Nun ist klar zu erkennen, dass der DAX an dieser oberen Begrenzung des Rechtecks erst einmal gescheitert ist. Heute fällt er deutlich zurück. Die Bullen sind offenbar ins Hintertreffen geraten. Doch ist das nun der Anfang einer neuen großen Konsolidierung?
Erst einmal: Ruhe bewahren
Nach einem Anstieg von 500 Punkten in wenigen Handelstagen, von über 1.400 Punkten seit Anfang Juni und knapp 2.500 Punkten innerhalb eines Jahres sind Konsolidierungen normal.
Und wie gewöhnlich fangen solche Konsolidierungen mit einem Hammertag an, der DAX verliert knapp 150 Punkte. Der Hintergrund ist einfach: Sehr viele eher kurzfristig orientierte Trader, sowohl private als auch institutionelle, kleben mit ihren Nasen an den Monitoren und agieren höchst nervös. Natürlich sehen diese, dass sich der DAX in den vergangenen Tagen in dem Widerstandsbereich zwischen 7.400 und 7.500 Punkten festgefahren hat. Dieser Bereich hat schon im vergangenen Jahr die Kurse ein halbes Jahr lang beschäftigt. Also werden lieber mal Gewinne gesichert, statt zu viel der Performance wieder abzugeben. Und tatsächlich sind es gerade die Titel, die vorher stark zugelegt habe, die nun am stärksten verlieren.
Soweit ist also noch überhaupt nichts Schlimmes geschehen. Solche Tage sind an wichtigen Widerständen normal.
Aber wenn….
Doch natürlich kann aus einem schlechten Tag auch eine ganze Reihe von schlechten Tagen werden. Das geschieht wie folgt:
Sobald die Kurse fallen, wenn auch nur aus sehr erklärlichen Gründen (siehe oben), dann wird sich sofort die gesamte Journalisten-Riege auf die Suche nach Gründen machen. Charttechnik, nervöse Trader, alte Hochs, das alles sind keine wirklich überzeugenden Gründe für die oft fundamental ausgerichteten Börsenmedien. Also muss etwas anderes los sein. Und keine Frage, in der aktuellen Situation gibt es viele mögliche Gründe, die einen solchen schlechten Tag begründen können: Da ist der Generalstreik in Griechenland, Probleme in Spanien und Portugal und dadurch wieder steigende Renditen, die Sorge der deutschen Autobauer, dass ihnen die Absatzmärkte im Süden Europas und anderswo wegbrechen.
Aber auch der sinkende Ölpreis wird als Warnsignal gewertet (wobei ein sinkender Ölpreis doch eigentlich gut für die Wirtschaft ist). Selbst dass der Euro seit einigen Tagen unter Druck steht, wird als Grund genannt – vergessen ist, dass er zuvor massiv angestiegen ist und der aktuelle Rückgang bisher lediglich eine ganz normale Konsolidierung ist. Und komplett unpassend, angesichts dieser „erneuten“, aber eigentlich alten Sorgen, fällt auch noch das als Kriseninvest gepriesene Gold. Gut, daran ist der steigende Dollar schuld, aber es ist schon häufiger so gewesen, dass der Goldpreis mit der Entwicklung der Märkte korreliert – das wird gerne übersehen.
Nun gut, die Journalisten haben ihre Antworten gefunden. Und wer liest diese Antworten? Ja, genau Sie, und was tun Sie? Richtig, auch Sie werden nervöser.
Der Fluss der schlechten Nachrichten oder wann aus einer Konsolidierung ein Einbruch wird
Die Frage, wann aus einer normalen und gesunden Konsolidierung ein scharfer und ungesunder Einbruch wird, ist damit eigentlich auch einfach zu erklären: Nämlich dann, wenn nun weitere, genügend fundierte schlechte Nachrichten folgen, die einen erheblichen Anteil der Anleger nachhaltig erschüttern. Diese sollten am besten in schneller Reihenfolge auf den Markt treffen und von einer Qualität sein, die auch institutionelle Anleger überzeugen.
Und genau dann wird aus einer Konsolidierung ein Abwärtstrend. So einfach ist das - eigentlich. Kurse machen Nachrichten und Nachrichten wiederum Kurse.
