Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
der fulminante Börsenstart des chinesischen Onlinehändlers Alibaba an der New Yorker Börse nahm mit einem Aufschlag von 38 % am ersten Handelstag beinahe märchenhafte Züge an. Das erinnert natürlichen an die berühmt-berüchtigten Zeiten des Neuen Markts, als Derartiges bei Börsengängen gang und gäbe war. Befinden wir also schon wieder in einer ähnlichen Blase?
Alibaba und die Übertreibung
Geht es nach einigen besorgten Stimmen in einschlägigen Börsenkommentaren, dann ist Alibabas Börsengang bereits ein gewichtiges Anzeichen dafür. Aber wie Jochen Steffens bereits in der Vorwoche betonte: Ein einzelner, wenn auch großer Börsengang allein ist noch lange kein ausreichendes Indiz. Aber vielleicht gibt es ja signifikante Parallelen in der Vergangenheit?
Schauen wir uns dazu die größten Börsengänge (IPOs – Initial Public Offering = öffentliches Erstangebot) weltweit im Kontext der Kursverläufe an:
Quellen: MSCI Barra, Bloomberg, Renaissance Capital
Der Einfachheit halber habe ich als Kursreferenz den MSCI-Welt-Index genommen – schließlich geht es hier um einen globalen Vergleich. Die roten Punkte markieren die zu ihrer Zeit jeweils größten IPOs („Mega-IPOs“) weltweit, die andersfarbigen Punkte die größten IPOs an den jeweiligen Börsen (siehe Legende im Chart).
Mega-IPOs von Tokio bis New York
Zumindest aus globaler Sicht ist damit der weltweit größte Börsengang von Alibaba (ca. 25 Mrd. Dollar) unverdächtig. Denn in dem verfügbaren Zeitrahmen seit 1986 lagen die weltweit größten IPOs (rote Punkte) deutlich vor markanten Hochs der Aktienmärkte. Aus diesem Blickwinkel könnten die Märkte noch ein, zwei Jahre bis zu einem möglichen Hoch steigen.
Aber Alibaba debütierte ja an der New Yorker NYSE. Und von den dortigen drei größten IPOs seit 1997 (blaue Punkte) lagen immerhin zwei kurz vor den beiden jüngsten Crashs 2001-2003 bzw. 2008/2009: AT & T Wireless im April 2000 und VISA im März 2008.
Auch in London (gelbe Punkte) hatten die Unternehmen ein gewisses Händchen dafür, ihre Aktien zumindest kurz vor deutlicheren Korrekturen zu platzieren – zuletzt der Rohstoffkonzern Glencore im Mai 2011.
Aber Alibaba kommt ja aus China. Und die chinesischen Unternehmen schafften bisher (zumindest an der Hongkonger Börse, siehe grüne Punkte) kein so gutes Timing: Die IPOs 2005/2006 lagen doch recht deutlich vor dem nächsten Hoch und die Agricultural Bank (AgBank) of China bot ihre Aktien im Juli 2010 sogar ausgerechnet in der ersten stärkeren Konsolidierung nach dem Tief 2009 an.
Warum viele IPOs in Übertreibungen erfolgen
Fazit: Die Größe eines Börsengangs ist kein ausreichendes Kriterium für eine Übertreibung. Und auch aus statistischer Sicht wäre eine gegenteilige Behauptung gewagt. Denn trotz des langen Zeitraums von fast 30 Jahren haben wir nur zwei echte Bärenmärkte und ein Dutzend IPOs als Datenbasis. Für belastbare Schlussfolgerungen ist das viel zu wenig.
Warum erscheint es uns aber dennoch logisch, dass zwischen IPOs und einer Übertreibung am Aktienmarkt ein Zusammenhang besteht? Weil es natürlich im Interesse der (alten) Firmeninhaber ist, ihr Unternehmen zu einer Zeit an den Aktienmarkt zu bringen, wenn die Kurse „hoch“ sind, die also möglichst viel Geld einbringen.
Und das machen sie insbesondere dann besonders gerne, wenn sie erkennen, dass der Preis, den sie erzielen können, deutlich höher ist, als das Unternehmen jetzt und vielleicht auch in den kommenden Jahren wert ist. Warum dann noch mit dem Verkauf warten?
Es ist genau andersherum!
Nach dieser Überlegung ist es genau andersherum: Erst kommt eine Übertreibung, dann folgen die IPOs. Denn nicht nur die Erkenntnis, ein Schnäppchen zu machen, braucht Zeit – auch die Vorbereitung eines Börsengangs: Alibabas Debüt in New York war bereits seit einem Jahr geplant. Davor versuchte das Unternehmen einen IPO in Hongkong, der aber nicht zustande kam.
Erst wenn der letzte Mahner verstummt…
Und damit kommen wir zur Ausgangsfrage zurück: Eine allgemeine Übertreibung lässt sich derzeit noch lange nicht konstatieren, auch wenn abseits des Alibaba-IPOs auch andere Daten zeigen, dass der Markt für Unternehmenstransaktionen tatsächlich bereits spürbar Fahrt aufnimmt. (In der Stockstreet Investment Strategie hatte ich unsere Leser bereits Ende Mai darauf hingewiesen.) Und auch, dass es immer noch genug warnende Stimmen gibt, ist ein Zeichen dafür, dass wir von einer Übertreibung noch ein gutes Stück entfernt sind. Denn erst dann verstummt der letzte Mahner…
Die Rally könnte also – wie auch der obige Chart andeutet – durchaus noch eine ganze Weile weitergehen. Und es lassen sich sogar noch neue Trends ausmachen, die momentan starten. Nutzen Sie also die Zeit und die sich ergebenden Gelegenheiten!
Eine erfolgreiche Woche wünscht Ihnen
Ihr Torsten Ewert
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