Sie wissen, ich bin der Auffassung, dass die Börsenkurse Nachrichten machen und nicht umgekehrt. Allerdings ist einfach, etwas zu behaupten, hingegen sehr schwer, die Wahrheit zu finden. Und doch ist diese für uns alle sehr wichtig. Denn an der Frage, ob Kurse Nachrichten machen oder Nachrichten Kurse verursachen, entscheidet sich die Grundlage aller Spekulation.
Wie so oft, wenn man sich mit dem Abgleich von Extremen beschäftigt, liegt die Wahrheit wahrscheinlich irgendwo in der Mitte. Das folgende Beispiel wird diese zumindest andeutungsweise belegen.
Europäischer Einkaufsmanagerindex steigt
Der von Markt berechnete Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes für Europa ist im April in der zweiten Veröffentlichung von zuvor 46,7 auf nun 48,3 Punkte gestiegen. Zwar liegt er damit immer noch unterhalb der 50-Punkte-Marke und weist damit auf eine Kontraktion hin, aber die Verbesserung fällt deutlich stärker aus als die von Analysten erwarteten 47,8 Punkte.
Nicht zu früh zu viel interpretieren
Einige Beobachter sehen darin Hinweise, dass die Strukturreformen in Europa Wirkung erzielen. Aber wir wollen nicht vorgreifen: Eine solche Aussage wäre erst möglich, wenn in den kommenden Monaten die 50er Marke nachhaltig überwunden wird. Das gleiche gilt für die Interpretation, dass nach diesen Zahlen die europäische Wirtschaft zum Ende des Jahres wieder aus der Rezession herausfinden könnte.
Anzeichen für eine Erholung in Südeuropa
Interessanter ist, dass dieses Mal nicht allein die starken Länder der Euro-Zone für diesen Anstieg verantwortlich sind, sondern dass es gerade auch die südlichen Staaten sind, bei denen es nennenswerte Verbesserungen gab. So stieg der Einkaufsmanagerindex in Spanien von zuvor 44,7 auf jetzt 48,1 Punkte. Das ist der höchste Stand seit zwei Jahren. Auch der Index Italiens legte von zuvor 45,5 auf nunmehr 47,3 Punkte zu. Hier hatten Analysten lediglich mit Werten um 46,1 Punkten gerechnet. Und selbst in Griechenland stieg der Einkaufsmanagerindex mit 45,3 Punkte ebenfalls auf ein Zweijahreshoch.
Warum die Kurse gestiegen sind
Wenn Sie sich also im Jahr 2012 gefragt haben, warum ich hier im Steffens Daily optimistisch geblieben bin und warum die Kurse der Aktienindizes trotz tiefer Krise gestiegen sind, haben Sie hier eine der (vielen) Antworten.
Aktienkurse nehmen Entwicklungen vorweg
Die Aktienkurse nehmen schließlich Entwicklungen vorweg. Schließlich ist das die Aufgabe eines Spekulanten. Er spekuliert niemals auf die Gegenwart, sondern auf eine mögliche Zukunft. Also müssen die Kurse logischerweise den Entwicklungen vorweglaufen. Die starken Hände, also die institutionellen Anleger, verfügen zumeist über große Research-Abteilungen, die bereits sehr früh erste Hinweise auf eine Verbesserung der Lage herausarbeiten. So gesehen machen Nachrichten Kurse.
Das ist auch der Grund, warum die Institutionellen mit ihren (internen) Prognosen häufig richtig liegen. Und so ist die Börse eben ein guter Vorlaufindikator für die Wirtschaft.
Steigende Kurse verbessern die Stimmung
Aber das ist nur die eine Wahrheit. Es gibt noch eine andere: Wenn die Kurse der Unternehmen an den Börsen steigen, werden auch die Unternehmensentscheider besser und zuversichtlicher „gestimmt“ sein. Sie werden eher dazu bereit sein, Risiken einzugehen, sprich Investitionen zu tätigen, Arbeiter anzustellen, etc. Und so können steigende Kurse dazu führen, dass die Wirtschaft anspringt.
Das ist aber nicht einmal der Haupteffekt. Wenn die Kurse steigen, werden zunächst die Medien, die der Börse und Wirtschaft nahe stehen, optimistischere Artikel veröffentlichen. Dies fliest dann irgendwann in die Berichterstattung der Massenmedien ein. Und wenn die Stimmung in einem Land insgesamt besser wird, neigen auch die Menschen dazu, mehr zu wagen und zu investieren. Das bedeutet, der Konsum wird angeheizt, aber auch die Lust neue Unternehmen zu gründen, Immobilien zu kaufen, etc. Das ist der Grund, warum das Verbrauchervertrauen ein derart wichtiger Faktor bei den Konjunkturdaten ist.
Und so machen steigende Kurse Nachrichten, denn sie verbessern die Stimmung der Journalisten und erhöhen damit die Bereitschaft, wieder positiver zu schreiben und sich mehr auf positive Nachrichten zu fokussieren. Das kann zu einer positiven Rückkopplung führen.
Beides stimmt also
Um zum Anfang zurückzukommen: Sie müssen sich also immer nur fragen: Was geschieht gerade? Sind die Entwicklungen geeignet, die hier beschriebenen Prozesse anzutreiben?
Eigentlich genügt ein Blick auf die Börse
Da Sie nicht über die Research-Kapazitäten der institutionellen Anleger verfügen und die Stimmung in den Medien meisten den Kursen stark hinterherhinkt, sollten Sie auf diese nicht hören. Stellen Sie sich hinter den Markt! Das heißt:
Wenn die Kurse steigen und Sie denken, das kann doch angesichts der ganzen Krisen nicht sein, müssen Sie umschalten. Sagen Sie sich in diesem Moment, dass Kurse Nachrichten machen und spekulieren deswegen ebenfalls auf eine allgemeine Verbesserung. (Aber einen Stopp/Ausstieg einplanen, wenn es nicht so läuft wie geplant.)
Das ist übrigens eines der „Geheimnisse“ warum der Steffens Daily in den vergangenen Jahren so oft richtig gelegen hat.
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens
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