Wie erkennt man den Unterschied
Ja, und hier wird es wieder lustig: Tatsächlich weiß niemand, zu keinem Zeitpunkt, ob es eine Konsolidierung bleibt oder eine Abwärtsbewegung wird. Okay, wenn Sie sich im Netz tummeln, werden Sie sicherlich viele, sogar sehr viele Meinungen finden, die behaupten zu wissen, was passiert und zwar absolut sicher! Sie können sich dabei eine der angebotenen Meinungen aussuchen, entweder die bullishe oder die bearishe. Dann sollten Sie in jedem Fall alle, die eine andere Meinung haben, lauthals als ahnungslose Idioten beschimpfen, andere Thesen ins Lächerliche ziehen und ganz besonders alle vernünftigen Argumente ausblenden, und schon sind Sie auf dem sicheren Weg – ins Verderben.
Was tun, wenn nichts sicher ist?
Gut, wenn ich schon nicht weiß, ob es eine Konsolidierung oder ein neuer Abwärtstrend ist, was soll ich tun?
Ganz einfach: Passen Sie Ihre Positionsgröße an die Situation an und legen Sie sich eine Strategie zurecht, wie Sie weiter vorgehen, wann Sie was verkaufen, für den Fall, dass der Markt weiter fällt.
Und hiermit sind wir beim letzten Punkt, der für den dynamischen Abverkauf verantwortlich ist: Genau das machen viele institutionelle Anleger. Diese sehen, dass der DAX nicht weiter kommt und werden vorsichtig erste Positionen verkaufen. Auch das erhöht den Verkäufsdruck.)
Die Sehnsucht nach Sicherheit
Die meisten Anleger wollen Sicherheit. Sie wollen unter keinen Umständen hören, dass es diese Sicherheit nicht gibt. Der Mensch mag das Chaos nicht, es überfordert ihn. Er will Kontrolle. Das ist der Grund, warum das menschliche Gehirn über so viele Mechanismen verfügt, sich den Unsicherheiten des Lebens nicht zu stellen. Und darum ist es auch so ein langer Prozess, bis man als Trader zu dieser Erkenntnis vordringt und dann erfolgreich wird.
Aber die eigentliche Sorge, dass angesichts dieser Unsicherheiten Spekulationen an den Börsen keinen Sinn machen, ist unbegründet. Nur wenn Sie vor sich selbst zugeben können, dass Sie nichts wissen, werden Sie sich hinter den Markt stellen. Nur dann können Sie einfach, ohne sich dabei schlecht zu füllen, wie oben beschrieben mit dem Markt agieren und schlichtweg Wahrscheinlichkeiten traden. Langfristig ist das der einzige sinnvolle Weg, um zu den Gewinnern zu gehören.
Fazit:
Lassen Sie sich nicht von den Nachrichten irritieren, so schwer es auch fallen mag. Sobald Sie das tun, gehören Sie zu dem Schlachtvieh der Börsen. Bleiben Sie kühl, ruhig und passen Sie Ihre Strategie einfach an das an, was an den Märkte passiert.
Wir befinden uns zudem immer noch in einem Aufwärtstrend, noch ist nicht die Zeit, das Depot zu räumen und auf die Short-Seite zu wechseln. Zu schnell kann der Spuk auch wieder vorbei gehen.
Sie wollen klarere Statements?
Die Target-Trend-Methode
Um ein wenig mehr Ruhe in das Spiel zu kriegen, hier der Target-Trend-Methode Chart:
Wie ich schon geschrieben habe, der Kurs kann nun bis zur blau gestrichelten Mittellinie des immer noch aktuellen Rechtecks bei 7.000 Punkten zurückfallen, ohne dass das Bild wirklich bearisher wird. Erst wenn diese Marke und im Anschluss daran die dicke grüne Aufwärtstrendlinie bricht, wird es tatsächlich leicht bearisher. Diese ersten bearishen Hinweise werden aber erst bestätigt, wenn der DAX aus dem aktuellen Rechteck herausbricht, also die 6478er Marke unterschreitet.
Zum Schluss eine Kuriosität: Interessanterweise ist genau heute der Tag, an dem der Mittelpunkt des gelben Targets liegt. Es geschieht öfters, dass entferntere Targets an diesem Zieltag noch einmal die Kurse ziehen. Das aber nur nebenbei.
Viele Grüße
Jochen Steffens
Die Börsenbriefe von Stockstreet
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