Obwohl sich die Krise in der Ukraine wieder etwas zugespitzt hat und die EU die Sanktionen gegen Russland noch verschärfen will, zeigt sich der DAX heute positiv gestimmt. Das kann unter anderem auch mit dem Euro zusammenhängen, der nach der verbalen Intervention des EZB-Chefs Mario Draghi bei der Pressekonferenz zur EZB-Zinssitzung doch deutlicher zurückgekommen ist und seinen Ausbruch über den Aufwärtstrend (siehe Steffens Daily vom 07.05.2014) wieder negierte. Die 1,40-Dollar-Marke bleibt damit ein bisher unüberwindliches Hindernis.
Man erkennt, dass der Euro wieder unter die rote Abwärtstrendlinie gefallen ist. Damit ist der „nachhaltige Ausbruch“, von dem ich in der vergangenen Woche geschrieben hatte, erst einmal wieder hinfällig. Aber das ist eine gute Gelegenheit, um mit einer Börsenfabel aufzuräumen.
Trends sind schick, der Trendbruch nicht
Als Anfänger in der Charttechnik wendet man sich logischerweise zunächst den Trends zu. Trends sind simpel zu erkennen und entsprechend einfach einzuzeichnen. Zudem ist es gerade für Anfänger sehr verblüffend, wie genau sich die Kurse an die dann eingezeichneten Trendlinien halten.
Umso logischer muss es doch sein, dass der Bruch einer Trendlinie ein entscheidendes und wichtiges Signal darstellt – so die Theorie. Aber nur die Tatsache, dass sich die Kurse oft an Trendlinie halten, bedeutet im Umkehrschluss eben nicht, dass der Trendbruch ein gutes Signal ist. Tatsächlich liegt diesen Trendbrüchen eine eher niedrige Wahrscheinlichkeit zugrunde, ganz besonders, wenn sie auch noch gegen die vorherrschende Trendrichtung geschehen.
Wir halten uns hier in Bereichen von geschätzt 55 zu 45 Prozent auf. Das heißt, von 100 Fällen eines Trendbruchs entwickeln sich 45 Fälle zu einem Fehlsignal. (Ich schreibe „geschätzt“, weil ich noch nichts zu den Kurszielen gesagt habe und es auch qualitativ gute und schlechte Trendbrüche gibt, aber das würde jetzt zu weit vom eigentlichen Thema wegführen). Vergleichen Sie diese Quote aber mit der einer regelkonformen Schulter-Kopf-Schulterformation, der eine Eintrittswahrscheinlichkeit auf ihr Kursziel von 90 Prozent zugrunde liegt.
Lohnen sich Trendbrüche?
Die Frage ist, ob man solche Trendbrüche also überhaupt traden soll. Klar, das kann man machen, aber dann bedarf es einem strikten Geld-Management. Sie müssen das Verhältnis zwischen möglichem Gewinn und Stopp so wählen, dass Sie bei den 50 bis 55 von 100 Fällen, in denen der Trendbruch funktioniert, deutlich mehr Geld erwirtschaften, als Sie bei den 45-50 Prozent Fehlsignalen verlieren.
Das ist aber gerade für Anfänger schwer. Erst einmal müsste er sehr konsequent sein und dann auch noch die mentale Stärke haben, längere Verlustphase durchzuhalten. Denn was ist, wenn der Anleger 10 oder 20 Mal hintereinander falsch liegt? Und das liegt durchaus im Rahmen der normalen Wahrscheinlichkeit. Wird er dann stoisch weitersetzen oder wird er aufgeben und sich ein neues System suchen? Sie und ich wissen, was geschieht: Die meisten werden frustriert aufgeben und die Charttechnik fortan als „sinnloses Strichezeichnen“ betiteln.
Das Paradebeispiel
Und weil es sein kann, dass einige Leser diese geschätzte Wahrscheinlichkeit als zu niedrig empfinden, zum Abschluss noch ein prominentes Beispiel:
Sie sehen hier den DAX von 2003 bis 2009 und erkennen einen großen abgeschlossen Aufwärtstrend. In dem Chart sind alle „wichtigen“ Aufwärtstrendlinien eingezeichnet, die im Laufe dieses übergeordneten Aufwärtstrends gebrochen wurden: sieben an der Zahl. Und dann verlief auch der eigentliche Bruch der letzten (grünen) Linie noch untypisch. Man hätte also sieben bis neun Mal verloren, wenn man immer auf den Trendbruch gesetzt hätte und nur einmal gewonnen. Bei engen Stopps hätte sich sogar das lohnen können, wenn man sich den folgenden Einbruch ansieht. Aber wer hält das über so viele Jahre schon konsequent durch?
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens
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