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Diese Klippe muss umschifft werden
Zunächst möchte ich auf ein Interview aufmerksam machen, das ich heute dem Deutschen Anlegerfernsehen gegeben habe und das die aktuellen Themen noch einmal zusammenfasst:
Hier der Link zu diesem Interview:
http://www.daf.fm/video/jochen-steffens-bis-7000-ist-die-welt-noch-voellig-in-ordnung-50157548.html
So langsam rückt die US-Präsidentschaftswahl immer stärker in den Fokus der Anleger. Dabei ist es mittelfristig gesehen eigentlich vergleichsweise uninteressant, wer gewinnt. Schließlich ist eines klar: Nach der Wahl muss sehr viel getan werden, um die Probleme in den Vereinigten Staaten von Amerika anzugehen.
Wir wissen aus den Theorien um den US-Präsidentschaftszyklus, dass Nachwahljahre keine besonders guten Jahre sind, da in diesem Jahr oft die unliebsamen Reformen diskutiert und dann auch beschlossen werden. Denn dann ist die nächste Wahl noch weit genug weg, und die jeweilige Regierung hofft, dass die Wähler drei bis vier Jahre später diese Reformen wieder vergessen haben.
Angesichts der Masse an Reformen und Kürzungen, die beschlossen werden müssten, könnte es somit 2013 etwas holprig werden. Wir müssen zudem davon ausgehen, dass das US-Wirtschaftswachstum zumindest in den ersten Quartalen belastet bleibt.
Die Fiskal-Klippe
Hinzu kommt, dass sich auch die sogenannte Fiskal-Klippe (fiscal cliff) nähert. Es geht dabei um das Ende von Steuererleichterungen sowie Steuererhöhungen und Haushaltsperren in einem Umfang von 500-600 Mrd. Dollar, die, sofern dagegen nichts unternommen wird, automatisch am 01.01.2013 um 0.00 Uhr in Kraft treten. Auf das US-Fiskaljahr 2013 bezogen, entspricht das ca. 4 % des Bruttoinlandsprodukts, das der US-Wirtschaft damit entzogen würde. Eine erhebliche Rezession wäre die Folge.
Wirtschaft in Deutschland zeigt erste Ermüdungserscheinungen
Aber selbst in Deutschland ist mittlerweile ein Einbruch in dem Boom der vergangenen Jahre zu erkennen. Gut, das ist nicht verwunderlich – in jedem Boom tauchen Phasen auf, in denen sich das Wachstum zwischenzeitlich verlangsamt. Sollten aber die USA tatsächlich in eine stärkere Rezession abrutschen, könnte das auch die Wirtschaftslage in Europa und der restlichen Welt unter Druck bringen.
Also jetzt alles verkaufen?
Würden wir uns in einem normalen Umfeld befinden, würde ich nun schreiben: Sie sollten so langsam anfangen, Ihre Positionen abzusichern. Aber, und das ist verrückt an der aktuellen Situation: Normalerweise reagiert eine Börse mehrere Monate im Vorfeld von Entwicklungen. Dass sich die Wirtschaft in Deutschland abschwächen wird, ist schon eine Weile zu erkennen, doch die Kurse steigen weiter. Auch die Tatsache, dass die Fiskal-Klippe in den USA droht, ist den Märkten schon länger bewusst. Doch die Märkte reagieren nicht entsprechend. Warum?
Das viele Geld und der Anlagenotstand
Es hängt unter anderem damit zusammen, dass das viele Geld nicht weiß, wohin. Die Fed und andere Notenbanken pumpen die Märkte mit Geld auf, und dieses Geld sucht verzweifelt Anlagemöglichkeiten. Da aber mittlerweile so ziemlich jede Anlageklasse angesprungen ist, bleibt tatsächlich nur der Aktienmarkt. Und das ist der Grund, warum die Kurse trotz aller Krisen und Sorgen gut unterstützt sind und sogar steigen. Es fehlen einfach die Alternativen.
