Vor wichtigen Notenbanksitzung in den USA gehen die Anleger meist in eine eher abwartende Haltung über. Dieses Verhalten ließ sich auch vor der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am vergangenen Donnerstag feststellen. Der DAX war nach einem Kursanstieg in eine Konsolidierung eingeschwenkt. Als dann die EZB eine Ausweitung des QE-Programms in Aussicht stellte und die chinesische Notenbank am Freitag die Leitzinsen senkte, wurden die Kurse sehr dynamisch weiter nach oben getrieben.
Zurückhaltung vor morgiger US-Notenbanksitzung
Mit Blick auf den morgigen Zinsentscheid der Fed haben die Anleger nun erneut ihre typische abwartende Haltung eingenommen. Nachdem der DAX binnen zwei Tagen auf Schlusskursbasis um über 550 Punkte bzw. 5,43 Prozent angestiegen war, gingen die Kurse bereits am Freitag in eine enge Seitwärtsrange über, die gestern und heute fortgesetzt wurde.Die blau gestrichelte Mittellinie des aktuellen Rechtecks bei 10.828 Punkten spielt hierbei als kurzfristiger Widerstand eine Rolle.
(Hinweis: Ich habe hier nun einige Linien ausgeblendet, die nicht mehr von Bedeutung waren. Wie üblich dient das lediglich der Übersichtlichkeit. Ansonsten ist der Chart genau der alte, ich werde aber in den kommenden Wochen eine neue Version erstellen.)
Ifo-Index überraschend positiv
Daran änderte auch der ifo-Geschäftsklimaindex für Oktober wenig, der mit einem moderaten Rückgang um 0,3 auf 108,5 Punkte besser als erwartet ausfiel (Konsens: 107,8 Punkte). Dabei überraschte vor allem, dass einerseits der VW-Skandal um manipulierte Abgaswerte nicht zu einer Stimmungseintrübung in der Automobilindustrie führte und es andererseits einen recht ordentlichen Anstieg in der Erwartung gab (103,8 nach 103,3 Punkten). Die aktuelle Lage wurde dagegen schlechter als noch vor einem Monat eingeschätzt (112,6 nach 114,0 Punkten). Für nennenswerte Kursbewegungen sorgte der ifo-Index jedoch nicht.
Euro stellt Aufwärtstrend in Frage
Ein ganz ähnliches Verhalten wie im DAX lässt sich auch im Euro zum US-Dollar feststellen. Auch hier nehmen die Anleger im Vorfeld wichtiger Notenbankentscheidungen oft eine abwartende Haltung ein. Allerdings kam es hier durch die Aussagen Mario Draghis jüngst nicht zu stark steigenden Notierungen, sondern verständlicherweise zu einem deutlichen Einbruch. Schließlich schwächt eine Ausweitung der geldpolitischen Lockerung eine Währung, das ist auch das (allerdings nicht offizielle) Ziel. Nachdem der Euro zum wiederholten Mal an der Marke von 1,15 US-Dollar scheiterte, musste die Einheitswährung in den folgenden Tagen Federn lassen. Erst im Bereich von 1,10 US-Dollar fand sie eine Unterstützung. Dort steht zudem auch der seit März gültige Aufwärtstrend zur Disposition.
Übergeordnet betrachtet muss im Falle eines Trendbruchs die gesamte Erholung der vergangenen Monate als klassische Korrekturflagge interpretiert werden. Sollte die Fed morgen den Leitzins anheben, wovon allerdings die wenigsten Experten ausgehen, dann dürfte sich dieses Szenario mit weiter fallenden Euro-Notierungen manifestieren. Die Anleger müssten dann ein Wiedersehen mit den Tiefpunkten vom Mai und Juli bei gut 1,08 US-Dollar einkalkulieren. Unterhalb dieses Levels rückt bereits wieder das Mehrjahrestief vom März bei knapp 1,05 US-Dollar auf die Agenda.
Folgt die US-Notenbank aber der Markterwartung oder verschiebt sie die Zinsanhebung nach hinten, dann könnte sich der Euro auf dem Niveau der Aufwärtstrendlinien bzw. innerhalb seiner (im Chart gelben) Seitwärtsrange stabilisieren und sogar wieder zu ihrem oberen Ende tendieren.
Gegenüber dem Yen könnte der Euro zurück zur Stärke finden
Auch im Vergleich zum japanischen Yen verlor der Euro durch die jüngste EZB-Sitzung an Boden. Diesen könnte er aber in den kommenden Tagen schon wieder gutmachen, denn neben der geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank wird sich auch die japanische Notenbank (BoJ) in der laufenden Woche zu ihrem geldpolitischen Kurs äußern. Und während man von der Fed noch Zurückhaltung erwartet, geht man bei der BoJ am Freitag von einer Ausweitung ihres Wertpapierkaufprogramms aus, was den Euro zum Yen stärken sollte.
Während im EUR/USD-Wechselkurs eine bearishe Flagge droht, hat die Konsolidierung im EUR/JPY-Währungspaar einen bullishen Charakter.
Fazit
Die Aussichten für den Euro zum US-Dollar sind nach der EZB-Sitzung getrübt. Eine Verschiebung der Fed-Zinserhöhung würde aber wieder für Entspannung sorgen. Ansonsten wären ein Trendbruch und damit weitere Kursverluste zu erwarten. Zum Yen wird die Gemeinschaftswährung die jüngsten Verluste wieder aufholen, wenn die Bank of Japan (BoJ) ab Freitag noch expansiver auftritt. In diesem Fall dürfte auch der DAX weiter steigen, natürlich nur, wenn auch die US-Notenbank sich entsprechend der Markterwartung verhält.
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens
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