Hinweis: Der nächste Steffens Daily erscheint erst wieder am Montag, den 08.07.2013
Vielleicht erinnern Sie sich, ich hatte am 20. Juni behauptet, dass der Markt Ben Bernanke falsch verstanden hat (siehe Steffens Daily vom 20.Juni.2013 ../de/stockstreet-news/steffens-daily-newsletter/11106685-Der-Markt-hat-Bernanke-nicht-richtig-verstanden). Der Markt reagierte mit deutlich fallenden Kursen auf die Ankündigung der Fed, dass die Anleihekäufe auslaufen könnten.
Der wichtige Aspekt in der oben genannten Ausgabe des Steffens Daily war: Ben Bernanke ist der Auffassung, dass für die Intensität der geldpolitische Lockerung nicht das Ausmaß der Anleihekäufe entscheidend sei, sondern der Bestand der Anleihen in der Fed-Bilanz. Denn nur dieser Bestand entscheidet darüber, wie stark das Angebot an Anleihen am Markt verknappt sei, so dass die langfristigen Zinsen niedrig bleiben und die Anleger andere Anlageklassen bevorzugen, wie zum Beispiel Aktien.
Kurz: Die Reduzierung der Anleihekäufe an sich beeinträchtigt die extrem expansive Geldpolitikunwesentlich. Das – so die Einschätzung von Ben Bernanke – wäre erst dann der Fall, wenn die Bilanz der Fed wieder in den Normalbereich zurückkehren würde. Soweit die Ausgangslage.
Die wichtigen Aussagen von Ben Bernanke
Heute reagierte der Markt positiv auf neue Äußerungen von Ben Bernanke. Dabei ging es aber nicht um das Sitzungsprotokoll der vergangenen Fed-Sitzung oder seine gestrige Rede auf einer Konferenz, sondern um Aussagen, die er danach in einer Frage- und Antwort-Runde gemacht hat.
Doch diese Aussagen spiegeln eigentlich nur genau das wider, was die Fed schon die ganze Zeit veröffentlicht und was sich auch schon in den Erklärungen vom 19. Juni wiederfindet. Bernanke hat es lediglich nur noch einmal deutlicher und vielleicht vereinfacht ausgedrückt:
Just because the Fed may begin tapering soon, interest rates will still be pinned at current ultra-low levels for a long time
Obwohl die Fed demnächst mit der Auslaufen (ihrer Anleihekäufe) beginnen könnte, werden die Zinsen noch für längere Zeit auf ihren extrem niedrigen Niveaus bleiben
Und:
"Highly accommodative monetary policy for the foreseeable future is what’s needed in the U.S. economy."
Eine sehr expansive Geldpolitik für absehbare Zeit ist das, was die US-Wirtschaft braucht.
Das ist tatsächlich alles. Es entspricht exakt dem, was die Fed schon am 19. Juni gesagt hat, nur in einfacheren Worten.
Warum stieg dann also der Markt nach diesen Aussagen?
Eine gewagte These
Lassen wir einmal den Faktor außen vor, dass Anleger dazu neigen, hysterisch und zuweilen planlos auf alles zu reagieren, was als Nachrichten über die Ticker kommt. Vielleicht spielt ein ganz anderer Aspekt eine viel wichtigere Rolle. Die Idee dazu kam mir im Zusammenhang mit Meldungen, dass mittlerweile gerade in den USA ein Großteil des Handelsvolumens von Computer generiert wird (hier werden Zahlen von 70 Prozent und höher genannt).
Viele dieser Computer scannen bestimmte Nachrichtenkanäle nach bestimmten Wörtern oder sogar komplexen Sinnzusammenhängen, um automatisiert und damit entsprechend schnell Käufe oder Verkäufe zu tätigen. Ich könnte mir also folgendes Szenario vorstellen: Im Anschluss an den regulären Handel agierten die Computer. Sie fanden in den US-Nachrichten und Blogs die Sätze: „[…] interest rates will still be pinned at current ultra-low levels for a long time.” und " Highly accommodative monetary policy for the foreseeable future is what’s needed in the U.S. economy."
Ein Zirkelschluss
Beide wurden als äußerst bullishe Aussagen interpretiert, und schon wurden erste Käufe in den Markt gegeben – automatisiert. Das führte im ruhigen nachbörslichen US-Future-Handel zu deutlich steigenden Kursen. Diese Reaktion wurde natürlich von den Markteilnehmern, Analysten und Redakteuren wahrgenommen. Diese suchten daraufhin nach einem Grund für diesen Anstieg. Und obwohl sie wussten, dass es nichts Neues war, musste der Anstieg ja eine Bedeutung haben. Und da fanden sich eben nur diese Aussagen. Quasi ein Zirkelschluss.
