mit einem Anstieg um 6 % gerechnet.
Doch das verwundert nicht. In den meisten Jahren rechnen die Banken mit einer positiven Entwicklung. Sie müssen quasi optimistisch gestimmt sein. Wie sonst sollten sie ihre Produkte an den Mann kriegen? Da die Börsen zudem im langjährigen Mittel dazu neigen, eher anzusteigen, entspricht eine Vorhersage von 6 % in etwa dem langjährigen Jahresdurchschnitt.
Ein Börsenmythos
Und damit sind wir direkt auch bei einem bekannten Börsenmythos: „Das Börsenjahr wird so verlaufen, wie die erste Woche oder die ersten Wochen oder der erste Monat.“
Im Kern entstammt diese „Theorie“ einer typisch menschlichen Eigenart, nämlich vom Kleinen auf das Große zu schließen. Es mag sein, dass diese Fähigkeit für das Überleben in der Wildnis erforderlich war, ob wir es aber auf die Börsen übertragen können? Interessanterweise gibt es einen ähnlichen Mythos auch außerhalb der Börse: So glauben zum Beispiel nicht wenige Menschen, dass der Verlauf des Silvestertags einen Hinweis auf den Verlauf des neuen Jahres gibt. Hat man eine ausgelassene fröhliche Silvesterparty, wäre dies zum Beispiel ein Hinweis auf ein positives Jahr, in dem man viele neue Menschen kennen lernt und viel erlebt. Eigentlich ist das ähnlich abergläubisch wie der oben genannte Börsenmythos.
Doch spekulieren und erörtern kann man viel. Uns geht es wie immer darum, solche Börsenmythen empirisch zu belegen oder zu widerlegen.
Dazu folgende Grafiken:
Sieben Handelstage im Vergleich zum Gesamtjahr
Hier sehen Sie die Jahresverläufe in den ersten 7 Handelstagen (blau) und dem Gesamtjahr (ocker). In 30 von 50 Jahren verliefen das Gesamtjahr im DAX vom Vorzeichen her genau wie die ersten 7 Tage.
Ein Wert von 30 liegt noch relativ dicht bei dem 50 %-Wert von 25 Jahren. Das liegt meiner Meinung nach noch innerhalb der statistischen Unschärfe. Zu beachten ist hierbei zudem, dass nur nach dem Vorzeichen bewertet wird. Wenn in der ersten Woche ein Plus von 5 % erzielt wurde, das Gesamtjahr aber nur mit 2 % geschlossen hat, wird dieser Fall trotzdem mitgewertet. Das war in zwei Jahren der Fall. Somit verbleiben eigentlich nur noch 28 von 50 Jahren.
14 Handelstage
Interessanter wird es da schon, wenn man die ersten 14 Handelstage nimmt:
Wenn man den Vergleichszeitraum auf 14 Handelstage erweitert, sind es nun schon 34 von 50 Jahren in denen das Vorzeichen mit dem des Gesamtjahres übereinstimmt. Das sind immerhin 68 %, also mehr als zwei aus drei Treffern. Das ist statistisch durchaus relevant.
Allerdings ist in drei Fällen die Jahresperformance niedrigerals die Performance der ersten 14 Tage. Bleiben 31 Fälle übrig. Die Grundtendenz bleibt jedoch bestehen.
Ob dieser Wert für eine gewinnbringende Anlagestrategie verwertbar ist, bleibt trotzdem fraglich. Schließlich sagt die Anzahl der Übereinstimmung noch nichts darüber aus, wie groß die Performance jeweils gewesen wäre. Aber das ist ein anderes Thema. Hier geht es lediglich darum, ob der Mythos als solches stimmt, nicht ob man daraus Kapital schlagen kann.
