Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
Im September testete ich einen kostenlosen Newsletter. Da er mir nicht zusagte, kündigte ich Anfang Oktober per E-Mail mit einer kurzen Begründung. Eine Antwort darauf war nicht notwendig, wäre aber nett gewesen. Es kam aber keine. Nun ja. Umso überraschte war ich daher natürlich, als am vergangenen Freitag, also nach fast zwei Monaten, plötzlich doch noch eine Reaktion eintrudelte.
Eine E-Mail verschwindet...
„Lieber Herr Ewert“, stand da sinngemäß, „Ihre E-Mail haben wir erst jetzt erhalten, weil sie wegen technischer Probleme bei Umstellungen an unserem Serversystem leider verschwunden und erst jetzt wieder aufgetaucht ist.“ Dann folgte die erwartete nichtssagende Nettigkeit. So weit, so gut.
Dieses eher harmlose Beispiel des Verschwindens einer ziemlich unbedeutenden E-Mail zeigt aber, wie verwundbar unsere hochgelobte Technik (immer noch!) ist. Ich nehme einfach mal an, dass bei diesem Vorfall nicht nur meine E-Mail betroffen war, sondern auch andere. Eventuell gab es auch weitere zeitweilige Ausfälle. Und falls dabei nicht nur – eventuell wichtigere – E-Mails, sondern auch für das Unternehmen wirklich sensible Daten betroffen waren, kann es schnell kritisch werden.
Aber das ist ja nur ein Einzelfall! Wir alle haben jedoch genug leidvolle Erfahrungen, dass technische Ausfälle, vor allem der Computertechnik, durchaus „an der Tagesordnung“ sind. Jedem von uns ist schon mindestens einmal der PC abgestürzt (Softwarefehler) oder ausgefallen (Hardwarefehler). Von sonstigen fehlerhaften Geräten mal ganz abgesehen.
Wenn an den Börsen nichts mehr geht
Auch das sind immer noch zwar ärgerliche, aber überschaubare Fälle technischen Versagens. Als Börsianer wissen wir aber, dass Computerpannen oder fehlerhafte Software bzw. Algorithmen sehr unangenehme Folgen haben können. Sie erinnern sich sicherlich an den sogenannten Flash Crash am 6. Mai 2010, als innerhalb weniger Minuten die US-Aktienmärkte einbrachen, sich aber fast ebenso schnell wieder erholten. Zwischendurch verloren allerdings einige Aktien bis zu 99 % ihres Wertes.
Auch der (länger andauernde) Aktiencrash 1987 soll von Computern ausgelöst worden sein (lawinenartige Zunahme automatischer Stop-Loss-Aufträge). Und selbst in neuester Zeit gibt es immer wieder ähnliche Vorfälle. So verpatzte die NASDAQ im Mai 2012 den Facebook-Börsengang, weil dieser wegen technischer Probleme um 30 Minuten verschoben werden musste. Wenige Monate später, im Oktober 2012, traf es die Aktie von Kraft Foods, die unerwartet in die Höhe schoss, weil eine größere Verkaufsorder wegen eines fehlerhaften Algorithmus aus dem Ruder lief. Im August dieses Jahres fiel an der NASDAQ der Handel wegen Computerproblemen sogar für ganze drei Stunden aus.
Anderen Börsen geht kaum besser: Anfang September 2013 traf es die Eurex, bereits 2012 die Börsen in Madrid und Tokio. Selbst die Crème de la Crème der Finanzwelt ist vor solchen „Pannen“ nicht gefeit. Goldman Sachs verlor durch fälschlicherweise verschickte Orders auf Aktienoptionen angeblich 100 Millionen US-Dollar, den US-Aktienhändler Knight Capital brachte 2012 ein ähnlicher Vorfall sogar an den Rand der Insolvenz.
Es verschlägt einem den Atem
Und das sind nur Beispiele aus dem Finanzsektor. Dieser ist – im Gegensatz zu anderen, eher unterfinanzierten Bereichen, wie dem Verkehr, dem Gesundheitswesen oder der Energieversorgung – vergleichsweise gut mit Geld ausgestattet. Kein Wunder also, dass es auch auf derart lebenswichtigen Gebieten schon mehrere Pannen gab, die sicherlich ebenfalls nur die Spitze eines möglichen Eisbergs sind. Beim Nachdenken über die Folgen verschlägt es einem den Atem...
Nun ist sicherlich unsere Abhängigkeit von dieser und jener Technik so weit fortgeschritten, dass wir auf sie nicht verzichten können und wollen, ohne zu viel in Frage zu stellen. Darum geht es also nicht. Aber gelegentlich sollten wir Hinweise, wie diesen unbedeutenden Vorfall meiner verschwundenen E-Mail, zum Anlass nehmen, um uns diese Problematik wieder bewusst zu machen. Nicht, um in Angst und Schrecken zu verfallen, sondern um zu prüfen, wo wir eventuell unnötig große Risiken eingehen. (Wann haben Sie zum Beispiel zuletzt eine Datensicherung gemacht, wichtige Passwörter gewechselt oder Ihr Virenprogramm auf den neuesten Stand gebracht?)
Technikfreie Übertreibungssignale
Das gilt erst recht für die Börse. Momentan scheinen die steigenden Kurse die Anleger einzuschläfern. Wie in der Alltagstechnik werden die Risiken verdrängt. Der Fortschritt (der Kurse) lullt uns alle ein. Und an den Börsen beginnt die anhaltende Rally, auch die hartgesottenen Bären weichzukochen. Dass zeigt ein anderer Newsletter, den ich am Wochenende las.
Der Autor bejubelte das „Allzeithoch Nummer 23“ im DAX seit Anfang September und sieht die Kurse „wie an einer Schnur gezogen in Richtung 10.000“ Punkte marschieren. Allein letzteres ist eigentlich schon als Warnsignal ausreichend. Noch hellhöriger sollten Sie werden, wenn ich Ihnen sage, dass derselbe Autor in den Wochen zuvor immer wieder stramm auf fallende Kurse setzte, natürlich jedes Mal mit Verlusten.
Ein Bär, der abtrünnig wird und jubelnd auf die Bullenkoppel wechselt – da brauchen Sie keine ausfallgefährdete Technik mehr, die für Sie die Alarmglocken läutet. Der gesunde Menschenverstand reicht...
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
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