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Harte Mission für Heli-Draghi
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
die Schlagzeile des Wochenendes war sicherlich die Abstufung Frankreichs durch Standard & Poor’s, wodurch französische Staatsanleihen ihr AAA-Toprating verloren.
Abstufung mit Ansage
Allerdings war dies eine Abstufung mit Ansage, den S&P hatte diese Überprüfung bereits vor einiger Zeit angekündigt und Frankreich dabei sogar ausdrücklich als Wackelkandidaten eingestuft. Insofern kam dieser Schritt nicht unerwartet. Entsprechend gelassen reagierten die Märkte.
Diese neue Gelassenheit bezüglich neuer Negativschlagzeilen zur Schuldenkrise ist ein wichtiger Aspekt, den wir in unserem aktuellen Jahresausblick 2012 betrachten (siehe hierzu auch die obigen einleitenden Bemerkungen von Jochen Steffens).
Die Politik war weniger gelassen und erwägt nun ernsthafte Schritte, um die Macht der Ratingagenturen zu beschneiden. Finanzminister Schäuble räumte dabei zumindest ein, dass zuvor die Politik diese nun unerwünschte Macht begründete, indem sie z.B. Versicherungen gesetzlich verpflichtete, nur in ausreichend „sichere“, also gut benotete Papiere zu investieren.
Nun passt dies nicht mehr ins Konzept, also erfolgt die Rolle rückwärts. Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen...
Deflationsbekämpfung mit dem Hubschrauber: Miltons Idee, Bens Problem
Aber wenden wir uns heute einem anderen Thema zu.
Am Donnerstag erläuterte Jochen Steffens an dieser Stelle die potenziellen Probleme der EZB, genügend Geld ins System zu pumpen, nachdem sich die Schuldenkrise in Europa in den vergangenen Monaten erneut verschärfte (die jetzige Abstufung Frankreichs erschwert die Arbeit der EZB also noch!).
Er erwähnte dabei diese etwas skurril anmutende Idee, nach der die Notenbank darauf verfallen könnte, Geld aus einem Hubschrauber abzuwerfen, um es unter die Leute zu bringen. Meines Wissens geht diese Metapher auf eine Äußerung Milton Friedmans zurück, die er vor Jahrzehnten in einem ähnlichen Zusammenhang machte. Das geriet allerdings lange Zeit in Vergessenheit.
Vor ein paar Jahren Griff der jetzige Fed-Chef Ben Bernanke dieses Gleichnis auf. Prompt wurde diese Idee von den Medien ihm zugeschrieben, und er erhielt den Spitznamen „Helicopter Ben“. Inzwischen wird beinahe jeder Notenbanker, der gegen eine Deflation kämpft, gedanklich in einen Hubschrauber gesetzt, um daraus Geld abzuwerfen.
Fliegen auch Drachen mit Hubschraubern?
In Jochen Steffens‘ Artikel war es diesmal EZB-Chef Mario Draghi, was insofern eine besondere Note erhält, da Draghi so viel wie „Drache“ bedeutet.
Und in der Tat hat Herr Draghi möglicherweise ein kleines Geldmengenproblem, denn aktuell ist das Wachstum der Geldmenge M1 (= Bargeld und Sichteinlagen, also z.B. Guthaben auf Girokonten) in der Eurozone wieder einmal auf einem Tiefstand (siehe Grafik):
Quelle: EZB
Nur in der Finanzkrise 2008 war das Geldmengenwachstum geringer. Aber immerhin, wir haben derzeit noch ein Wachstum in ungefährer Höhe der Inflationsrate. Vielleicht wäre in diesem Fall eine kleine Geldspitze aber trotzdem hilfreich, doch lässt sich dies mit einem Hubschrauber bewerkstelligen?
Eine kleine Geldspritze für Bürger und Verbraucher
Zunächst müssten wir uns (bzw. die EZB sich) klarwerden, welche Summe man sinnvollerweise dafür aufwendet. Zu klein darf sie nicht sein, dann bleibt der gewünschte Effekt aus, aber natürlich muss man sie aus naheliegenden Gründen nach oben begrenzen.
Tausend Euro pro Person scheint eine vernünftige Größenordnung zu sein. Von 4.000 €, die eine vierköpfige Familie auf diese Weise erhielte, würde sicherlich ein ordentlicher Teil davon gleich wieder in den Konsum wandern. Bei aktuell rund 330 Millionen Einwohnern in der Eurozone (Stand 2011 nach Schätzungen des IWF) müsste die EZB also mal eben 330 Mrd. € locker machen. Das klingt viel, ist aber immerhin weniger als die 489 Mrd. €, welche die EZB im Dezember den Banken für drei Jahre spendiert hat.
Welches Scheinchen hätten Sie denn gern?