Unsichere Zeiten stehen bevor
Hier stehen sich also zwei sehr, sehr starke Kräfte entgegen. Es ist nicht auszumachen, ob und welche dieser beiden Kräfte gewinnen wird. Würden diese beiden Kräfte in eine Richtung wirken, wäre die Sache klar. Dann hätten wir auch eine klare Anlageempfehlung. So aber wird es schwierig, denn in den meisten Fällen, wenn sich die großen Prognose-Fakten derart widersprechen, endet es gerne in einer volatilen Seitwärtsbewegung.
Die Crash-Gefahr, wenn die Fiskal-Klippe nicht entschärft wird
Wir müssen uns aber auch mit einem gewissen Anstieg der Gefahr eines Crashs beschäftigen. Die Märkte gehen noch davon aus, dass nach der Wahl in den USA auch eine Lösung gefunden wird, diese Fiskal-Klippe zu entschärfen. Sollte sich das nicht bewahrheiten, könnte die Anleger in den USA Geld kurzfristig in Panik geraten – das ist ein durchaus relevantes Risiko.
Druck, um die Politik zu beeinflussen
Aus diesem Grund werden Sie in den kommenden Wochen und Monaten sicherlich viele Warnungen von vielen Seiten, unter anderem auch den Ratingagenturen, hören. Die US-Ratingagentur Fitch hat damit unlängst angefangen, und schreibt, dass die Fiskal-Klippe kurzfristig das größte Risiko für die Weltwirtschaft darstelle. Sie tun das, um die Entscheider in den USA unter erheblichen Druck zu setzen, damit im Zusammenhang mit diesem Problem keine Risiken eingegangen werden. Leider führt das oft dazu, dass sich auch viele Privatanleger, die diesen Hintergrund nicht kennen, verunsichern lassen. Man muss dann einfach in den Analysen weiter lesen. So geht auch Fitch immer noch davon aus, dass es zu entschärfenden Maßnahmen kommen werde, so dass dieses Horror-Szenario nicht ihr Basis-Szenario ist. Und damit stehen sie nicht alleine da – auch das ein Grund, warum die Märkte nicht reagieren.
Das einzige, was mir etwas Sorge bereitet
So gesehen ist die Welt noch in Ordnung. Das einzige, was mir ein klein wenig Sorge bereitet, ist, dass die US-Märkte in ihrer großen Seitwärtsbewegung wieder an der oberen Begrenzung stehen und dass ausgerechnet jetzt derart relevante Risiken auftauchen und auch die schlechtere Phase im Präsidentschaftszyklus naht:
Auch wenn wir nach der alten Trend-Theorie gehen, müsste man nun die Positionen verringern und bei einer entsprechenden Topformation damit rechnen, dass die Kurse wieder zur unteren Begrenzung dieser Seitwärtsbewegung laufen.
Stellen Sie sich hinter den Markt
Aber, und damit bleiben wir bei dem, was ich immer und immer wieder wiederhole: Lassen Sie sich nicht von Emotionen beeinflussen. Wenn der S&P500 nach oben ausbrechen sollte, generiert er ein langfristig bullishes Signal. Und dann sollten Sie all diese Sorgen nach hinten stellen und mitspielen!
Man muss sich halt hinter den Markt stellen. Und bis jetzt ist noch nicht wirklich viel passiert. Dieser kleine Kursrückgang an den Märkten ist nicht relevant. Also, es gibt Gründe zur Sorge, aber diese sollten so lange nicht überbewertet werden, wie die Märkte nicht deutlichere Verkaufssignale generieren. Denn eine Hausse braucht die Mauer der Angst, an der sie immer weiter und weiter steigen kann.
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens
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US-Konjunkturdaten
Erfreulichere Nachrichten gab es vom US-Arbeitsmarkt. So sank die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe um 26.000 auf 359.000. Analysten hatten im Schnitt nur einem leichten Rückgang auf 378.000 Anträge gerechnet. Im Vier-Wochen-Schnitt sank die Zahl der Erstanträge um 4.500 auf 374.000.
Zumindest wurde der Anstieg gestoppt - allerdings beginnt nun auch die besser Zeit für den US-Arbeitsmarkt, das vierte Quartal mit dem Weihnachtsgeschäft steht an.