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Fed-Protokoll und Ratlosigkeit bei den Aktienmarkt-Prognosen
Hinweis: Morgen erscheint kein Steffens Daily. Den nächsten Steffens-Daily erhalten Sie somit am Montag, den 24.02.2014.
Ich verrate Ihnen etwas: Egal mit wem aus der Börsenszene ich zurzeit rede oder telefoniere, alles sagen das Gleiche: Sie wissen nicht, wo der DAX nun hin will.
Ich weiß, dieses Wissen nützt Ihnen auf den ersten Blick nicht viel, aber es lässt interessante Rückschlüsse für Sie zu. Man kann an den Börsen zwei Phasen unterscheiden: Phasen, in denen man aktiv werden muss, und Phasen, in denen man passiv bleiben sollte. Wenn Sie jetzt dazu gerne eine bedeutungsschwangere Börsen-Weisheit hätten, müsste sie in Anlehnung an das Gelassenheitsgebet ungefähr so lauten:
Oh Börsengott, gib mir die Gelassenheit, nichts zu tun, wenn die Chancen niedrig sind,
den Mut, zu kaufen, wenn die Chancen gut stehen,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Dummerweise funktioniert diese Weisheit bei den meisten Klein-Anlegern nicht im Ansatz. Wenn die Chancen gut stehen, zum Beispiel nach stark fallenden Kursen, sind sie verunsichert, wenn die Risiken überwiegen, zum Beispiel nach einer starken Rally, wollen Sie unbedingt einsteigen.
Die verzweifelte Suche nach eindeutigen Hinweisen
Aber kommen wir zurück zu den ratlosen Profis. Diese suchen nämlich zurzeit verzweifelt nach Anhaltspunkten. Waren es beim ersten Einbruch in diesem Jahr die Probleme der Schwellenländer, so musste der „Yellen-Effekt“ für den Anstieg herhalten. Und jetzt, nachdem das Fed-Protokoll veröffentlicht wurde, ist es angeblich die Fed wiederum, die für den Kursrückgang verantwortlich sein soll. Das Protokoll würde belegen, dass die Hoffnung, die Fed könnte aufgrund der Probleme durch die extremen Wetterbedingungen in den USA die angekündigte Straffung etwas aufweichen, falsch war.
Hört, hört, möchte man da rufen. Aber im Ernst: Diese Interpretationsversuche sind ja fast noch schlimmer als zu Zeiten von Alan Greenspan. Damals haben doch tatsächlich einige Analysten die Dicke seiner Arbeitsmappe als Hinweis auf Zinsveränderungen interpretiert.
Überhitzung wird abgebaut – das ist vornehmlich erst einmal alles
Lassen Sie sich nicht beirren oder irritieren. Wie ich hier bereits Wochen vor dem Einbruch geschrieben habe, ist der Markt einfach überhitzt gewesen. Und diese Überhitzung muss abgebaut werden. Punkt! Es ist zudem gut, dass dies geschieht.
Die Gründe jedoch, die aktuell vorgeschoben werden, haben sicherlich alle einen Anteil an den Kursbewegungen – aber es gibt immer für beide Seiten gute Gründe...
Steigen die Kurse, ist es der Yellen-Effekt, der aber, wie hier bereits geschrieben, keinen Sinn macht. Fallen die Kurse, sollen es enttäuschte Anleger sein, die aufgrund irgendwelcher spleenigen Ideen gehofft haben sollen, dass die Fed ihren klar definierten Fahrplan für das schrittweise Zurückfahren der extrem lockeren Geldpolitik verlassen könnte. Das ist genauso unsinnig. Wenn die Kurse bald wieder steigen, wird sich auch dafür wiederum ein Grund finden lassen.
Was tatsächlich wichtig ist
Wichtiger ist da schon, wie sich die US-Wirtschaft und auch die globale Wirtschaft in den kommenden Jahren entwickelt. Und hier ist eine Aussage des Internationalen Währungsfonds von größerer Bedeutung. Demnach könnten aufgrund der Probleme der Schwellenländer die Aussichten für das globale Wirtschaftswachstum sinken. Und erst wenn sich diese Prognose auch in den weiteren Daten abzeichnet, wird sich hieraus eine Belastung für die Aktienmärkte ergeben. Aber auch diese sollte nur von kurzer Dauer sein - es sei denn, die Lage eskaliert dramatisch.
Wirklich kritisch wird es aber erst, wenn folgendes geschieht:
Wirklich kritisch wird es für die Märkte nur dann, wenn die Leitzinsen tatsächlich wieder ansteigen. Hier ist es schwer, das Niveau zu bestimmen. Früher war es ein Niveau von ca. vier Prozent. Zurzeit könnte schon ein Niveau von drei Prozent die Märkte abwürgen. Aber dieses Niveau muss auch erst einmal erreicht werden, denn nur dann werden Anleger Kapital aus den Aktienmärkten abziehen und in die Anleihemärkte transferieren, sofern dort höhere Renditen zu erwarten sind.
Es gibt aber noch eine zweite Gefahr für die Märke: Wenn sich in den USA eine manifeste Deflation abzeichnet, wird das die Aktienmärkte längerfristig in eine Seitwärtsbewegung zwingen.
Das sind die eigentlichen Gefahren. Der ganze andere Unsinn, ob das eine Überinterpretationen der Fed-Aussagen ist oder ein nicht existenter „Yellen Effekt“, ist nichts weiter als das Wellenkräuseln bei schönem Wetter im großen Ozean der Börsen. Da müssen schon härtere Fakten auf die Märkte treffen, um nachhaltigere Kursreaktionen zu erzeugen.
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens
www.stockstreet.de
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US-Konjunkturdaten
Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind um 3.000 auf 336.000 Anträge zurückgegangen. Analysten hatten mit einem Rückgang auf 335.000 gerechnet. Der Wert für den gleitenden Vierwochendurchschnitt stieg gegenüber der Vorwoche auf 338.500 von 336.750.
Im Prinzip hat sich hier nicht viel verändert, der Wert liegt leicht unter den Erwartungen.
Die US-Verbraucherpreise sind im Januar mit 0,1 Prozent nur leicht gestiegen. Die Veröffentlichtung lag dabei in den Erwartungen. Die um Energie und Nahrungsmittel bereinigte Kernrate stieg ebenfalls um 0,1 Prozent. Hier hatten Analysten einen etwas stärkeren Anstieg von 0,2 Prozent erwartet.
Im Jahresvergleich stiegen die Verbraucherpreise und die Kernrate um 1,6 Prozent. Das ist der stärkste Anstieg seit Juli 2013. Dieser liegt aber immer noch unter dem angestrebten Zielbereich der US-Notenbank von rund 2 Prozent.
Der Phily-Fed-Index sank auf minus 6,3 Punkte. Analysten hatten dagegen mit einem deutlich höheren Wert von plus 7,4 gerechnet, nach 9,4 Punkte zuvor. Hier wirkten sich eindeutig die extremen Wetterbedingungen aus, denn der Ausblick hat sich verbessert.
Trotzdem reagierte der Markt, die Kurse stiegen. Hier gilt wieder, dass die Konjunkturdaten-Trader bei schlechten Daten darauf setzten, dass die Fed ihre Straffung der Geldpolitik bei schlechten wirtschaftlichen Bedingungen langsamer ablaufen lassen wird.