Bevor wir aber nun das frisch gedruckte Geld überstürzt in einen Hubschrauber packen, sind allerdings einige Vorüberlegungen hilfreich: Zum Beispiel über die Art der Geldscheine. Zu kleine Stückelungen treiben den Aufwand für die Verteilung in die Höhe. Zu große Scheine haben aber ebenfalls ihre Tücken. Welche Tankstelle und welche Bäcker nimmt heutzutage noch 200- oder gar 500-Euro-Scheine?
Wenn wir also wollen, dass das gute Geld auch tatsächlich möglichst reibungslos unter die Leute kommt, dann sollten wir eine gängige Zahlungseinheit wählen. In diesem Fall ist also wohl der gute alte 100-Euro-Schein die erste Wahl.
Nach dem wir diesen wichtigen Punkt geklärt haben, können wir uns in die Niederungen der praktischen Ausführung begeben.
Praktisch gedacht
Da ist zunächst die Frage, wie wir dieses Geld lagern und transportieren, bis es Herr Draghi mit dem Hubschrauber verteilt. Im Transportwesen ist die sogenannte Europalette das Maß der Dinge. Sie hat knapp einen Quadratmeter Fläche, worauf bei optimaler Verteilung genau 73 Bündel 100-Euro-Scheine à 100 Scheine passen.
Das sind 730.000 €, was im Klartext bedeutet, dass wir noch nicht einmal eine lumpige Million pro Lage unterbringen (das kann also noch heiter werden!). Allerdings wiegen diese 73 Hunderter-Bündel bereits rund 7,5 kg.
Aber gut, wir können ja mehrere Lagen auf die Palette packen. Bei der üblichen Beladungshöhe von einem Meter sind das 66 Lagen. Damit hätten wir schon mal 48,18 Millionen Euro auf der Palette, die dann knapp 500 kg, also eine halbe Tonne wiegt!
Über 3000 Tonnen Geld müssten verteilt werden!
Achtundvierzig Millionen sind zwar eine ganze Menge, aber um auf die Gesamtsumme von 330 Milliarden zu kommen, brauchen wir demnach 6.850 Paletten oder 3.366 Tonnen! Doch nicht nur das Gewicht ist ein Problem, auch die Frage, wo wir diese Paletten unterbringen sollen, ist schwierig zu beantworten. Denn sie benötigen fast die Fläche von der Größe eines Fußballfeldes!
Trotzdem haben wir damit das Geld noch lange nicht in einem Hubschrauber. Bei dieser Menge kommen wir mit einem ADAC-Rettungshubschrauber nicht aus. Auch kleinere Transporthubschrauber mit 2000 bis 4000 Kilogramm Nutzlast bringen uns nicht weiter.
In diese passen dann höchsten vier bis acht Paletten hinein. Das würde bedeuten, dass der arme Herr Draghi schlimmstenfalls mehr als 1.700 Flugeinsätze zu absolvieren hätte, bevor er das Geld unter die Leute gebracht hat. Bei einer durchschnittlichen Flugdauer von 3 Stunden wäre er bei einem normalen Achtstundentag und optimalen Witterungsbedingungen satte 21 Monate am Stück in der Luft und hätte dabei weitere 900.000 Euro allein für Flugbenzin ausgegeben...
Nur das Beste ist für die EZB gut genug
Das geht natürlich nicht, und daher müssen wir auch hier klotzen und nicht kleckern. In Frage kommt also nur der weltweit größte Transporthubschrauber, die russische Mi-26, die immerhin rund 20.000 kg (also 20 Tonnen) Nutzlast aufnehmen kann. Das sind schon mal 40 Paletten, womit die Zahl der Flüge auf überschaubare 172 schrumpft.
Zwar steigen die Kerosinkosten auf rund 1,3 Mio. Euro, aber dafür werden Gerät und Personal auch nur für rund 65 Tage oder etwa ein Vierteljahr benötigt, was die „Verteilungskosten“ insgesamt senken dürfte.
Dennoch ist das Abwerfen von Geld, wie Sie nun gesehen haben, insgesamt ein höchst aufwendiges Projekt. Erwarten Sie also nicht, dass demnächst EZB-Präsident Mario-Draghi aus einem Hubschrauber über Ihrem Kopf Geld abwerfen wird...
Und jetzt sind Ihre Ideen gefragt!
Ach ja, nachdem wir nun hiermit den „Hubschrauber-Mythos“ offiziell beerdigt haben, bleibt ja immer noch die Frage offen, wie die EZB am geschicktesten das Geld unter die Leute bringt. Falls Sie einige praktikable und einfacher durchzuführende Ideen haben, dann schreiben Sie uns an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Die besten, witzigsten, skurrilsten, ... Vorschläge werden wir hier veröffentlichen.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
PS: Mehr Info zu unserem Jahresausblick 2012 finden Sie hier…