Auffällig ist, dass in den Medien heute eine tiefere Interpretation oder Auseinandersetzung im Zusammenhang mit diesen Aussagen nicht stattfand. Sie wurden überwiegend einfach so weitergegeben.
Aber so funktioniert die Börse, so funktionieren die Medien – Gerüchte, schnelle Begründungen, das wollen die Medien und das macht offensichtlich die Kurse. Wenn Sie Erfolg haben wollen, müssen Sie hingegen selber recherchieren und sich eigene Gedanken machen. Nur so können Sie die Masse schlagen – logischerweise.
Kein Automatismus
Das einzige „Neue“, auf das aber die Medien in Folge dieser Aussagen (größtenteils) überhaupt nicht eingegangen sind, war die Aussage von Ben Bernanke, dass die Arbeitsmarktdaten, ein wichtiger Indikator für die künftige Entwicklung der Geldpolitik der Fed, möglicherweise die wirkliche Schwäche des US-Arbeitsmarktes nicht richtig darstellt (hört, hört) und dass das Erreichen der Grenze einer Arbeitslosequote von 6,5 % (somit) kein Automatismus für Zinserhöhungen sei. Die Fed könne die Zinsen auch noch für eine Weile nahe Null halten, wenn die Wirtschaft dieses Ziel erreicht hat, so Bernanke.
US-Arbeitslosenquote unter Vorbehalt
Sie erinnern sich vielleicht, ich hatte im Zusammenhang mit der offiziellen Arbeitslosenquote geschrieben, dass ich nichts von diesem Wert halte und fand es befremdlich, dass wir uns nun doch mit dieser die Realität kaum darstellenden Quote beschäftigen müssen. Dass nun Ben Bernanke diese Meinung, wenngleich nur vorsichtig bestätigt, beruhigt mich. Die 6,5%-Marke ist damit nicht in Stein gemeißelt. Die Aussagen der Fed müssen demnach wie folgt interpretiert werden: Nur dann, wenn eine wirklich nachhaltige Erholung des US-Arbeitsmarktes erreicht wird, werden Zinserhöhungen folgen. Also doch wieder alles beim Alten - sehr gut.
Und noch ein Hinweis: Die Bernankes Rede auf der Konferenz zum 100jährigen Fed-Jubiläum in diesem Jahr ist übrigens ganz interessant. Ein Abriss der vergangenen 100 Jahre Fed-Politik und deren Krisen aus offizieller Sicht. Sie finden Sie im Original unter:
http://www.federalreserve.gov/newsevents/speech/bernanke20130710a.htm
Gold reagiert heftig
Nicht nur die Märkte reagierten, sondern auch der Dollar. Er gab deutlich nach. Dementsprechend reagierte auch Gold. Dabei wurden wichtige Signale generiert:
Zunächst einmal ist Gold aus dem unteren Rechteck (ca. 990-1260 Punkte) wieder nach oben, in das nächst höhere Rechteck vorgedrungen. Wie ich schon öfters geschrieben habe, kann ein nur kurzes Eintauchen in ein Rechteck ein Zeichen dafür sein, dass ein Tief (oder Hoch) ausgebildet wurde.
Ein Island-Reversal
In diesem Chart etwas schwieriger zu erkennen ist, dass es sich dabei um ein Island-Reversal handelt. Aus diesem Grund nun den Goldchart ohne die Target-Trend-Methoden Linien und vergrößert:
Sie erkennen zwei Gaps (Kurslücken / blaue Rechtecke). So entsteht eine Kursinsel (Island), die von dem restlichen Kursverlauf eben durch diese Kurslücken getrennt ist. Das ist das typische Island-Reversal. Das Kursziel eines Island-Reversals liegt bei dem Beginn der Minor-Bewegung, die zu dem ersten Gap hingeführt hat. Diese letzte Bewegung vor der Insel beginnt bei etwas über 1.360 Dollar. Da dies auch gleichzeitig ein wichtiger Widerstand ist, können wir also davon ausgehen, dass dieses Niveau anvisiert wird.
Ein Island-Reversal hat eine Eintrittswahrscheinlichkeit von etwas mehr als 70 Prozent. Das bedeutet aber auch, dass in drei von zehn Fällen das Kursziel nicht erreicht wird! Das nur als Hinweis.
Ich glaube zwar nach wie vor, dass wir die 1.000-Dollar-Marke noch sehen werden. Im Moment sind die Chancen dafür aber leicht gesunken. Zumindest wird dies der Wahrscheinlichkeit folgend nun nicht mehr so schnell geschehen.
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens
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