Nach einem Monat
Schauen wir uns die Entwicklung an, wenn wir das Vorzeichen der Januar-Performance mit dem der Jahresperformance vergleichen:
Hier sieht es dann schon wieder etwas schlechter aus. In nur 31 von 50 Fällen stimmte das Vorzeichen des Januars mit dem des Gesamtjahres überein. In einem Fall war die Performance des Jahres dabei niedriger als die des Januars. Nach einem Monat scheint sich also die Abweichung von der Norm wieder abzuschwächen.
Doch wo kommt der Zusammenhang her?
Nach der statistischen Auswertung der letzten 50 Jahre ist ein kleiner Zusammenhang zwischen den ersten Wochen und der Jahresperformance zu erkennen. Ein Grund hierfür könnte sein, dass der DAX in den letzten 50 Jahren 32 Mal ein Jahresplus (in 64 % der Fälle) und nur 18 Mal ein Jahresminus generierte. Das bedeutet, wenn es andere Gründe gäbe, warum die Börsen am Jahresanfang bullish verlaufen, wären die oben genannten Auffälligkeiten bereits erklärt.
Institutionelle Anleger tendieren dazu, wie oben bereits geschrieben, eher bullish ausgerichtet zu sein. Und so kann diese Abweichung vom Zufall tatsächlich damit zusammenhängen, dass sich institutionelle Anleger im neuen Jahr im Anschluss an das Windowdressing des Vorjahres nach ihrer eigenen, meistens eher bullishen Prognose für die Jahresentwicklung positionieren. Hinzu kommt, dass wir Menschen dazu neigen, ein neues Jahr mit neuer Hoffnung auf neue Erfolge zu beginnen. Auch das könnte dazu führen, dass viele Anleger in den ersten Wochen tendenziell eher dazu geneigt sind, neue Positionen einzugehen.
Insofern wäre es auch nicht verwunderlich, dass gerade nach ca. 14 Handelstagen die höchste Abweichung zu erkennen ist. In den ersten drei Wochen des Jahres sollten diese Positionierung abgeschlossen sein.
Fazit
Der Börsenmythos „Der Januarverlauf bestimmt den Jahresverlauf“ lässt sich nicht überzeugend nachweisen. Allenfalls leichte Hinweise darauf sind erkennbar. Unter Berücksichtigung dessen, dass sich langfristig die Mehrzahl der Börsenjahre ohnehin positiv entwickelt, bleibt von diesem Mythos statistisch eigentlich fast nichts mehr übrig.
Viele Grüße
Jochen Steffens
Es war ein wirklich erfolgreiches erstes Jahr für die Stockstreet Investment-Strategie
Ein solides Plus von 9 % im Gesamtdepot bei äußerst vorsichtigen und weit diversifizierten Anlagen, und obwohl wir durchschnittlich mit weniger als der Hälfte unseres Kapitals investiert waren! Einzelwerte wie Telefónica oder Air Liquide stechen sogar mit 30 % bzw. 29 % Plus hervor.
Insbesondere in den letzten Wochen konnte unser diversifiziertes Depot seinen wertstabilisierenden Charakter deutlich zur Geltung bringen. Diesen Weg wollen wir auch 2010 gemeinsam mit Ihnen weitergehen.
Die Stockstreet Investment-Strategie ist Ihr Börsenbrief für Vermögen und Wohlstand.
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Der vom ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe ist von zuvor 53,6 auf nunmehr 55,9 Punkte gestiegen. Das ist das höchste Niveau seit fast vier Jahren. Damit wurden die Erwartungen der Analysten, die von 54,1 Punkten ausgegangen waren, übertroffen.
Die Bauausgaben in den USA sind im November um 0,6% auf ein hochgerechnetes Jahresvolumen von 900,08 Mrd. Dollar gesunken. Analysten hatten im Vorfeld nur mit einem Rückgang um 0,2% gerechnet. Auch der Vormonatswert wurde von zuvor 0 % auf nunmehr minus 0,5 % korrigiert.
Die Ausgaben für den Wohnbau sanken um 1,6% auf 258,9 Mrd. Dollar. Die Bautätigkeit der öffentlichen Hand verzeichnete ein Minus von 0,4%.